20.04.2024

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27.11.20 / Porträt / Der mehrheitsfähige AfD-Mann

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 48 vom 27. November 2020

Porträt
Der mehrheitsfähige AfD-Mann
H. Tews

Bei Postenvergaben im Bundestag stellen die etablierten Parteien der AfD bei jeder Gelegenheit ein Bein. Anders als alle anderen Fraktionen stellt die stärkste Oppositionspartei bis heute keinen Bundestagsvizepräsidenten. Selbst wenn es um den Vorsitz von Untersuchungsausschüssen geht, stellten sich viele quer. Traditionell wird die Reihe der Vorsitzenden pro Legislaturperiode nach der Größe der Fraktionen vergeben. Ging der erste Vorsitz zum Attentat auf dem Breitscheidplatz an die CDU, so ging der zweite zur Pkw-Maut an die SPD. Beim dritten zu Wirecard war die AfD an der Reihe. 

Erst nach viel Hickhack hat man sich mit fünf gegen vier Stimmen auf den AfD-Parlamentarier Kay Gottschalk geeinigt. Angesichts der Blockadehaltung gegenüber der AfD ist das eine Überraschung, mit der die übrigen Parteien aber gut leben können. Der Hamburger, der am 

12. Dezember seinen 55. Geburtstag feiert, ist so etwas wie der seriöse Gegenentwurf zu jenen AfD-Politikern, deren Auftreten häufig als provokant und polternd empfunden wird. Von einem Juristen wie Gottschalk, der auch ein kaufmännisches Diplom hat und in der Versicherungswirtschaft tätig war, kann man erwarten, dass er die Aufarbeitung des Wirecard-Skandals mit Zeugenbefragungen unter anderem von Angela Merkel und Olaf Scholz bis in einem Jahr professionell über die Bühne bringen wird.

Das abtrünnige SPD-Mitglied Gottschalk war mit Bernd Lucke einer der Mitbegründer der AfD und gehörte bis vor einem Jahr dem Bundesvorstand der Partei an. Als Hamburger Kommunalpolitiker zog er dann über die Landesliste Nordrhein-Westfalen in den Bundestag ein. Beim Wirecard-Untersuchungsausschuss kann er zeigen, dass die AfD zu konstruktiver Parlamentsarbeit fähig ist.