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04.12.20 / Musiktheater / Komisches Operndrama am Rhein / Die Kölner Oper steht wegen Sanierung leer – Ein Intrigantenstadl führt sie trotzdem auf

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 49 vom 04. Dezember 2020

Musiktheater
Komisches Operndrama am Rhein
Die Kölner Oper steht wegen Sanierung leer – Ein Intrigantenstadl führt sie trotzdem auf
Siegfried Schmidtke

Kaum hat die Oberbürgermeisterin dem Jeck-Sein (Karneval) in Köln eine Auszeit erteilt, da wird die Narretei an anderer Stelle fortgeführt. Nach einigen Tagen voller Mutmaßungen teilte OB Henriette Reker offiziell mit, dass der Vertrag mit Opernintendantin Birgit Meyer nach 2022 nicht verlängert werden soll.

Ihre Begründung: „2022 wird unsere Oper zwölf Jahre im Interim sein und damit die gesamte zehnjährige Intendanz von Dr. Birgit Meyer. ... Nach den erfolgreichen zehn Jahren halte ich es für entscheidend, wenn mit einer neuen Intendanz der Umzug der Kölner Oper zurück an den Offenbachplatz mit einer neuen Handschrift beginnt. Daher habe ich mich dazu entschlossen, den zuständigen Gremien keine Vertragsverlängerung vorzuschlagen.“

Die Absage an die geschätzte Intendantin findet nicht überall Zustimmung. Trotz gelegentlich verbreiteter Gerüchte über ein „schlechtes Betriebsklima“ und den „Führungsstil“ der Intendantin erklärten rund 100 Opernmitarbeiter in einem Offenen Brief an Reker und die Kulturdezernentin ihr Unverständnis über die angekündigte Nicht-Verlängerung der Intendanz mit Birgit Meyer. Sie sehen ihre Chefin „von außen torpediert“.

Nicht nur sie. Wie es sich für eine volksnahe komische Oper gehört, vermuten einige Kenner der Kölner Kulturszene einen Mann hinter dem Ränkespiel der beiden Frauen: Den über Köln hinaus hoch gefeierten Generalmusikdirektor (GMD) Francois-Xavier Roth. Sein angespanntes Verhältnis zur Opernintendantin hat sich in den Lokalmedien herumgesprochen. Der GMD, dessen Vertrag 2025 ausläuft, soll, so mutmaßt der „Kölner Stadtanzeiger“, sein Verbleiben in Köln von einer Vertragsbeendigung mit der Opernintendantin Meyer abhängig gemacht haben. Kurz gesagt: Laut Gerücht opfert Reker Meyer, damit Roth bleibt. Komische Oper pur.

„Mit Hilfe einer externen Auswahlkommission“ und einem Personalberatungsunternehmen will die Stadt Köln die neue Opernintendanz finden. Manche hören „die Nachtigall trapsen“ und denken an die verpatzte Neubesetzung der Schauspiel-Intendanz. Anfang 2019 verzichtete der bereits designierte neue Intendant Carl Philip von Maldeghem nach heftigen Attacken auf den Posten.

Ob die Opernintendanz bis 2022 überhaupt neu besetzt werden kann, steht in den Sternen. Das Opernhaus wird immer noch saniert. Aufführungen finden auf einer Ausweichbühne statt. Die Kosten sind von ursprünglich geplanten 253 Millionen auf mittlerweile über 840 Millionen Euro gestiegen – so teuer wie die Elbphilharmonie in Hamburg. Die Wiedereröffnung wurde Jahr um Jahr verschoben: 2023? 2024? 2025? Vielleicht aber auch erst Ende des Jahrzehnts? Welcher potentielle Bewerber lässt sich auf solch ein Vabanquespiel ein?