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18.12.20 / mRNA-Impfstoffe Oftmals handelt es sich bei den Corona-Impfstoffen um mRNA-Vakzine. Was sind ihre Vor- und Nachteile? Welche Risiken sind mit ihnen verbunden? Und wie sind die Alternativen zu beurteilen? / Risiken und Unklarheiten bleiben / Zulassung des ersten mRNA-Corona-Impfstoffes löst trotz Unwägbarkeiten große Zuversicht aus

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 51/52 vom 18. Dezember 2020

mRNA-Impfstoffe Oftmals handelt es sich bei den Corona-Impfstoffen um mRNA-Vakzine. Was sind ihre Vor- und Nachteile? Welche Risiken sind mit ihnen verbunden? Und wie sind die Alternativen zu beurteilen?
Risiken und Unklarheiten bleiben
Zulassung des ersten mRNA-Corona-Impfstoffes löst trotz Unwägbarkeiten große Zuversicht aus
Wolfgang Kaufmann

Mittlerweile befinden sich bereits über 200 Impfstoffe zur Immunisierung gegen das SARS-CoV-2-Virus in der Entwicklung und mehr als drei Dutzend in der Endphase der klinischen Erprobung. Darüber hinaus erhielten zwei Vakzine erste Notfallzulassungen für Russland, Großbritannien, Bahrain, Kanada, die USA und Israel. 

Oftmals handelt es sich bei den Corona-Impfstoffen um sogenannte mRNA-Vakzine. Das gilt auch für die unmittelbar vor der Massenanwendung stehenden oder sogar bereits eingesetzten Impfstoffe BNT162b2 des Mainzer Unternehmens BioNTech und dessen US-Partner Pfizer sowie mRNA-1273 aus den Laboren des amerikanischen Herstellers Moderna. Beide basieren auf der Verwendung von künstlich hergestellter Messenger-Ribonucleic-Acid (mRNA), also Boten-Ribonukleinsäure, die den genetischen Bauplan für ganz spezifische biologische Makromoleküle aus Aminosäuren (Proteine) enthält. 

Die mRNA soll in die Körperzellen der Geimpften eindringen, um dann dort die entsprechenden Proteine – allen voran jene stachelähnlichen Spike-Glykoproteine, mit denen das Coronavirus an die Oberfläche der Wirtszellen andockt – zu produzieren. Hiervon erhoffen sich die Impfstoffhersteller, dass das menschliche Immunsystem Antikörper entwickelt, um auf Krankheitserreger zu reagieren, die genau diese Moleküle enthalten. Damit die Boten-RNA auch unbeschadet in den Körperzellen im Bereich der Einstichstelle anlangt, wird sie in lipidhaltige Nanopartikel (LNP) verpackt. Das sind ultrakleine Tröpfchen aus fetthaltigen Substanzen, die quasi als Taxi für die mRNA fungieren.

Keine Wirkungsverstärker nötig

Der Vorteil dieses Verfahrens liegt darin, dass man hierbei keine künstlichen Wirkungsverstärker (Adjuvanzien) wie Aluminiumsalze benötigt, deren Verwendung schon des Längeren umstritten ist. Andererseits war vor der Corona-Pandemie aber auch noch kein einziges mRNA-Vakzin für den Einsatz am Menschen zugelassen worden. Damit sind Impfungen mit BNT162b2, mRNA-1273 und gleichgearteten Substanzen mit einem unkalkulierbaren Risiko verbunden.

So könnte es zu der gefürchteten Bildung von Infektionsverstärkenden Antikörpern (Antibody Dependent Enhancement, ADE) kommen. Diese neutralisieren die Viren nicht, sondern vereinfachen deren Aufnahme durch den Körper, sorgen also statt für Immunität für eine leichtere Ansteckung und schwerere Krankheitsverläufe. 

Möglich sind zudem auch überschießende Reaktionen des Immunsystems, aus denen Schäden an den Lungenbläschen sowie Ödeme, Thrombosen, Embolien, Schlaganfälle und Infarkte resultieren. Ebenso besteht die Gefahr des Ausbruchs von Autoimmunerkrankungen. Darüber hinaus sind die LNP dafür bekannt, dass sie Entzündungen auszulösen vermögen.

Und dann wären da noch die eventuellen Spätfolgen, über welche die derzeit laufenden klinischen Tests überhaupt keine Auskunft geben können, weil sie ja erst vor wenigen Monaten begannen. Das musste kürzlich auch der Impfstoff-Experte und Leiter der Abteilung Vakzinologie und Angewandte Mikrobiologie am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung, Carlos Guzmán, eingestehen. Desgleichen fehlen Informationen darüber, wie die Hochrisikogruppen, also sehr alte Menschen und solche mit bestimmten Vorerkrankungen, auf mRNA-Impfungen reagieren.

Gleichermaßen unklar ist die Wirksamkeit von BNT162b2 und dergleichen Vakzinen. Zu der Frage, wie lange die Stimulation der Immunantwort auf das in den Körper eindringende Coronavirus anhält, gibt es im Moment noch keine belastbaren Erkenntnisse, auch wenn BioNTech und Pfizer vermelden, dass 95 Prozent der zweimal im Abstand von drei Wochen Geimpften Antikörper entwickeln würden. Sollte das Coronavirus genauso schnell mutieren, wie dies vergleichbare Erreger zu tun pflegen, dann müsste der Impfstoff fortlaufend an die aktuell zirkulierenden Virenstämme angepasst werden, so wie dies bei den jährlichen Grippeschutzimpfungen nötig ist.

Erfahrungen liegen kaum vor

Weniger für die Geimpften selbst als für ihr Umfeld interessant ist die Frage, ob die Immunisierten andere anstecken können, wenn sich SARS-CoV-2-Viren in ihrem Rachen eingenistet haben. Im Interview mit dem Fernsehsender NBC erklärte der Chef des US-Pharmariesen Pfizer, Albert Bourla, hierauf wisse man momentan keine Antwort.

All diese Unklarheiten und Risiken dürften die Euphorie angesichts der Zulassung des ersten mRNA-Corona-Impfstoffes bald wieder dämpfen. Dabei wollen sich laut ARD-DeutschlandTrend bereits jetzt schon nur 71 Prozent der Deutschen impfen lassen.