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11.12.20 / Literaturtipp / Wo die Weiße Frau spukte / Neue Bücher erzählen Geschichten über das Berliner Schloss und informieren über dessen Rekonstruierung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 50 vom 11. Dezember 2020

Literaturtipp
Wo die Weiße Frau spukte
Neue Bücher erzählen Geschichten über das Berliner Schloss und informieren über dessen Rekonstruierung
Harald Tews

Pünktlich zur ursprünglich geplanten Eröffnung des Berliner Schlosses im Dezember sind neue Buchtitel über den Prachtbau der Preußenherrscher erschienen. Sie ersetzen zwar nicht den Besuch des rekonstruierten Schlosses, trösten aber mit unterhaltsamen Geschichten sowie informativen Einblicken ins Humboldt-Forum über die Zeit des Wartens auf die stets hinausgeschobene Eröffnung hinweg.

Der Autor Ulli Kulke, der 2010 bereits einen beachtlichen Bildband über Alexander von Humboldt veröffentlicht hat, erzählt mit der Co-Autorin Utta Raifer in „Das Berliner Schloss“ anekdotenreiche „Geschichten aus fünf Jahrhunderten“. Das reichlich bebilderte Buch will, wie es im Vorwort von Felix Müller heißt, „ein bedeutendes Stück Stadtgeschichte unterhaltsam Revue passieren lassen, die im Berliner Fall immer auch ein Stück preußischer und deutscher Geschichte ist“. 

Damit ist nicht zu viel versprochen. Die vielen chronologisch aufbereiteten Geschichten fesseln von der ersten Seite, wenn erzählt wird, wie Friedrich II., Kurfürst von Brandenburg, im Jahr 1442 einen Streit zwischen den benachbarten Berlinern und Cöllnern schlichtete und als Dank dafür Baugrund für ein Schloss forderte. Das Schloss zu Cölln am Spreeufer war die Keimzelle für das spätere von Andreas Schlüter entworfene Barockschloss, das im Zweiten Weltkrieg größtenteils ausgebombt, zu DDR-Zeiten gesprengt und ab 2013 wiederaufgebaut wurde.

Raifer und Kulke erzählen, was sich in den Glanzzeiten des Schlosses an Skurrilem und historisch Bedeutsamem alles zugetragen hat. Man erfährt von Ränkeschmieden am Hofe, Seitensprüngen oder einem Schlossgespenst. Demnach spukte eine Weiße Frau immer dann in den Gängen herum, wenn das Ableben eines Herrschers bevorstand. Zuletzt sei sie demnach im Dreikaiserjahr 1888 erschienen, als zwei Hohenzollernherrscher starben.

Eine ideale Ergänzung zu diesen Schlossgeschichten ist Rainer Haubrichs Broschüre „Das Berliner Schloss“, das dessen Baugeschichte und den Gang der Rekonstruktion nachvollzieht. Zahlreiche Abbildungen und architektonische Entwürfe erlauben nicht nur einen Blick auf die Gesamtgestaltung der Spreeinsel, sondern auch in das Innere des Schlosses. Dabei kann man wenigstens schon einmal in Gedanken durch das Humboldt-Forum im Schloss wandeln.

Rainer Haubrich: „Das Berliner Schloss“, Edition Braus, Berlin 2020, broschiert, 144 Seiten, 19,95 Euro