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27.11.20 / Quedlinburg / Wo dem Ganzen die Krone aufgesetzt wurde / Von Heinrich I. über Klopstock bis Feininger – Eine kleine Stadt am Nordharz schreibt Geschichten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 48 vom 27. November 2020

Quedlinburg
Wo dem Ganzen die Krone aufgesetzt wurde
Von Heinrich I. über Klopstock bis Feininger – Eine kleine Stadt am Nordharz schreibt Geschichten
Helga Schnehagen

Mitteldeutschland und ganz besonders Sachsen-Anhalt ist so reich an Geschichte und Geschichten, dass es eigentlich immer ein Jubiläum zu feiern gibt, manchmal mehrere gleichzeitig. Quedlinburg im Nordharz macht da keine Ausnahme. Vergangenes Jahr feierte es 25 Jahre UNESCO-Welterbetitel, 30 Jahre Friedliche Revolution und 1110 Jahre Krönung Heinrichs I. zum ersten deutschen König. Nebenbei gliederte sich die Stadt mit den 2000 vorbildlich sanierten Fachwerkhäusern auch noch ins Jubiläum 100 Jahre Bauhaus ein. 

Dabei erinnert zuerst die – derzeit wegen Corona noch geschlossene – Lyonel-Feininger-Galerie zu Füßen des Schlossbergs an den von Walter Gropius 1919 als Meister ans Bauhaus in Weimar berufenen Künstler. Die 1986 eröffnete Sammlung des Quedlinburger Kunstfreunds Hermann Klumpp dokumentiert Feiningers Schaffensperioden aus den Jahren 1906 bis 1937. Zu sehen ist auch jener Fahrradtyp, mit dem der 1871 in New York geborene deutsch-amerikanische Künstler die Dörfer Thüringens und der Ostsee erkundete, um sie zu verewigen. 

In den Fokus der 21.500-Einwohner-Stadt rücken in diesem Zusammenhang auch unbekannte Bauten der Moderne von Expressionismus bis Bauhausstil nur wenige hundert Meter vom Stadtzentrum entfernt. Zum Beispiel jene von Herbert Puls wie die Kapellen von Servatii- und Marktfriedhof, die Wohnhäuser der Breitscheidstraße und das Wohnhaus des Architekten in der Wallstraße 30.

Altbekannt ist dagegen, dass dem Luidolfinger Heinrich I. 919 in Quedlinburg die Königskrone aufgesetzt wurde. Just in dem Moment, als er am Finken- beziehungsweise Vogelherd den Singvögeln nachstellte. So jedenfalls die Legende. Als Heinrich I. 936 mit 60 Jahren in der Kaiserpfalz Memleben verstarb, stand er auf dem Höhepunkt seiner Macht. 

Als erster anerkannter Herrscher über die sich vereinigenden deutschen Stämme der Sachsen, Franken, Schwaben, Bayern und Lothringer war er der Gründer des ersten Einheitsstaates unserer Nation. Seine Grablege befindet sich in Quedlinburg, seiner Lieblingspfalz, in der Krypta der Stiftskirche St. Servatii neben seiner Gemahlin Königin Mathilde. Heute ist das Heinrichs-Grab jedoch leer.

Literaturfreunden sei auch ein Besuch des Klopstockhauses nahegelegt. Hier am Schlossberg wurde 1724 der Dichter des „Messias“ geboren. Im April will man das Museum wieder öffnen.

Internet www.quedlinburg.de