19.04.2024

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20.11.20 / Marschall – Schlosshauptmann – Pilger / Peter von Kameke – Epitaph in Köslin

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 47 vom 20. November 2020

Marschall – Schlosshauptmann – Pilger
Peter von Kameke – Epitaph in Köslin
D. Jestrzemski

Das Epitaph des Gutsbesitzers Peter von Kameke (1541–1613) befand sich bis 1945 in der Dorfkirche zu Lassehne, Landkreis Köslin. Es zeigt Peter von Kameke geharnischt und mit langem Pilgerbart, dazu mit seinen Pilgerabzeichen auf den ledernen Schulterbändern: das fünffache Jerusalemskreuz mit dem darüber gelegten Buchstaben X (das griechische Chi für Christus) als Teil des Christusmonogramms und ein halbes sogenanntes Katharinenrad mit Ritterschwert. Letzteres war ein Abzeichen für europäische Jerusalempilger, die auch zur Geburtskirche in Bethlehem gereist waren. Die Berechtigung zum Tragen dieses Abzeichens wurde den Pilgern von den Mönchen des Katharinenklosters zu Bethlehem nach Entrichtung einer Spende gewährt. 

Als Rat des pommerschen Herzogs Bogislaw XIII. trug Peter von Kameke die Titel „Marschall“ und „Schlosshauptmann“, was auf dem Epitaph eingemeißelt worden ist. Die Pilgerabzeichen wiesen ihn außerdem als Jerusalems- und Bethlehempilger aus. 

Das Epitaph wurde nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs durch polnische Historiker vor der Zerstörung bewahrt, bevor die Kirche später abgebrochen wurde. Es befindet sich seitdem in der Marienkirche von Köslin [Koszalin]. 

Mühsame Reise durch die Wüste 

In Bethlehem waren die Franziskanermönche vom Katharinenkloster die Hüter der Geburtskirche zu Bethlehem. Vermutlich folgten sie im 16. Jahrhundert dem Vorbild der Mönche vom Katharinenkloster auf dem Sinai, indem sie den europäischen Heilig-Land-Pilgern ebenfalls ein Pilgerabzeichen anboten, das auf die Legende der heiligen Katharina hinwies: ein halbes Rad mit einem in die Radnabe gesteckten Ritterschwert. Das Pilgerabzeichen eines ganzen Rades mit gezacktem Rand erhielten die Pilger nur, wenn sie von Jerusalem aus den mühsamen Weg zum Katharinenkloster nahe dem Mosesberg auf der Sinaihalbinsel zurückgelegt hatten. 

Diese gefährliche, mühsame Reise durch die Wüste, die nur in Gruppen stattfand, nahmen viele Adelige und angesehene Bürgerliche seit dem 14. Jahrhundert auf sich, weil sie als besonderes religiöses Verdienst galt und dem heimgekehrten Pilger nicht zuletzt auch gesellschaftliches Ansehen erbrachte. Doch die von Jerusalem aus unternommene Reise zum Katharinenkloster auf dem „Berg Sinai“ wurde nach 1500 für Christen immer gefährlicher, da unterwegs Überfälle von Beduinen drohten. Jahrzehnte später fand sie gar nicht mehr statt.  

Das Pilgerabzeichen „Katharinenrad“ weist auf eine besondere und weit verbreitete Verehrung der heiligen Katharina im späten Mittelalter hin. Diese Heilige hatte eine hervorgehobene Stellung im Kosmos der Heiligen. Die Beliebtheit des Namens Katharina zeugt nachhaltig davon: Angeblich soll es 70 Variationen dieses Namens geben.

Info Lassehne [Lasin Koszalinski] liegt nur wenige km östlich von Kolberg. Das Lassehner „Rote Schloss“ und die mittelalterliche Dorfkirche überstanden den Krieg, wurden jedoch 1951 abgebrochen. Eine andere Veröffentlichung sagt 1955. Siehe www.gutslandschaft-pommern.de