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27.11.20 / Ernst Rowohlt / Verleger mit dem Gespür für gute Literatur

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 48 vom 27. November 2020

Ernst Rowohlt
Verleger mit dem Gespür für gute Literatur
Manuela Rosenthal-Kappi

Jeder kennt die rororo-Taschenbücher. Die Abkürzung stand ursprünglich für „Rowohlts-Rotations-Romane“. Wie Zeitungen wurden sie Ende der 194oer Jahre im Rotationsverfahren gedruckt. Es waren auf Zeitungspapier gedruckte Bücher zum kleinen Preis. Ernst Rowohlt hatte die Idee, auf diese Weise auch einem weniger betuchten Leserkreis gute Literatur näherzubringen. 

Rowohlt war ein Verleger mit dem Gespür für gute Literatur. 1928 legte er den Grundstein für seinen Erfolg, als er die zeitgenössische Literatur aus den USA entdeckte und übersetzte, darunter Bücher von Sinclair Lewis, Ernest Hemingway, Thomas Wolfe und William Faulkner. Lewis sollte 1930 der erste Nobelpreisträger aus dem Hause Rowohlt werden.

Bis sich der Verlag etablieren konnte, mussten zahlreiche Hürden überwunden werden. Der am 23. Juni 1887 in Bremen geborene Rowohlt hatte nach seiner Ausbildung in einer Leipziger Druckerei in Buchhandlungen in München und Paris gearbeitet. Schon mit 21 Jahren gab er einen Gedichtband heraus. Bis 1910 hatte der an Geldmangel leidende Verleger erst wenige Titel im Sortiment, als er Kurt Wolff kennenlernte, der in seinen Verlag investierte. Nur zwei Jahre später kam es aber zum Zerwürfnis mit seinem Teilhaber. Rowohlt verließ den Verlag und arbeitete unter anderem beim S. Fischer Verlag in Berlin. 

Der Erste Weltkrieg unterbrach Rowohlts Arbeit. Die zweite Verlagsgründung erfolgte 1919 in Berlin. Neben Werken von Robert Musil, Joachim Ringelnatz, Walter Benjamin, Kurt Tucholsky und Hans Fallada erschienen linksintellektuelle Wochenblätter. Rowohlt hatte ein Gespür für erfolgreiche Autoren. Falladas 1932 erschienenes Buch ‚„Kleiner Mann, was nun“ wurde zum Verkaufsschlager, der in 20 Sprachen übersetzt wurde.

Weil er Werke jüdischer Autoren publizierte, wurden Teile der Produktion Opfer der Bücherverbrennung. Gegen Rowohlt selbst wurde 1937 ein Berufsverbot verhängt, was ihn zur Emigration veranlasste. 1950 zog der Verlag nach Hamburg um. Vor den Toren der Stadt, in Reinbek, baute der Firmengründer ein Verlagshaus, in das der Verlag 1960 einzog. 

Ehre für seine kulturellen Verdienste wurden ihm durch die Verleihung des Großen Bundesverdienstkreuzes und die Ehrendoktorwürde der Universität Leipzig zuteil. 

Ab 1955 suchten ihn Krankheiten heim, sodass sein Sohn nach und nach die Geschäfte übernahm. Rowohlt verstarb vor 60 Jahren, am 1. Dezember 1960, an den Folgen seines zweiten Herzinfarkts.