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27.11.20 / Alfred Nobel / Ein Preis für jene, „die der Menschheit den größten Nutzen erbracht haben“ / Vor 125 Jahren unterschrieb der „Dynamit-König“ im Beisein einiger Freunde im Schwedisch-Norwegischen Club in Paris das letzte und endgültige seiner Testamente

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 48 vom 27. November 2020

Alfred Nobel
Ein Preis für jene, „die der Menschheit den größten Nutzen erbracht haben“
Vor 125 Jahren unterschrieb der „Dynamit-König“ im Beisein einiger Freunde im Schwedisch-Norwegischen Club in Paris das letzte und endgültige seiner Testamente
Wolfgang Kaufmann

Als der schwedische Industrielle Alfred Nobel am 10. Dezember 1896 im Alter von 63 Jahren starb, hinterließ er ein für die damalige Zeit immenses Vermögen von 31.225.000 Kronen – nach heutigem Geldwert mehr als 300 Millionen Euro. Dieser Reichtum resultierte aus der Vermarktung des von Nobel erfundenen Dynamits und seiner übrigen 354 Patente. Die finalen Nutznießer des Millionenerbes benannte Nobel in seinem dritten und endgültigen Testament, das er vor 125 Jahren, am 27. November 1895, im Beisein einiger Freunde im Schwedisch-Norwegischen Club in Paris unterzeichnete. 

Viele Preise gingen an Preußen

Nach Abzug diverser Zuwendungen an Verwandte und Bekannte, die rund sechs Prozent des Nachlasses ausmachten, sollte die gesamte übrige Summe in einen Fonds fließen, „dessen Zinsen jährlich als Preis an diejenigen ausgeteilt werden, die im vergangenen Jahr der Menschheit den größten Nutzen erbracht haben“. Dabei dachte Nobel explizit an Mediziner beziehungsweise Physiologen, Chemiker, Physiker und Literaten sowie an Personen oder Institutionen, „die am meisten oder am besten auf die Verbrüderung der Völker und die Abschaffung oder Verminderung stehender Heere sowie das Abhalten und die Förderung von Friedenskongressen hingewirkt“ haben. Eine Begründung für die Auslobung des später nach ihm benannten Preises gab Nobel damals nicht – nach Aussage von Zeugen bei der Testamentserstellung wollte er aber offensichtlich einen eigenen substanziellen Beitrag zur Bewahrung des Friedens in der Welt leisten und zugleich auch herausragenden Wissenschaftlern finanzielle Unabhängigkeit bieten.

Allerdings erhob die Verwandtschaft des „Dynamit-Königs“ zunächst Einspruch gegen dessen Letzten Willen. Deshalb zog sich die formelle Etablierung der Nobelstiftung durch Ragnar Sohlman und Rudolf Lilljequist noch bis zum 29. Juni 1900 hin. Daher konnte die erste Preisverleihung nicht vor dem fünften Todestag Nobels, dem 10. Dezember 1901, stattfinden. Für auszeichnungswürdig befunden worden waren damals neben dem niederländischen Chemiker Jacobus Henricus van ’t Hoff, dem Schweizer Henry Dunant und den beiden Franzosen Sully Prudhomme und Frédéric Passy auch die beiden deutschen Wissenschaftler Wilhelm Conrad Röntgen für die Entdeckung der nach ihm benannten Strahlung und Emil von Behring aufgrund seiner Erfolge bei der Entwicklung von Impfstoffen. 

Nicht immer im Sinne Alfred Nobels

So ging es in den Folgejahren weiter. Deutsche Forscher erhielten regelmäßig einen der begehrten Preise. Inzwischen liegt die Zahl der Nobelpreisträger mit einem Geburtsort im Deutschen Reich oder der Bundesrepublik oder aber einer später erworbenen deutschen Staatsbürgerschaft bei 103. Davon wurden 30 für ihre Leistungen auf dem Gebiet der Physik ausgezeichnet, 33 mit dem Nobelpreis für Chemie und 24 mit dem für Medizin oder Physiologie. Dazu kommen zehn Träger des Literaturnobelpreises und sechs Friedensnobelpreisträger. Bei bislang nur 876 Laureaten insgesamt weltweit sind das fast zwölf Prozent, ist das mehr als jeder Neunte.

Obwohl Preußen bereits 1947 für aufgelöst erklärt wurde, wurden 42 der deutschen Nobelpreisträger im Königreich oder dem anschließenden Freistaat geboren. Und die Meisten wuchsen auch dort auf und besuchten preußische Universitäten oder Lehranstalten. Das wirft ein bezeichnendes Licht auf das Schulsystem und die Hochschullandschaft Preußens, dem ebenso unbedarfte wie böswillige Kritiker gerne eine reaktionäre Wissenschafts- und Kunstferne sowie ausschließliche Konzentration aufs Militärische bei gleichzeitiger Schwächung des Bildungsbürgertums unterstellen.

Doch nicht jeder Träger des Nobelpreises hat ihn im Sinne dessen Stifters auch wirklich verdient. So wurden Personen aus politischer Liebedienerei ausgezeichnet, die in keiner Weise den Kriterien Nobels entsprachen. Der US-Präsident Barack Obama erhielt den Preis 2009 für seine angeblich „außergewöhnlichen Bemühungen, die internationale Diplomatie und die Zusammenarbeit zwischen den Völkern zu stärken“. Andere hätten den Preis verdient gehabt, bekamen ihn aber nicht, weil sie beispielweise starben, bevor man die Tragweite ihrer Entdeckung erkannte. Der kanadische Mediziner Oswald Avery, der herausfand, dass die DNA Träger der Erbinformation ist, wurde zwar 38 Mal für den Nobelpreis vorgeschlagen, ging aber bis zu seinem Tode im Jahre 1955 leer aus. Manche Geistesgrößen erhielten ihn zwar, mussten dafür aber ein fast schon biblisches Alter erreichen. Der Physiker John B. Goodenough, der über 800 wissenschaftliche Veröffentlichungen vorgelegt hat, hatte bereits seinen 97. Geburtstag gefeiert, als man ihm 2019 endlich den Preis zuerkannte. Die Kinderrechtsaktivistin Malala Yousafzai aus Pakistan erhielt ihn hingegen bereits mit 17 Jahren. Wieder anderen wurde er zwar zuerkannt, aber sie lehnten ihn ab. Der französische Schriftsteller Jean-Paul Sartre nahm aus Prinzip keine Preise entgegen. Und der vietnamesische Politiker Le Duc Tho, der 1973 gemeinsam mit Henry Kissinger für die Aushandlung eines Waffenstillstands im Vietnamkrieg ausgezeichnet werden sollte, verweigerte die Annahme des Friedensnobelpreises mit dem Hinweis, dass in seinem Land nach wie vor kein Frieden herrsche.