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04.12.20 / Müllverbrennung in Allenstein / Energiegewinnung aus Abfällen / Ein modernes Kraft-Wärme-Kopplung-Heizkraftwerk soll die Stadt gemäß EU-Normen versorgen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 49 vom 04. Dezember 2020

Müllverbrennung in Allenstein
Energiegewinnung aus Abfällen
Ein modernes Kraft-Wärme-Kopplung-Heizkraftwerk soll die Stadt gemäß EU-Normen versorgen
Dawid Kazanski

Allenstein  ist eine dynamisch wachsende Stadt und benötigt immer mehr Wärmeenergie. Der Bau eines neuen Heizkraftwerks wurde auch deshalb notwendig, weil der Konzern Michelin 2010 den Vertrag über die Lieferung von Wärme für die Bewohner einiger Stadtsiedlungen gekündigt hatte. Eine Teilreaktion darauf war der Bau eines Bioheizwerks in Kortau, das jedoch nicht in der Lage ist, so viel Wärme zu erzeugen, wie benötigt wird. 

Daher haben die Stadtbehörden gemeinsam mit dem städtischen Wärmeenergieunternehmen nach einer anderen Lösung gesucht. Schließlich wurde ein Konzept erarbeitet, das es einerseits möglich macht, ohne Kohleverbrennung auszukommen und damit der von der Europäischen Union postulierten „Klimaneutralität“ näherzukommen, andererseits aber auch das Problem der Abfallentsorgung zu lösen. Vor Kurzem wurde mit dem Bau einer modernen Verbrennungsanlage begonnen, die sowohl die Müllentsorgung als auch die Energierückgewinnung ermöglichen soll.

Das neue Heizkraftwerk, das in der Karl-Roensch-Straße errichtet wird, ist die wichtigste Investition der Stadt in den letzten Jahren. Unter Berücksichtigung der EU-Politik in Bezug auf die Emissionsreduzierung von Kohlendioxid, Staub, Schwefel und Stickoxiden, die angeblich zur Beschleunigung der globalen Klimaerwärmung beitragen, soll der Neubau das Heizsystem von Allenstein grundlegend verändern. Das kohlebetriebene Heizkraftwerk von Michelin wird durch eine Anlage für die thermische Umwandlung von Abfällen mit den strengsten Emissionsvorschriften ersetzt. 

Das wichtigste Merkmal dieser „Energierevolution“ wird die Verwendung von lokalen Abfällen sein. Wärme wird dabei im Prozess der sogenannten Kraft-Wärme-Kopplung erzeugt. Das bedeutet, dass man zur gleichen Zeit Strom und Nutzwärme herstellt. Das Projekt wird von einem Konsortium durchgeführt, das sich aus der südkoreanischen Firma Doosan Heavy Industries and Construction sowie der deutschen Firma Dossan Lentjes zusammensetzt. Das Unternehmen Strabag wird die Bauarbeiten durchführen. In der Hochbetriebsphase sollen auf der Baustelle 800 bis 1000 Menschen arbeiten. 

Die neue Wärmeanlage soll schon in naher Zukunft das Heizkraftwerk von Michelin reibungslos und ohne Unterbrechung der Wärmeversorgung an den Endverbraucher ersetzen. Laut Planung soll es im Jahr 2023 so weit sein. Auf diese Weise erhält Allenstein in drei Jahren eine Technologie, die heute in führenden Heizkraftwerken auf der ganzen Welt eingesetzt wird. Die neue Anlage soll sich durch einen hohen Wirkungsgrad und sehr niedrige Emissionswerte auszeichnen. Die Verbrennungsanlage, deren Kernstück ein Kraftwerksblock für die thermische Umwandlung alternativer Brennstoffe und ein Gas-Öl-Spitzenlastkesselhaus werden sollen, wird mit einer Anlage zur Begrenzung der Emission von Stickoxiden sowie mit Systemen zur Überwachung des Ausstoßes von Quecksilber, Dioxinen und Furanen ausgestattet. 

Effizient und umweltfreundlich

In Vorbereitung auf den Bau des neuen Heizkraftwerks  sollte der örtlichen Gesellschaft durch viele Beiträge in den Medien und durch eine öffentliche Debatte bewusst gemacht werden, dass der Abfall, der täglich in den Mülltonnen landet, ein wertvoller Rohstoff mit hohem Energiewert sei. Ein großer Vorteil der Einrichtung sei, dass Anlagen dieser Art der effizienten Nutzung von Abfällen die Mülldeponien reduzieren und so die Umwelt schützen. 

Nach dem Siegerentwurf des Architekten Maciej Powazka soll der Gebäudekomplex des neuen Öko-Heizkraftwerks einerseits mit der Zivilisation und andererseits mit der Natur in Verbindung gebracht werden. Die Elemente des Gebäudes bestehen aus grauen, unregelmäßigen Vielecken, die im Feld verstreuten Steinen ähneln sollen. Die Fassaden werden mit grünen Einschnitten versehen, die an Grashalme erinnern sollen, die auf einer Wiese wachsen. Das ganze Bauprojekt wird rund 800 Millionen Euro kosten.