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27.11.20 / Zwischenruf / Wo sind die Brückenbauer?

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 48 vom 27. November 2020

Zwischenruf
Wo sind die Brückenbauer?
Burghard Gieseler

Um es gleich vorweg zu sagen: Ja, die Corona-Pandemie ist real und von ihr geht eine reale Gefahr aus. Ja, in einem Rechtsstaat gelten Regeln, die auch derjenige einhalten muss, der ihren Sinn nicht einsieht. Ja, die Polizei hat die Pflicht, diese Regeln durchzusetzen. 

Allerdings muss sie hierbei den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit beachten. Ob der massive Polizeieinsatz, mit dem am 18. November 2020 in Berlin gegen friedliche Demonstranten vorgegangen wurde, noch verhältnismäßig war, ist fraglich. Jedenfalls wirft seine Härte, die man gewöhnlich von der Berliner Polizei gegenüber Drogendealern, kriminellen Clans oder der stets gewaltbereiten „Antifa“ nicht sieht, ein bezeichnendes Licht auf das geistige Klima in unserem Land.

Tendenz zur Ausgrenzung

Schon vor Corona gab es bei uns die zunehmend totalitäre Tendenz, jeden, der auch nur geringfügig von der Generallinie abweicht, zu stigmatisieren und vom gesellschaftlichen Diskurs auszuschließen. Diese Entwicklung lässt sich gut an der inflationären Zunahme des Wortes „Leugner“ (Stichwort: „Klimaleugner“) ablesen, das auch demjenigen entgegengehalten wird, der gar nicht „leugnen“, sondern nur differenzieren will. In bewusster Assoziation zum Begriff „Holocaustleugner“ wird jedoch signalisiert, dass jede abweichende Meinung tabu ist.

Diese schon vorhandene totalitäre Tendenz wurde durch die Corona-Pandemie zusätzlich verstärkt – und die Gräben in unserer Gesellschaft zusätzlich vertieft. Mit fatalen Folgen. Denn die gegenwärtige Krise wird sich nicht überwinden lassen, indem man die Kritiker der Corona-Politik als „Covidioten“ beschimpft oder Wasserwerfer gegen sie in Gang setzt. Nur wenn man wieder das Gespräch, das gesellschaftliche Miteinander sucht und sich bemüht, die Menschen mitzunehmen, indem man ihnen mit Empathie begegnet – nur dann wird es gelingen, die Pandemie unbeschadet zu überstehen und die Gesellschaft zusammenzuhalten.

Fehlende geistige Führung

Eigentlich, so sollte man meinen, dürfte das doch gar nicht so schwer sein, da die Corona-Maßnahmen insgesamt – sieht man vielleicht von den Beschränkungen in den Bereichen Kultur und Gastronomie ab – durchaus zielführend sind. 

Aber es fehlt an geistiger Führung in unserem Land. Wo sind die Autoritäten, die einer weitgehend entwurzelten Bevölkerung ein wenig Orientierung, Halt und Zuversicht geben könnten? Weder in der Politik und schon gar nicht in den Kirchen drängen sich derzeit Namen solcher Autoritäten auf, die willens und in der Lage wären, den Menschen ihre Angst vor der gegenwärtigen Situation und der Zukunft zu nehmen und sie wieder zusammenzuführen. Autoritäten, denen die Menschen vertrauen. Brückenbauer.