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11.12.20 / Terrorismus / Anis Amri hatte Kontakte ins Clan-Milieu / Behörden ließen Hinweise auf die Vernetzung des Attentäters vom Breitscheidplatz offenbar unbeachtet

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 50 vom 11. Dezember 2020

Terrorismus
Anis Amri hatte Kontakte ins Clan-Milieu
Behörden ließen Hinweise auf die Vernetzung des Attentäters vom Breitscheidplatz offenbar unbeachtet
Wolfgang Kaufmann

Am 19. Dezember 2016 ermordete der tunesische „Flüchtling“ Anis Amri den polnischen Lkw-Fahrer Lukasz Urban. Dann lenkte er seinen Sattelzug in den Weihnachtsmarkt an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin-Charlottenburg.Dadurch tötete er weitere elf Menschen. Wie der radikale Moslem nach der Tat aus der Bundeshauptstadt entkommen und sich über die Niederlande und Frankreich nach Italien absetzen konnte, wo ihn die Polizei schließlich am 23. Dezember erschoss, ist bis heute ungeklärt.

Allerdings gibt es mittlerweile Hinweise darauf, dass er möglicherweise Unterstützer im Berliner Clan-Milieu besaß. Ein Informant aus der radikalen Moslem-Szene berichtete seinem Kontaktmann beim Landesamt für Verfassungsschutz von Mecklenburg-Vorpommern bereits im Februar 2017, er sei Zeuge eines Gesprächs von vier Mitgliedern eines Araber-Clans aus Neukölln geworden, aus dem man schließen könne, dass die Großfamilie mit libanesischen Wurzeln Amri die Schusswaffe beschafft und Geld gegeben sowie zur Flucht verholfen habe. Ansonsten soll laut dem V-Mann auch noch die Äußerung gefallen sein, dem „Esel“ Amri wäre mehr Erfolg beim Töten von „Ungläubigen“ beschieden gewesen, wenn er den Weihnachtsmarkt von der anderen Seite her angesteuert hätte.

Zeuge wurde lange ignoriert

Diese Aussage passt zu dem, was inzwischen über die gemeinsame Aktion „Opalgrün“ des Bundesamtes für Verfassungsschutz und der beiden Landesämter Mecklenburg-Vorpommern und Berlin im Jahre 2016 bekannt wurde. Damals observierte der Inlandsgeheimdienst einen Berliner Clan, weil es Hinweise darauf gab, dass er während des Fastenmonats Ramadan terroristische Anschläge verüben wollte. Jedoch verlief die Sache ungeachtet einiger abgehörter Telefonate, die Sympathien für den Islamischen Staat offenbarten, im Sande.

Trotzdem hätten die Schweriner Verfassungsschützer hellhörig werden müssen, als der Informant 2017 bei ihnen vorsprach. Stattdessen ignorierten sie seinen Bericht, wodurch die Ermittler der Bundesanwaltschaft und des Bundeskriminalamtes zunächst auch keine Kenntnis davon erhielten. Das änderte sich erst im Oktober 2019. Da kontaktierte der V-Mann die Bundesanwaltschaft schließlich in Eigeninitiative, weil er fürchtete, der Clan plane nach wie vor Terroraktionen. 

Danach dauerte es noch mal mehr als ein Jahr, bis der Untersuchungsausschuss des Bundestages zum Anschlag auf dem Breitscheidplatz den Verfassungsschutzchef von Mecklenburg-Vorpommern, Reinhard Müller, vorlud und zu der Angelegenheit befragte. Bei der Befragung aber stritt er ab, dass in seiner Behörde Fehler gemacht worden seien.

Das butterweiche Vorgehen gegen den Berliner Clan, dessen Name bisher nicht genannt wurde und von dem unter Umständen weiterhin Gefahr droht, könnte viele Ursachen gehabt haben. Es öffnet sich ein weites Feld für Spekulationen. Vielleicht war es einfach nur Inkompetenz und Bequemlichkeit. Möglicherweise wollte man aber auch nicht wahrhaben, dass sich da eine Allianz zwischen der importierten Organisierten Kriminalität und dem ebenfalls leichtfertig ins Land gelassenen islamischen Terrorismus abzeichnete.