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27.11.20 / Luftverkehr / Leipzig/Halle steigt zur Weltklasse auf / Fracht-Boom: Gegen den Trend wächst der Umschlag bei dem mitteldeutschen Flughafen kräftig

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 48 vom 27. November 2020

Luftverkehr
Leipzig/Halle steigt zur Weltklasse auf
Fracht-Boom: Gegen den Trend wächst der Umschlag bei dem mitteldeutschen Flughafen kräftig

Noch vor einem Jahr schien die Vormachtstellung der großen Luftverkehrsdrehkreuze London, Amsterdam, Frankfurt am Main und Paris für die Konkurrenz uneinholbar. Doch die Corona-Pandemie hat die Rangliste der größten Flughäfen in und um Europa kräftig durcheinandergewirbelt. In der September-Statistik des Flughafenverbandes ACI Europe tauchen die großen Drehkreuze Paris-Charles-de-Gaulle, Amsterdam und London-Heathrow noch auf den Rängen acht, neun und zehn auf. Frankfurt am Main war gemessen an der Passagierzahl vergangenes Jahr noch viertwichtigster Flughafen in Europa. 

Große Drehkreuze fallen zurück

Im September landete FRA, so das Luftfahrtkürzel für Frankfurt, nicht einmal mehr in die Spitzengruppe der ersten zehn Flughäfen. Die ersten Plätze werden derzeit von Flughäfen in Russland und der Türkei belegt. Branchenexperten sehen hinter der Entwicklung zwei Triebkräfte: Die großen Drehkreuze haben durch die Pandemiebeschränkungen im Vergleich zum Vorjahr bis zu 80 Prozent ihres Verkehrs verloren. Weggefallen sind fast alle Langstreckenflüge samt der umsatzbringenden Umsteigepassagiere, auch Geschäftsreisende sind kaum noch mit dem Flieger unterwegs. 

Flughäfen wie Antalya, Sankt Petersburg und die Moskauer Flughäfen profitieren derzeit stark vom Geschäft mit Reisenden, die Urlaub an der türkischen Mittelmeerküste machen. Die „türkische Rivera“ stand zum Herbstbeginn für fast alle Urlauber aus Europa und auch für Touristen aus Russland offen. Die Folge war ein Aufstieg türkischer und russischer Flughäfen in die erste Flughafen-Liga. Doch auch in Deutschland gibt es einen Flughafen, der sich in der Branchenkrise gut behauptet. 

Dornier will sogar eine Werft bauen

Trotz der Flaute bei Passagierflügen blüht das Geschäft auf dem Flughafen Leipzig/Halle. Der Airport konnte im September beim Frachtaufkommen ein Plus von 18,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat melden. Wachstumsmotor des Luftfrachtgeschäfts ist der Internethandel. Der Logistikkonzern DHL und der Flughafen Leipzig/Halle kündigten bereits im Sommer an, nochmals rund eine halbe Milliarde Euro in den Ausbau des mitteldeutschen Luftdrehkreuzes investieren zu wollen. 

Durch die Erweiterung des Vorfeldes will DHL künftig 96 Frachtflieger pro Nacht gleichzeitig abfertigen können. Bislang werden schon jede Nacht bis zu 60 Maschinen be- und entladen. DHL betreibt auf dem Flughafen bereits seit 2008 eines von weltweit drei Luftfahrt-Drehkreuzen. Anfang November hat auch der Internethändler Amazon auf dem Flughafen sein erstes regionales Luftfrachtzentrum in Europa in Betrieb genommen. Mit bis zu 1000 wöchentlichen Flügen im Frachtverkehr ist der Flughafen in Schkeuditz mittlerweile der fünftgrößte Cargo-Airport in Europa. 

Ab 2023 wollen Investoren in Hangars an der Startbahn Nord zudem die Produktion von Flugzeugen anlaufen lassen. Bei dem Projekt geht es um zweimotorige Turboprop-Maschinen vom Typ Dornier 328, die bis 2005 von Fairchild Dornier im bayerischen Oberpfaffenhofen gebaut worden waren. N.H.