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27.11.20 / grünes gewölbe / Einbrecher kamen aus dem Berliner Clan-Milieu / Drei Festnahmen. Beute bleibt verschollen. Hinweise auf Insidertipps für den Einbruch aus der stark von orientalischen Familien geprägten Sicherheitsbranche

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 48 vom 27. November 2020

grünes gewölbe
Einbrecher kamen aus dem Berliner Clan-Milieu
Drei Festnahmen. Beute bleibt verschollen. Hinweise auf Insidertipps für den Einbruch aus der stark von orientalischen Familien geprägten Sicherheitsbranche
Wolfgang Kaufmann

Was einige Experten bereits kurz nach dem spektakulären Diebstahl von 23 mit Juwelen besetzten Schmuckstücken aus dem Historischen Grünen Gewölbe des Dresdner Residenzschlosses vermutet hatten, ist nun Gewissheit geworden. Die Täter, die am frühen Morgen des 25. November vergangenen Jahres zuschlugen, stammen ganz offensichtlich aus dem Berliner Clan-Milieu. Am 17. November wurden Wissam, Bashir und Rabih Remmo wegen des Vorwurfs des schweren Bandendiebstahls und zweifacher Brandstiftung in Kreuzberg und Neukölln verhaftet. Dabei kamen 1639 Beamte aus acht Bundesländern zum Einsatz, darunter auch Angehörige mehrerer Spezialeinsatzkommandos sowie der GSG 9 der Bundespolizei. Trotzdem konnten sich die gleichfalls dringend tatverdächtigen Abdul Majed und Mohamed Remmo ihrer Festnahme entziehen. Das wirft die Frage auf, ob die beiden einen Hinweis auf die bevorstehende Aktion erhalten hatten.

1639 Beamte kamen zum Einsatz

Denn der Remmo-Clan ist nicht nur hochkriminell, sondern auch bestens im multikulturellen Berlin vernetzt. Die Wurzeln der Großfamilie, deren Mitglieder die deutsche, die libanesische oder gleich beide Staatsangehörigkeiten besitzen, sofern sie nicht staatenlos sind, liegen in der südosttürkischen Provinz Mardin an der Grenze zu Syrien. Von dort aus wanderten einige Remmos nach dem Ersten Weltkrieg in den Libanon aus. In den 1980er Jahren, in dem nahöstlichen Staat herrschte damals Bürgerkrieg, ließen sich zahlreiche von deren Abkömmlingen in Deutschland nieder. Derzeit leben allein in der Bundeshauptstadt um die 500 Remmos aus 13 Einzelfamilien, von denen manche in regelmäßigen Abständen schwere und schwerste Straftaten verüben. Auf ihr Konto gehen unter anderem mehrere Morde und diverse weitere Gewaltdelikte, der brachiale Sparkasseneinbruch in Berlin-Marienfelde 2014 mit über neun Millionen Euro Beute sowie der spektakuläre Diebstahl einer 100 Kilogramm schweren Goldmünze aus dem Bode-Museum im März 2017. Bei der letzteren Aktion war Wissam Remmo ebenfalls mit von der Partie. Dafür wurde er diesen Februar zu einer Gefängnisstrafe von viereinhalb Jahren verurteilt. Allerdings hat die Berliner Justiz den Verbrecher bisher nicht zum Haftantritt aufgefordert, so wie sie ihm zuvor auch schon die Untersuchungshaft erspart hatte. Nur deswegen konnte er überhaupt bei dem Einbruch im Grünen Gewölbe mitwirken. 

Die Handschrift des Coups im Berliner Bode-Museum ähnelte auffallend dem von Dresden. Beispielsweise kam in beiden Fällen ein vorher gestohlenes hydraulisches Spreizwerkzeug zum Einsatz. Deshalb dürften die Ermittler ihr Augenmerk schon recht bald auf die Remmos gelenkt haben. Die Identifizierung der tatbeteiligten Clan-Mitglieder erfolgte dann im Nachgang zu Durchsuchungen in einem Neuköllner Internetcafé, in dem die Kriminellen Mobiltelefon-Karten gekauft hatten, und der Autowerkstatt, in der sie ihr Fluchtfahrzeug hatten präparieren lassen.

Zwei Tatverdächtige entkamen

Wie bei dem Sparkasseneinbruch und dem Goldmünzen-Diebstahl konnte die im Grünen Gewölbe gemachte Beute bislang noch nicht sichergestellt werden. Dabei hat neben der Polizei auch die israelische Sicherheitsfirma CGI danach gesucht. Eine Gruppe der vom früheren Chef des israelischen Inlandsgeheimdienstes Scherut Bitachon Ja’akov Peri geleiteten Firma, die von einer Anwaltskanzlei beauftragt worden war, die den Verwaltungsrat des Dresdner Museums vertritt, bekam zwar im Darknet den Bruststern des polnischen Ordens des Weißen Adlers und den Sächsischen Weißen Diamanten für neun Millionen Euro in der Kryptowährung Bitcoin angeboten, allerdings verliefen die Rückkaufverhandlungen der Pretiosen im Sande, weil der Kontakt abriss. 

Bei ihren Nachforschungen stieß die CGI jedoch auf ernstzunehmende Hinweise darauf, dass Mitarbeiter der Firma DWSI (Dresdner Wach- und Sicherungsinstitut GmbH), die mit der Bewachung des Grünen Gewölbes beauftragt waren, die Täter mit Insiderwissen über die eklatanten Lücken im Alarmsystem des Residenzschlosses versorgt haben. Das verwundert nicht, wenn man bedenkt, wie stark orientalische Clans in Deutschland im Sicherheitsgewerbe präsent sind und welche entscheidende Rolle ein Wachmann beim Diebstahl der 100-Kilogrmm-Goldmünze in Berlin spielte. In Dresden stagnierten die Ermittlungen gegen vier DWSI-Beschäftigte allerdings Ende vergangenen Jahres mangels handfester Beweise. Diese Nachforschungen könnten nun neue Impulse erhalten, sollte die Polizei bei ihren Durchsuchungen in den Immobilien des Remmo-Clans auf Unterlagen über das Grüne Gewölbe und dessen Absicherung gestoßen sein.