25.04.2024

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20.11.20 / Aus den Landesgruppen der Landsmannschaft Ostpreußen e.V.

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 47 vom 20. November 2020

Aus den Landesgruppen der Landsmannschaft Ostpreußen e.V.

Bayern

Vorsitzender: Christoph Stabe Ringstraße 51a, App. 315, 85540 Haar Tel.: (089)23147021 stabe@low-bayern.de, www.low-bayern.de

Landeskulturtagung in Ansbach  

Landesgruppe – Während sich zum Reformationswochenende am „Corona-Horizont“ dunkle Wolken aufbauten, da in der Nacht von Sonntag auf Montag der nächste „Teil-Lock-Down“ in Kraft treten sollte, klarte sich der Himmel über der mittelfränkischen Markgrafenstadt Ansbach, immer mehr auf.

Die Landeskulturtagung fand nicht, wie in der Vorjahren, im Deutschordensschloss in Ellingen statt. Dieses Jahr musste – corona-bedingt – ein Ort gewählt werden, an dem die Abstandsvorgaben problemlos eingehalten werden konnten. Daher lag es nahe, die von der Bach-Woche und den Rokoko-Festspielen bekannte Orangerie in Ansbach auszuwählen, zumal es im gleichen Gebäude auch ein Restaurant gibt. Idealerweise waren damit Kultur und die kulinarische Versorgung zu jedem Zeitpunkt gesichert.

Die Herbstsonne tauchte den romantischen Garten der Orangerie, in ein wunderbares Licht. Die goldgelben Sonnenstrahlen spiegelten sich im Laubgold der Blätter, und das bei einem leuchtend blauen Himmel. Man war geneigt zu meinen, das Wetter sei zu schön, um im Inneren der Orangerie einer Tagung beizuwohnen. Glücklicherweise hingen gleich mehrere gute Sterne über dieser Landeskulturtagung, denn es spielte nicht nur der Wettergott mit, sondern auch Fortuna. Bedingt durch die Corona-Beschlüsse der Bundesregierung bestand am Reformationswochenende die letzte Möglichkeit, eine Versammlung mit 50 Teilnehmern durchzuführen. Wie schon in den Vorjahren waren die Themen und Referenten, die der Landeskulturreferent Dr. Jürgen Danowski auswählt hatte, wieder von erlesener Qualität. 

Untypisch für Preußen begann die Tagung mit einigen Minuten Verspätung – hatten sich doch viele Teilnehmer umständehalber über einen langen Zeitraum nicht mehr gesehen. Verständlich war daher die Wiedersehensfreude und der angestaute Kommunikationsbedarf musste „abgearbeitet“ werden. Es bedurfte daher der Mahnung und Erinnerung des Kulturreferenten, an eine urpreußische Tugend, nämlich die der Pünktlichkeit, bis endlich alle ihre Plätze eingenommen hatten und Ruhe im Saal war, so dass Dr. Danowski die Tagung eröffnen konnte.

Der Begrüßung folgte ein Ritt durch preußische und Preußen betreffende Literatur. Unter den vielen genannten Autoren waren u.a. der in Memel geborene Armin Mueller-Stahl und der aus Jäglak in Masuren stammende Armin Surminski. Dr. Danowski beschränkte sich nicht nur auf die Vorstellung einer Vielzahl von Büchern samt Leseempfehlungen, sondern engagierte auch zwei Damen, die auszugsweise aus den Büchern der vorgenannten Autoren vorlasen.

Der Literatur folgte bebilderte Kost aus Königsberg. Herr Jörn Pekrul, angereist aus Berlin, bot eine Vielzahl aktueller Fotos aus Königsberg an. Unverkennbar ist, dass die neuen Bewohner der Pregelstadt sich in vielen Bereichen der Architektur auf das Vorkriegs-Königsberg zurückbesinnen. Eine Vielzahl noch bestehender Denkmäler wurde erhalten und oftmals in vorbildlicher Weise renoviert. Es werden sogar Gebäude nach alten Vorlagen wieder errichtet, wie zum Beispiel im Zoo, wo das im Krieg zerstörte Löwengebäude neu errichtet wurde. Heute jedoch dient es nicht mehr als Großkatzengehege, da es nicht genügend Auslauf bieten würde. Dafür dient das Gebäude nun als Voliere.

