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11.12.20 / Biographie / Ein Diktator, der Ängste schürt / Ex-CIA-Analystin Jung H. Puk sieht in Kim Jong einen brutalen Unterdrücker, dessen wichtigstes Anliegen sein Atomprogramm ist

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 50 vom 11. Dezember 2020

Biographie
Ein Diktator, der Ängste schürt
Ex-CIA-Analystin Jung H. Puk sieht in Kim Jong einen brutalen Unterdrücker, dessen wichtigstes Anliegen sein Atomprogramm ist
F.-W. Schlomann

Die Autorin Jung H. Pak arbeitete jahrelang als führende CIA-Analystin über Nordkorea und vermittelt in ihrer Biographie einmalige Einblicke in Charakter und Denkweise des Diktators Kim Jong-un. Diese seien geprägt durch Koreas Geschichte sowie die Kim-Dynastie. Die Propaganda stelle ihn als Reinkarnation seines verehrten Großvaters Kim Il-sung dar. Dieser führte Partisanen gegen die Besatzungsmacht Japan, die später in der UdSSR zu Kommunisten wurde. Im Bürgerkrieg besiegte er „als einziger Retter Koreas“ die US-Truppen. 

Zu seinem Nachfolger bestimmte er „als einzig legitimen Erben der Revolution“ seinen Sohn Kim Jong-il, dessen Geburt 1942 zum übernatürlichen Akt stilisiert wurde. Am 65. Jahrestag der Gründung der Staatspartei sah man neben ihm seinen Sohn Kim Jong-un, was dessen Status als Nachfolger zementieren sollte. Obwohl dieser keinerlei militärischen Rang hatte, wurde er zum Vier-Sterne-General ernannt. 

Mittels Propaganda trieb er sein Kernwaffenprogramm voran. Ziel sei auch, einen Mythos der überlegenen Macht der Kim-Dynastie zu erzeugen. Ein Charakterzug Jong-uns sei seine Brutalität. Erfolgten frühere Säuberungsaktionen Kims geheim, so lässt er seine Rivalen mittlerweile öffentlich, im Beisein von deren Angehörigen hinrichten – das gilt selbst für Familienmitglieder. Im Gegensatz zu seinem Vater, der öffentliche Reden vermied, liebt Jong-un lange Ansprachen. 

Wie Pak darlegt, besteht seine Verhandlungsstrategie darin, Spannungen zu erzeugen sowie Ängste zu schüren und je nach Situation die USA, Japan, Südkorea oder China zu verärgern, um dann im Zeichen einer vorgetäuschten Entspannung politische und wirtschaftliche Zugeständnisse abzupressen. 

Trump überschätzte sich

US-Präsident Trump habe geglaubt, mit seinem Verhandlungsgeschick den Nordkoreaner zum Verzicht auf Atomwaffen zu bewegen. Er habe CIA-Warnungen negiert und weder Kims Charakter noch dessen bisheriges Verhalten hinterfragt. Kims Verpflichtung, „auf eine vollständige Denuklearisierung hinzuarbeiten“, sei nichtssagend. 

Sein Ziel seien Sicherheitsgarantien der USA und die Rücknahme der von ihnen verhängten Sanktionen. Den Fortbe-stand der Kim-Dynastie glaube Jong-un durch weitere Unterdrückung seiner Untertanen und Fortsetzung seines Atomwaffenprogramms zu sichern. 

Eher pessimistisch, warnt die Autorin, Kims Visionen „werden neue und gefährlichere Dimensionen erreichen“. 

Jung H. Pak: „Kim Jong-un“, Du-Mont-Verlag, Köln 2020, gebunden, 416 Seiten, 24 Euro