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11.12.20 / Porträt / Bissige Friedensstifterin

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 50 vom 11. Dezember 2020

Porträt
Bissige Friedensstifterin
H. Tews

Man kann nicht behaupten, dass die OSZE in jüngster Zeit viel zum Frieden in Europa beigetragen hätte. Die Konflikte in der Ukraine, Weißrussland oder Bergkarabach hat die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa, die 1995 die Nachfolge der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) antrat, bislang nicht lösen können.

Hinzu kam, dass eine Art interner Kalter Krieg die Führungsebene der Organisation geschwächt hat. So scheiterte eine Verlängerung des Mandats des Schweizer Generalsekretärs Thomas Greminger am Widerstand einzelner Teilnehmerstaaten. Diese haben sich jetzt auf die deutsche Diplomatin Helga Maria Schmid geeinigt, die vom kommenden Jahr an als erste Frau das Generalsekretariat leiten wird.

Unter dem derzeitigen OSZE-Vorsitzenden, Albaniens Ministerpräsidenten Edi Rama, wird die aus Dachau stammende 60-Jährige zur Chefin eines Apparats von 3500 Angestellten, die am OSZE-Sitz im Wiener Palais Pálffy und der Hofburg mehr kosten als nutzen. Unter ähnlichen Voraussetzungen ist sie seit 2016 derzeit noch Generalsekretärin des Europäischen Auswärtigen Dienstes (EAD), ist also so etwas wie die oberste Bürochefin der in aller Welt verteilten Botschaften der EU.

Als sie noch stellvertretende Generalsekretärin des EAD war, fädelte sie 2010 das Atomabkommen mit dem Iran ein, das aber inzwischen durch den Konflikt zwischen den Mullahs und den USA auf Eis liegt. In diplomatischen Diensten steht sie seit ihrem Studium der Romanistik, Geschichte und Politik. Sie war Referentin bei den Außenministern Klaus Kinkel und Joschka Fischer, der sie wegen ihrer Hartnäckigkeit als „Tüpfelhyäne“ bezeichnet hat. Um die 57 Teilnehmerstaaten der OSZE auf Spur zu bringen, wird sie jedenfalls viel Biss nötig haben.