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27.11.20 / US-Gesellschaft / Die vergessenen weißen Arbeiter / Die Lebenserwartung weißer US-Amerikaner ohne Uni-Abschluss sinkt bedenklich – Immer mehr bringen sich aus Verzweiflung um

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 48 vom 27. November 2020

US-Gesellschaft
Die vergessenen weißen Arbeiter
Die Lebenserwartung weißer US-Amerikaner ohne Uni-Abschluss sinkt bedenklich – Immer mehr bringen sich aus Verzweiflung um

Während immer wieder von der angeblich prekären Lebenssituation der Farbigen und Latinos in den USA die Rede ist, zeichnen Statistiken und wissenschaftliche Studien ein ganz anderes Bild. Darauf verwiesen jetzt auch der prominente Träger des Alfred-Nobel-Gedächtnispreises für Wirtschaftswissenschaften, Angus Deaton, und dessen Frau Anne Case. 

Obwohl sonst fast überall auf der Welt die durchschnittliche Lebenserwartung steige, sei die der Weißen in den USA dramatisch gesunken, wobei es vor allem die Gruppe der männlichen Fabrikarbeiter mittleren Alters ohne Universitätsabschluss getroffen habe. Zum Vergleich: In Europa wuchs die Lebenserwartung der Menschen mit nicht vorhandener akademischer Ausbildung in jüngster Zeit sogar noch schneller als die der Hochschulabsolventen.

„Alkohol, Drogen oder ein Gewehr“

Die Talfahrt in den USA setzte 1999 ein. Bis dahin lag die Sterberate von Weißen zwischen 50 und 54 Jahren um 30 Prozent niedriger als die von Schwarzen gleichen Alters. Seit 2015 herrscht nun das umgekehrte Verhältnis. Als Erklärung hierfür gab die an der Princeton University lehrende Case in einem Radiointerview an: „Die Leute bringen sich um, entweder langsam mit Alkohol und Drogen oder schnell mit einem Gewehr.“ 

Und tatsächlich geht die verkürzte Lebenserwartung unter weißen Arbeitern mittleren Alters nicht zuletzt darauf zurück, dass sich die Suizidrate in dieser Bevölkerungsgruppe seit 2000 verdoppelt hat. Darüber hinaus stieg auch die Zahl derer, welche regelmäßig starke Schmerzmittel mit hohem Suchtpotential wie Oxycodon konsumieren. 

Laut Deaton handelt es sich dabei quasi um „Heroin in Pillenform mit dem Siegel der Gesundheitsbehörde“. Letztlich, so der Nobelpreisträger, der vor allem auf dem Gebiet der Medizin- und Entwicklungsökonomie forscht, stürben die Weißen jetzt vermehrt einen „Tod aus Verzweiflung“.

Schuld hieran ist in erster Linie die prekäre Lage auf dem Arbeitsmarkt, die nicht zuletzt aus den massenhaften Importen chinesischer Waren herrührt, welche zu flächendeckenden Fabrikschließungen führten. Während zu Beginn der 1970er Jahre noch 95 Prozent der männlichen weißen Facharbeiter im Alter zwischen 30 und 40 in Lohn und Brot standen, sank diese Quote auf nunmehr 80 Prozent. 

Weiße Eliten kümmert es kaum

Und das hatte keineswegs nur finanzielle Auswirkungen für die Betroffenen, sondern auch familiäre. So sind jetzt nicht mehr neun Zehntel der Männer ohne Hochschulabschluss verheiratet, sondern nur noch die Hälfte.

Das kümmert die urbanen weißen Eliten indes kaum, denn sie leben nach wie vor in einer weitgehend heilen Welt, die weder unter der Globalisierung noch der Einwanderung leidet. Dahingegen fürchten 52 Prozent der Weißen mit geringem oder durchschnittlichem Einkommen, dass Amerika seine besten Tage hinter sich habe. Das war das Wählerpotential des Republikaners Donald Trump, der das Land wieder groß zu machen versprach. Denn die Demokraten als ökologisch orientierte Bürgerrechtspartei, welche auf noch mehr Immigration setzt, bieten den deklassierten Weißen keine Lösungen mehr.   W.K.