Auch die neu errichteten Gebäude entlang des Pregels erinnern im Baustil an die Vorkriegsbebauung, wenngleich hinzugefügt werden darf, dass bei der Fassadenbemalung manchmal zu tief in den Farbtopf „geguckt“ wurde. Zweifellos darf der Schluss gezogen werden, dass das alte Königsberg wieder zum Leben erweckt wird. Es gibt Denkansätze, das Schloss wiederzuerrichten, sicherlich in einem neuen Gewand, aber auch diese Bestrebung zeigt, dass man die Kultur, die Geschichte und das Erbe Königsbergs zu einem wesentlichen Bestandteil seiner neuen Bewohner machen möchte.

Ans Eingemachte und unter die Haut ging es nach der Mittagspause mit einer ergreifenden Biographie und Buchvorstellung. Henriette Piper aus Solingen hat ein Buch über ihren Großvater geschrieben, mit dem Titel „Der letzte Pfarrer von Königsberg“. 

Frau Piper begann ihren Vortrag dort, wo ein jedes Leben beginnt, nämlich mit der Geburt ihres Großvaters und dessen Eltern; der passende Einstieg um das Wesen und den Charakter eines Menschen darzulegen, der zu allen Zeiten und Situationen seines Lebens  Mut und nicht zu brechende Charakterstärke bewies, wie u.a. die vielen Vorladungen bei der Gestapo zeigten. Auch als der britische Bomberangriff im August 1944 sein Haus mit all den anderen Häusern im Löbenicht in Schutt und Asche legte, verzagte er nicht, sondern kümmerte sich weiter um seine Gemeinde und die, die in Not waren, wobei er und seine Familie diese Not mit all den anderen armen Menschen teilte.

Als am 8. April 1945 der letzte Flüchtlingszug Königsberg verließ, war sein Platz nicht dort, sondern in seiner vom Krieg zerstörten Heimatstadt. Bis 1948 sollte er zu-sammen mit seiner Frau unter größten Entbehrungen in Königsberg arbeiten und die geschundenen Menschen dort seelisch betreuen, bis beide in den Westen ausreisen durften. Im Westen und in Freiheit angekommen, blieb Pfarrer Linck unbeirrbar und geradlinig seinem Denken treu. Eine Vermengung von Politik und Kirche durfte es weder in den Jahren des Nationalsozialismus geben, und ebensowenig im Nachkriegsdeutschland. Dieser Mann, von typisch preußischer Geradlinigkeit und Haltung geprägt, griff auch zur Feder; es folgten in den Nachkriegsjahren mehrere Buchveröffentlichungen.

Pfarrer Hugo Lincks Wirken verdient höchste Anerkennung und Achtung, auch seiner Enkeltochter sei großes Lob gezollt, denn in kaum vorstellbarer Kleinarbeit arbeitete sie sich durch über 1000 Briefe ihres Großvaters, die, um der Zensur zu entkommen, oftmals verschlüsselte Informatio-nen enthielten, als er diese von der besetzten Heimat in den freien Teil Deutschlands schickte.

Mit der nächsten Präsentation wurde der Bezug zur Gegenwart mittels des Vortrages von Frau Gabriela Blank aus Ansbach wieder hergestellt. Frau Blank ist seit kurzer Zeit Wahl-Ansbacherin mit polnischen Wurzeln. Ausführlich stellte sie die Partnerschaft des Bezirks Mittelfranken mit der Woiwodschaft Pomorskie anhand von Zahlen und Bildmaterial dar. Diese Partnerschaft erfasst alle Ebenen des Lebens, von gemeinsamen Feuerwehrübungen, über Touristik bis zu Städtepartnerschaften. Ja, sogar das Fahrradfahren kommt nicht zu kurz; eine Fahrradgruppe aus Mittelfranken machte sich – per Zweirad – auf den Weg nach Pommerellen und legte hierbei über stolze 1200 km zurück.

