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27.11.20 / Advent / Kein Verzicht aufs Brauchtum / Zu Besuch in Göteborg– Die Schweden lassen sich die Zeit vor Weihnachten durch Corona nicht vermiesen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 48 vom 27. November 2020

Advent
Kein Verzicht aufs Brauchtum
Zu Besuch in Göteborg– Die Schweden lassen sich die Zeit vor Weihnachten durch Corona nicht vermiesen
Andreas Guballa

Der „Schwedische Weg“ zur Corona-Bekämpfung sollte holprig werden. Fuhr die Regierung bis vor Kurzem noch eine moderate Linie, so will man jetzt ausgerechnet mit Beginn der Adventszeit härtere Maßnahmen durchsetzen. So ganz entspannt blicken die Schweden also nicht mehr auf die anstehenden Feiertage. Immer mehr Adventsmärkte fallen im Dezember aus, darunter der landesweit beliebteste: der Liseberg in Göteborg.

Dabei wird die Adventszeit in Schweden sehr geschätzt und von vielen sehnlich auch deswegen erwartet, weil man weiter alte weihnachtliche Brauchtümer pflegen kann. Mit dem Schein aller Kerzen in den Häusern und Fenstern, den mit Lichtern versehenen Tannenbäumen und den winterlich dekorierten Straßen und Schaufenstern erhellt der Advent den ansonsten sehr dunklen Monat Dezember. Auch in Schwedens zweitgrößter Metropole Göteborg herrscht eine ansteckende Vorweihnachtsstimmung, sobald das Fest der Feste näher rückt. 

Wenn die Dunkelheit des Winters sich über den Fluss Göta älv senkt und die Tage immer kürzer werden, breitet sich für einige Wochen eine wundervolle Atmosphäre in der Stadt aus. Es gibt wenig, was die Göteborger im Dezember lieber tun, als über die Weihnachtsmärkte zu bummeln, schönen weihnachtlichen Melodien zu lauschen oder die Stunden mit Einkäufen in den weihnachtlich dekorierten Geschäften zu verbringen, wenngleich erstmals mit Mund-Nasen-Schutz. 

Der Julbock an der Straßenecke

Die meisten Geschäfte sind innerhalb des Wallgrabens (Vallgraven) zu finden. Vom Einkaufszentrum Nordstan aus ist es nur einen Katzensprung zum Gustav-Adolfs-Platz, benannt nach dem Stadtgründer Gustav II. Adolf, der im Dreißigjährigen Krieg bei Lützen gefallen ist. An diesem Platz steht traditionell der größte Weihnachtsbaum der Stadt. Umrahmt wird er von einem Weihnachtsmarkt, auf dem es Süßigkeiten, Pfefferkuchen und Glögg, die schwedische Version des Glühweins, mit Mandeln und Rosinen, gibt.

An vielen Ständen wird der Julbock aus Stroh – ein klassisches Mitbringsel auch für das deutsche Weihnachtszimmer – direkt für den Besucher angefertigt. Das Stroh wird so lange gefaltet, gebunden und gekürzt, bis es die Form des Schafbocks bekommt. Der Julbock ist das älteste schwedische Weihnachtssymbol und begegnet dem Göteborg-Besucher an jeder Ecke. Geformt aus Tannenzweigen steht der Bock vor fast jedem Geschäft. Sogar mannshohe Exemplare lassen sich in der Stadt entdecken.

Zu den eigenen, neueren Weihnachtstraditionen gehören das weithin bekannte blaue Licht, das seit einigen Jahren die Prachtstraßen und Gebäude erhellt, die Krönung der Lichterkönigin Lucia am 13. Dezember und die riesige weihnachtliche Bildershow an der Fassade des Kunstmuseums am Götaplats. Von hier aus erstreckt sich auch die Weihnachtsmeile über der Kungsportsavenyn, dem Hauptboulevard der Stadt, und der Straße Östra Hamngatan bis hinunter zum Hafen. Etwa in der Mitte liegt die Winterlandschaft. Hier gibt es eine Eisbahn für Schlittschuhläufer, und es treten Chöre in der Form eines Weihnachtsbaums auf. 

Ausgefallene Weihnachtswünsche lassen sich in den Geschäften um Järntorget, Linnéstaden, Haga und Vasastaden am ehesten erfüllen. Dorthin gelangt man am besten mit der Straßenbahn. Hier gibt es autofreie Straßen mit Kopfsteinpflaster und netten kleinen Läden. Trotz Pandemie sind die meisten Restaurants geöffnet. Die Einheimischen treffen sich dabei gerne in der in einer Jugendstil-Markthalle untergebrachten „Fischkirche“ oder in einem der vielen gemütlichen Cafés zu Speis und Trank.

Der Gnom mit Zipfelmütze

Beim Einsetzen der Dämmerung setzt das größte weihnachtliche Lichterspektakel des Nordens – „Jul på Liseberg“ – ein. Fast fünf Millionen Lichter in den Bäumen und an den Gebäuden sowie 700 Weihnachtsbäume verleihen dem Ganzen in normalen Jahren einen unvergleichlichen Charme. An etwa 80 Ständen findet man dann erlesenes Kunsthandwerk sowie Delikatessen, Schals, Rentiermützen – und „Tomtes“: Der Gnom erinnert mit seinem langen, weißen Bart und der Zipfelmütze an den mitteleuropäischen Weihnachtsmann. Dabei bewacht der Gnom eigentlich Bauernhöfe. Geschenke bringt er zwar nicht, aber gut sollte man sich trotzdem mit ihm stellen: Ein schlecht gelaunter „Tomte“ im Haus bringt dem schwedischen Aberglauben zufolge Unheil. 

Nach Feierabend wurde es früher in Liseberg voll. Auf einen Glögg oder eine Runde auf der Eisbahn zog es viele Göteborger in den Park. Die Restaurants servierten ein Weihnachtsbüfett, und auch die beliebte Eisgalerie und -bar war geöffnet. Doch auf diese Mischung aus weihnachtlichen Düften, Glögg- und Pfefferkuchenständen und Lichterglanz muss man diesmal verzichten. Wegen Corona ist der Liseberg-Park geschlossen.

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