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11.12.20 / Geschichte / Kritik aus berufenem Munde / Wie sich Christian Drosten und der Entdecker des Prinzips der Polymerase-Kettenreaktion zu PCR-Tests geäußert haben

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 50 vom 11. Dezember 2020

Geschichte
Kritik aus berufenem Munde
Wie sich Christian Drosten und der Entdecker des Prinzips der Polymerase-Kettenreaktion zu PCR-Tests geäußert haben

Obwohl die Arbeitsgruppe um Christian Drosten den weltweit ersten PCR-Test zum Nachweis des SARS-CoV-2-Virus entwickelt hat, ist der Virologe von der Berliner Charité nicht – wie man bisweilen lesen kann – der Entdecker des zugrunde liegenden Prinzips der Polymerase-Kettenreaktion (PCR). Dieses Verdienst kommt dem US-Biochemiker Kary Mullis zu, der dafür 1993 den Nobelpreis für Chemie erhielt. Drosten war damals noch Medizinstudent und promovierte erst zehn Jahre später in Frankfurt am Main mit einer Dissertation zum Thema „Etablierung eines Hochdurchsatz-PCR-Testsystems für Immundefizienz-Viren und Hepatitis-B-Virus zur Blutspendertestung“. Anschließend erforschte der Virologe dann die beiden Corona-Erreger SARS-CoV(-1) und MERS-CoV. 

Im Falle des ersteren Virus, zu dessen Mitentdeckern er zählt, entwickelte Drosten wie dann später auch bei SARS-CoV-2 den allerersten klinischen Test zu dessen Nachweis. Und im Falle des Verursachers von MERS zeichnete er verantwortlich für den heute weltweit verwendeten Standardtest zur Erkennung dieses Erregers. Das macht ihn zu einem unbestrittenen Experten auf dem Gebiet der PCR-Tests zum Aufspüren von Corona-Viren.

Umso bemerkenswerter sind seine Äußerungen vom 16. Mai 2014 in einem Interview mit der „WirtschaftsWoche“. Damals ging es um die PCR-Tests zur MERS-Diagnostik in Saudi-Arabien. Hierzu meinte Drosten: „Die Methode ist so empfindlich, dass sie ein einzelnes Erbmolekül dieses Virus nachweisen kann. Wenn ein solcher Erreger zum Beispiel bei einer Krankenschwester mal eben einen Tag lang über die Nasenschleimhaut huscht, ohne dass sie erkrankt oder sonst irgendetwas davon bemerkt, dann ist sie plötzlich ein MERS-Fall. Wo zuvor Todkranke gemeldet wurden, sind nun plötzlich milde Fälle und Menschen, die eigentlich kerngesund sind, in der Meldestatistik enthalten … Dazu kommt, dass die Medien vor Ort die Sache unglaublich hoch gekocht haben.“

Und ganz genauso skeptisch war auch Mullis, was die Verwendung seiner Entdeckung in der Medizin betraf: „Mit PCR – wenn man es gut macht – kann man fast alles in jedem finden … Das kann man als einen Missbrauch ansehen: zu behaupten, dass es bedeutungsvoll ist… Eine winzige Menge von irgendetwas zu nehmen, sie messbar zu machen und es dann so darzustellen, als ob es wichtig wäre … Der Test sagt nicht aus, ob man krank ist, oder ob das, was ‚gefunden‘ wurde, dir wirklich schaden würde.“ Mullis verstarb im August 2019 und fiel damit als Mahner aus. Warum Drosten die PCR-Tests mittlerweile zum „Goldstandard“ erklärte, ist hingegen weniger klar.W.K.