Von den vielen bemerkenswerten Punkten dieses Vortrags ist einer besonders herauszustellen, nämlich dass diese Partnerschaften stark personengebunden sind. Allein das Besiegeln einer Partnerschaft und der Austausch einer entsprechenden Partnerschaftsurkunde allein reicht nicht aus – die Partnerschaft muss mit Leben gefüllt werden. Genau hier ist das individuelle Engagement von großer Bedeutung. Leider, auch das belegen die Zahlen, folgt oftmals einer anfänglichen Euphorie eine gewisse Stagnation, ja sogar ein Abflauen der Aktivitäten ist zu beobachten. 

Der letzte Vortrag von Herrn Gerhard Frank aus Lauf an der Pegnitz – er war in den 90er Jahren Landesvorsitzender der Jungen Ostpreußen in Bayern – entführte die Tagungsteilnehmer in die kältesten Realitäten unseres Planeten. Herr Frank ist Chef-Techniker auf dem modernen, in Deutschland gebauten Forschungseisbrecher „Polarstern“.

Mit eindrucksvollen Bildern aus der Nord - wie aus der Südpolarregion wurde das Publikum in den Bann gezogen. Die Betrachter tauchten in eine unbekannte Welt ein, in der Temperaturen bis zu –45° Celsius herrschen. Die Luft kann so trocken sein, dass die Gefahr besteht, dass man die Kälte nicht mehr unmittelbar wahrnimmt, was zu Erfrierungen führt, ohne dass die Warnsignale des Körpers es rechtzeitig mitteilen.

Nicht nur wetterbedingt sind diese Expeditionen gefährlich, auch bei Erkundungen an Land bzw. auf dem Eis müssen „Eisbär-Wächter“ alle Augen offen halten, damit unliebsame, ja lebensbedrohliche Begegnungen mit diesem vermeintlichen Kuscheltier vermieden werden. Hochinteressant war der Bericht über eine Veränderung der Geruchswahrnehmung bei Crew-Mitgliedern im Anschluss an die Polarreisen. Die Polarregionen sind für den Menschen nahezu geruchsfrei, folglich nimmt man Gerüche nach dem Verlassen der Zonen des ewigen Eises mit viel größerer Intensität war.

Natürlich gab es auch eine Fülle an technischen Informationen, wie zum Beispiel dass die Polarstern eine Maschinenleistung von 20.000 PS hat und mit zwei Helikoptern bestückt ist. Mögen die technischen Daten und die Forschungsergebnisse beeindruckend und von großer Wichtigkeit sein, am beeindruckendsten waren jedoch die großartigen Fotos aus einer Gegend, in der es außer Wasser, Eis, Himmel und Wolken für das Auge „eigentlich“ nur wenig zu sehen gibt.Ralf Loos

Hof – Nachdem wegen der zweiten Corona-Welle die Novemberveranstaltung leider abgesagt werden musste, setzte der Vorstand der Landsmannschaft der Ost- und Westpreußen, Kreisgruppe Hof, seine Themenreihe „Sehnsuchtsorte in Ost- und Westpreußen“ fort. 

Vorsitzender Christian Joachim berichtete über seinen Geburtsort. Königsberg war seit 1724 die Königliche Haupt- und Residenzstadt in Preußen. Die Stadt, seit 1946 Kaliningrad genannt, liegt im Südosten der Halbinsel Samland in der Pregelniederung. Bis 1945 war Königsberg als Hauptstadt der preußischen Provinz Ostpreußen deren kulturelles und wirtschaftliches Zentrum. Mit der Reichsgründung wurde sie 1871 zur nordöstlichsten Großstadt des Deutschen Reiches. Im April 1945 fiel die durch zwei verheerende britische Luftangriffe schon 1944 weitgehend zerstörte Stadt nach schweren Kämpfen in die Hand der Roten Armee. 

Durch das Potsdamer Abkommen wurde Ostpreußen mit den anderen deutschen Gebieten östlich der Oder-Neiße-Linie von Deutschland abgetrennt. Das nördliche Ostpreußen mit der Provinzhauptstadt Königsberg kam unter sowjetische Verwaltung und wurde militärisches Sperrgebiet. Die nach Kriegsende in Königsberg verbliebene Zivilbevölkerung, welche die Anfangszeit der sowjetischen Besatzung überlebt hatte, wurde bis 1948 in die Sowjetische Besatzungszone abgeschoben. Danach wurde die ehemals deutsche Stadt wie das gesamte nördliche Ostpreußen in der Nachkriegszeit mit Menschen aus verschiedenen Teilen der Sowjetunion neu besiedelt. 

