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11.12.20 / Reisen / Die meisten hoffen auf das zweite Halbjahr / Corona: Kaum ein Deutscher glaubt an normale Reisebedingungen vor der Jahresmitte – Die Branche leidet weiter

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 50 vom 11. Dezember 2020

Reisen
Die meisten hoffen auf das zweite Halbjahr
Corona: Kaum ein Deutscher glaubt an normale Reisebedingungen vor der Jahresmitte – Die Branche leidet weiter
Peter Entinger

Die Corona-Pandemie hat den Tourismus weltweit größtenteils lahmgelegt. Das Jahr 2020 kann für den betroffenen Wirtschaftszweig mit Fug und Recht unter der Rubrik „Katastrophe“ abgehakt werden. Während die Politiker noch darüber streiten, ob und wie in Europa Ski-Urlaub stattfinden kann, wächst in der Branche die Hoffnung auf Erholung im kommenden Jahr. 

Die Reiselust bleibt dennoch

Die Touristik ist besonders stark vom Nachfragerückgang in der Corona-Pandemie betroffen. Deutschlands größter Reiseanbieter TUI war einer der ersten Großkonzerne, der auf staatliche Überbrückungskredite angewiesen war. Nun mutiert das Unternehmen gar teilweise zum Staatsbetrieb. Dass die Reiselust auf Dauer nachlässt, ist aber nicht zu erwarten. „Die Menschen verzichten nicht deshalb aufs Reisen, weil sie nicht wollen, sondern weil sie nicht können. Die Nachfrage ist potentiell da“, meint Branchenexperte Martin Lohmann vom Tourismus-Institut NTI in Kiel. 

Bisher deute sich an, dass zunächst vor allem Ziele in Deutschland und den Nachbarländern gefragt sind, die mit dem eigenen Auto, per Bus oder Bahn erreicht werden können. Vor allem an Nord- und Ostsee berichten Hotel- und Pensionsbesitzer bereits von einer regen Nachfrage. Denn die Unsicherheit ist groß. Im vergangenen Jahr sah es zunächst so aus, als würde die komplette Sommersaison ausfallen. Nach Pfingsten keimte dann Hoffnung. Doch die Zahl der Flugreisen halbierte sich fast. Die Branche beklagt ständige Kurswechsel, die hinderlich seien, um Vertrauen wiederherzustellen. Denn nur vier von zehn Bundesbürgern (42 Prozent) erwarten einen uneingeschränkten Sommerurlaub 2021. 

Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Yougov halten vier Prozent der Befragten uneingeschränktes Verreisen schon im ersten Quartal des Jahres 2021 wieder für möglich, 14 Prozent im zweiten Quartal. Rund ein Viertel (24 Prozent) der Befragten erwarten uneingeschränktes Reisen ab dem dritten Quartal und damit zur Haupturlaubszeit, neun Prozent erst ab Quartal vier. Aber: Mehr als ein Drittel der Befragten glaubt nicht, dass 2021 ein Urlaub, wie man ihn aus der Vorkrisen-Zeit kennt, stattfinden kann. 

Zick-Zack-Kurs der Politik

Die Politik sei daher gefordert, sensibel mit Reisewarnungen und Reisehinweisen umzugehen, sagt Norbert Fiebig, Präsident des Deutschen Reiseverbands (DRV), und erklärt:  „Ein Zick-Zack-Kurs, wie im laufenden Jahr gesehen, verunsichert nicht nur die Urlaubswilligen, sondern auch die Unternehmen, und erstickt die vorhandene Reiselust im Keim.“

Die Branche ist Corona-bedingt im Wandel. Buchungsportale, die sich 2019 einer immer größeren Beliebtheit erfreuten, klagen über rückläufige Zahlen. DRV-Chef Fiebig hat dafür eine einfache Erklärung. „Der Wunsch nach Beratung wächst. Die Kunden wollen wissen, wie es sich mit Reisewarnungen verhält. Wie sie stornieren können. Und wie die Situation vor Ort ist. Davon profitieren derzeit die klassischen Reisebüros.“ 

Einen entscheidenden Durchbruch erhofft sich die Branche von einem Impfstoff. Doch der wird weitere Probleme mit sich bringen. Lufthansa-Vorstand Björn Becker hat einen Immunitätspass ins Gespräch gebracht. „Das Thema Impfung wird ganz zentral für die Branche werden“, sagt auch DRV-Präsident Fiebig voraus.