Heute ist die Oblast Kaliningrad mit der Hauptstadt Kaliningrad eine Exklave Russlands, die im Süden an Polen und im Norden und Osten an Litauen grenzt. Bekannt ist und bleibt die Stadt durch wichtige Persönlichkeiten. Die Dichterin Agnes Miegel, der Philosoph Immanuel Kant und die Künstlerin Käthe Kollwitz wurden hier geboren. Kant ist es auch zu verdanken, dass der Königsberger Dom immer noch steht. Seit Langem gehört es zu den Ritualen für Brautpaare in Kaliningrad, am Tage der Hochzeit Blumen am Grabmal Kants niederzulegen. Deshalb gilt Kant als der „Retter des Königsberger Doms“. Die Tatsache, dass sich Kants Kenotaph am Dom befindet, trug maßgeblich dazu bei, die geplante Sprengung der Domruine zu verhindern. 

Auch kulinarisch ist die ehemalige Hauptstadt Ostpreußens bekannt. Königsberger Klopse, auch Saure Klopse genannt, sind eine ostpreußische Spezialität aus gekochten Fleischklößen in weißer Sauce mit Kapern. Das geplante Essen dieser Spezialität in der Altdeutschen Bierstube, Hof, am 14. November 2020 musste leider entfallen.


Hamburg

Erster Vorsitzender: Hartmut  Klingbeutel Geschäftsstelle: Haus der Heimat, Teilfeld 1, 20459 Hamburg, Tel. (040)34 63 59, Mobiltelefon (0170)3102815

„Was lange währt wird endlich gut!" - Ostpreußentracht neu im Haus der Heimat/Trachtensaal

Dank der Vorarbeit unserer unver-gessenen Ursel Zimmermann, wurde am 11. November in die „historische Trachtenreihe“ eine originale ostpreußische Frauentracht in die anderen Trachten mit eingereiht. 

Mit Energie gelang es unserer richtigen Königsbergerin Christel Neumann, eine neue Modellpuppe zu beschaffen. Walter Bridszuhn und Gisela Prüß halfen dabei. 

Es gelang Neumann, Gisela Prüß nebst Vorsitzendem Hartmut Klingbeutel sowie mit Hilfe des LvD-Vorsitzenden Willibald Piesch, diese Neuanschaffung liebevoll in die den Trachtensaal schmückenden Volkstrachten der Schlesier, Siebenburger Sachsen und Oberschlesier mit einzureihen. Wir betonen aber auch, somit einen hanseatischen Beitrag zur „Karnevalszeit in der rieselregennassen Hansestadt“ erbracht zu haben... 

Sollte die „Corona“ endlich besiegt sein, laden wir nicht nur die PAZ-Leser mit Familien, sondern interessierte Gäste zum Besuch und zu einem „Pillkaller“ ein... 

Mutmachend grüßen herzlich die Ostpreußen mit Familien der Landsleute der Freien und Hansestadt Hamburg. 

Landesverband der vertriebenen Deutschen e.V. in Hamburg


Hessen

Vorsitzender: Ulrich Bonk Stellv. Vorsitzender:: Gerhard Schröder, Engelmühlenweg 3, 64367 Mühltal, Tel. (06151)148788

Landeskulturtagung 

Landesgruppe – Im Oktober 2020 fand in Wiesbaden-Naurod die im Frühjahr abgesagte Landeskulturtagung der Landsmannschaft der Ost- und Westpreußen mit einem umfangreichen Programm statt.

Nach der Begrüßung durch den Landesvorsitzenden der LOW Hessen, Ulrich Bonk, überbrachte die Landesbeauftragte für Heimatvertriebene und Spätaussiedler, Frau Margarete Ziegler-Raschdort, die Grüße der Hessischen Landesregierung. Sie dankte dem Landesvorsitzenden für die Einladung und sprach ihm für seine Arbeit in der Landsmannschaft ihre besondere Anerkennung aus. Die Kulturtage seien ein gelungener und wichtiger Beitrag zum Erhalt des Erbes der Vertreibungsgebiete, die von der Landesregierung gefördert werden. Die Hessische Landesregierung begreift die Unterstützung der Gedenk- und Kulturarbeit nicht lediglich als Pflichtaufgabe sondern als Herzensangelegenheit. Dies hat sie in diesem Jahr mit der Erhöhung der Fördermittel um 50% für die Vertriebenen- und Spätaussiedlerarbeit unter Beweis gestellt.  Mit dieser eindrucksvollen Ausweitung der Unterstützung beweist die Hessische Landesregierung auch 75 Jahre nach Flucht und Vertreibung, dass sie den im § 96 des Bundesvertriebenengesetzes festgeschriebenen Auftrag sehr ernst nimmt. Dies geschieht leider nicht in allen Bundesländern. 

Ein weiterer Programmpunkt war das Wappentier „der ostpreußische Elch“ über den Hans-Joachim Naujoks mit eindrucksvollen Lichtbildern sprach. 

Auch die Landesfrauenreferentin der Ost- und Westpreußen,  Karla Weyland, zeigte und kommentierte Lichtbilder von „Posen und dem Posener Land“. 

Der ehemalige Fraktionsvorsitzende der CDU im Hessischen Landtag, Dr. Christean Wagner, referierte über „70 Jahre Charta der Deutschen Heimatvertriebenen“ und lobte es als bedeutendes Dokument der Versöhnung in der deutschen Nachkriegsgeschichte. 

Thema von Ulrich Bonk war „die Volksabstimmung in Ost- und Westpreußen am 11. Juli 1920“.  In beiden Abstimmungsgebieten stimmten die Wahlberechtigten mit überwältigender Mehrheit  von 97,5 % bzw. 92,4 % für den Verbleib ihrer Heimat bei Deutschland. 

Den Abschluss des ersten Tages der Kulturtagung bildete der in Versform vorgetragene  Text von Karla Weyland über „Die dumme Gans“.

Der zweite Tag begann mit einem Vortrag von Gerd-Helmut Schäfer über „Memelland - wo Deutschland sein Ende hat“. Er schilderte eindrucksvoll mit Lichtbildern die geschichtliche und wechselhafte politische Entwicklung dieses östlichen Gebietes des deutschen Reiches. 

Einen weiteren  Tagungsbeitrag bildeten die Lichtbilder von Werken des ostpreußischen Malers Günter Skrodzki aus Angerburg, die von Dietmar Balschun erklärt und gezeigt wurden.

Von den Anfangsjahren „des Lagers Friedland“ bis zu dem Empfang der letzten Kriegsgefangenen aus Russland zeigte und erklärte Historiker Dr. Christopher Spatz, ergreifende Lichtbilder aus seinem Buch „Heimatlos“ (Friedland und die langen Schatten von Krieg und Vertreibung).

Zum Abschluss dankte Landesvorsitzender Ulrich Bonk  dem Schatzmeister, Kuno Kutz, für die hervorragende Organisation und dem Ablauf der gut besuchten und nach dem Corona Konzept durchgeführten Tagung.

Gerhard Schröder

stellv. Landesvorsitzender 

der LOW Hessen


Mecklenburg-Vorpommern

Vorsitzender: Manfred F. Schukat, Hirtenstraße 7 a, 17389 Anklam, Tel.: (03971) 245688

Dreifaches Gedenken zum Volkstrauertag 2020

Anklam – Am 15. November 2020 war Volkstrauertag, diesmal aber ganz anders als sonst. Wegen der Corona-Schutzverordnungen durften öffentliche Gedenkveranstaltungen nicht stattfinden. Seit 25 Jahren legt die Landsmannschaft Ostpreußen, Landesgruppe MV in Anklam Kränze und Gebinde am Gedenkstein für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft, Flucht und Vertreibung nahe dem Steintor in Anklam nieder. Das war diesmal nur mit je 2 Personen erlaubt. 

Dennoch kamen gegen 10.30 Uhr außer Manfred Schukat und Friedhelm Schülke auch der Landtagsabgeordnete Dr. Matthias Manhei, die beiden CDU-Stadtvertreter Steffen Göritz und Hannes Campe sowie Stadtvertreter Friedrich Baumgärtner und legten jeweils ein Blumengebinde nieder.

Danach ging es zur Gedenkandacht der Evangelischen Kirchengemeinde Anklam um 11:15 Uhr am ehemaligen Wehrmachtsgefängnis und am Nachmittag zur Kriegsgräbergedenkstätte des Landes Mecklenburg-Vorpommern auf dem Golm / Usedom. Auch dort durfte keine öffentliche Gedenkveranstaltung stattfinden. Einige der ständigen Besucher kamen trotzdem zur sonst üblichen Zeit gegen 14 Uhr, darunter der SPD-Kreistagsabgeordnete Dr. Günter Jikeli, die beiden Leiter der Jugendbegegnungsstätte Kamminke, Kinga Sikora und Mariusz Siemiatkowski, sowie Vertreter des Landkreises Vorpommern-Greifswald und einige andere spontane Besucher. Verbindend für dieses dreifache Gedenken war jeweils das gemeinsam gesprochene Vaterunser - wenn auch auf Abstand und mit Mundschutz.

Manfred Schukat


Thüringen

Vorsitzende: Edeltraut Dietel, August-Bebel-Straße 8 b, 07980 Berga an der Elster, Tel. (036623) 231414

Frauenehre und Schwesterngrab

Landesgruppe – Vielleicht können wir uns noch an die Schulzeit erinnern, als wir lernten, dass „Homonyme“ Wörter sind, die sowohl gleich geschrieben als auch gleich ausgesprochen werden, jedoch unterschiedliche Bedeutungen haben. Nehmen wir als Beispiel das Homonym „Schwester“: Da fallen uns sofort die beiden Bedeutungen „(Kranken-)Schwester“ und die „Verwandte“ (mit dem Gegenbeispiel: „Bruder“) ein.

Und so nähern wir uns dem schlimmen Inhalt dieses Textes, der verbunden ist mit dem sogenannten „Schwesterngrab“ auf dem Mohrunger Friedhof. Unsere kleine Delegation vom BdV Thüringen aus Erfurt von der Arbeitsgruppe „Jugend und Schule“ hat diese Stätte der Mahnung während der Herderwoche besucht.

Vorherige und spätere Informationen zu diesem Grab lassen – unabhängig von den unterschiedlichen Angaben hierzu – erfassen, dass dies ein Ort ist, der nicht nur mit dem Tod, sondern vor allem mit den Ursachen für dieses Sterben der hier bestatteten Krankenschwestern verknüpft ist. Diese Ursachen liegen in den Schrecknissen des zunächst brutal nach Osten getriebenen deutschen Eroberungskrieges und dann in der Rückkehr der Verwüstungen und unmenschlichen Verhaltensweisen der auch Mohrungen erreichenden siegreichen und hassenden russischen Truppen. Sicher waren bei deren Untaten ebenfalls derartige Sätze anspornend wie: „Brecht mit Gewalt den Rassehochmut der germanischen Frauen. Nehmt sie als rechtmäßige Beute.“

Bei solchen verbrecherischen Formulierungen im „Schändungsaufruf“ ist es – bezogen auf das Menschenrecht – letztlich zweitrangig, wem diese Sätze zugeschrieben werden, ob einerseits dem russischen Schriftsteller und Journalisten Ilja Ehrenburg oder andererseits den Führern der deutschen  Durchhaltepropaganda in ihrer perfidesten Form und Gestaltung. Entscheidend ist: Für Schändung darf es keine Akzeptanz geben! Weder in Kriegs- noch in Friedenszeiten. Deshalb ist das Mohrunger „Schwestergrab“ mehr als eine Grabstätte des 2. Weltkrieges. Dieser Ort ist ein immerwährendes Mahnmal: Frauen gebären Kinder nicht für das gegenseitige Töten. Frauen sind Träger des Lebens. Auf keinen Fall dürfen sie Opfer von Hass werden.

Das „Schwesterngrab“ führt den Anwesenden zu diesen und anderen Gedanken und Erkenntnissen. Gehen Sie nach Möglichkeit auch dorthin, fühlen Sie mit und lassen Sie sich beeindrucken!

Die Selbsttötungen von den vermuteten 26 Krankenschwestern erinnert – greifen wir auf die Literatur zurück – an einen Teil des Rütli-Schwures, wie ihn Friedrich Schiller formuliert: 

„Wir wollen frei sein, wie die Väter waren, eher den Tod, als in der Knechtschaft leben.“ 

Und demgemäß wählen die Schwestern den Freitod; nicht nur Knechtschaft unter dem Sieger  fürchtend, sondern vor allem Vergewaltigung. 

Das Geschehen um das „Schwesterngrab“  ist furchtbar grausam und inspiriert zugleich zu unterschiedlichen Darstellungen, vielleicht zu Spekulationen. Und Augenzeugen können nicht mehr gründlich zu dem Vorfall befragt werden.

Die polnische Zeitung „Gazeta Olsztynska“ vom 2. Juni 1989 stellte ihre Leser vor die Frage „Massenselbstmord oder Verbrechen?“ Dies geschah im Zusammenhang mit einer erschütternden Entdeckung Ende Mai 1989: Bauarbeiter fanden bei Erdarbeiten am Krankenhaus in Mohrungen Gebeine von 13 Personen, darunter von einem Kind. Kämme, Haarnadeln usw. ließen vermuten, dass hier vor allem Reste von Frauenleichen entdeckt worden waren. Laut Anweisung wurden deren sterbliche Überreste geborgen und beerdigt. In Mohrungen und in der Umgebung zirkulierte die Kunde, dass bis zum Einmarsch der Roten Armee in dem Krankenhaus Ordensschwestern gearbeitet hätten und viele aus Angst kurz vor dem Eintreffen der sowjetischen Soldaten Selbstmord begangen hätten. Schließlich bekennt die Zeitung: Wir wissen nicht genau, was geschehen ist. Faktenmaterial exis-tiert nicht, und Personen, die Aus-sagen über das schreckliche Vor-kommnis treffen könnten, sind nicht mehr aufzufinden. 

Aber es gibt dann doch noch Details, und zwar von einer Augenzeugin, nämlich der damals im Krankenhaus Mohrungen tätigen Krankenschwester E. Ockel. Ihre Informationen wurden in den „Mohrunger Heimatkreis-Nachrichten“, im 32. Jahrgang, der 99. Ausgabe, zu Ostern 2003, S. 13, veröffentlicht, und zwar unter der Überschrift „ Als Krankenschwester von Mohrungen nach Sibirien“. Dort erfahren wir zu unserem Problem:

„Am 27. Januar haben wir einen Teil unserer besten Schwestern verloren, die durch das Geschehen der letzten Tage und Wochen so zermürbt waren, dass sie beschlossen hatten, freiwillig aus dem Leben zu gehen. Trotz ernstester Bemühung waren sie von diesem Entschluss nicht abzubringen.“

S. Krause, früherer Kreisvertreter der Kreisgemeinschaft Mohrungen e.V., formulierte damals u.a. diese gravierenden Nachbemerkungen zu dem obigen Artikel: „Entsprechend diesem Bericht müssen wir unsere bisherige Vorstellung revidieren, dass in dem Schwesterngrab in Mohrungen 

26 Schwestern liegen. Schwester Elisabeth Ockel berichtet von 

15 Schwestern, 2 Krankenwärtern, 4 Angestellten des Mohrunger Kreiskrankenhauses und einer weiteren Person, die sich damals das Leben nahmen. Andere Augenzeugen, die bei der Umbettung der Toten zugegen waren, berichten, dass in dem Grab noch weitere Personen beerdigt sind, so auch ein Kind. Es ist heute kaum noch möglich, deren Identität festzustellen.“

Bei unserem letzten Besuch in Mohrungen 2020 hörten wir gar noch diese aufregende Variante dieses Geschehens: Krankenschwestern des Mohrunger Krankenhauses hätten gemeinsam Gift genommen und sich dann aus dem Fenster in den Tod gestürzt.

Oder auch das Grausig-Unvorstellbare wurde in Mohrungen erzählt: Die Schwestern hätten sich auf dem Krankenhausboden wegen der Russenmisshandlungen vergiftet und die Russen hätten die gefrorenen Leichen aus dem Bodenfenster geworfen.

Was wirklich wie geschah, bleibt wohl ein Geheimnis. In jedem Fall sollte es aber eine ewig wirkende Warnung sein und dies in viele Richtungen.

Dr. Christine Manthey, 

Prof. Dr. habil. Fred Manthey