26.04.2024

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18.12.20 / Kolumne / Grüne auch gegen U-Bahn

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 51/52 vom 18. Dezember 2020

Kolumne
Grüne auch gegen U-Bahn
Theo Maass

Sind U-Bahnen klimaschädlich? Folgt man einer Studie, welche der BUND, die Landes-AG Mobilität der Berliner Grünen, der „Fahrgastverband“ IGEB und eine „Initiative Stadt für Menschen“ initiiert haben, wird beim Bau von Untergrundbahnen derart viel CO2 produziert, dass erst in hundert oder mehr Jahren eine ausgeglichene „Klimabilanz“ zu erzielen sei. Axel Schwipps, Ingenieur von Beruf und einer der Autoren des Gutachtens: „Die Straßenbahn zwischen Alexanderplatz und Potsdamer Platz hätte sich schon nach 9,4 Jahren klimatisch amortisiert.“

Gutachten sind bekanntlich meist an dem orientiert, was die Auftraggeber – die das Werk ja bezahlen – lesen möchten. So ist es vermutlich auch hier. Aber warum? Und warum ausgerechnet jetzt? 

Im Hintergrund schwelt ein Streit in der Rathauskoalition: Die rot-rot-grüne Berliner Landesregierung ist unbeliebt. Die SPD bekommt das in den Umfragen zu spüren. Um bei den Wählern Boden gutzumachen, steuert sie in der Verkehrspolitik um. Sie diskutiert über den Abschnitt 7 der Stadtautobahn A 100 und will alle möglichen U-Bahn-Linien verlängern. Das Problem ist nur: Im Koalitionsvertrag von Rot-Rot-Grün steht das Gegenteil drin. Daher versucht das Umfeld der Grünen, der neuen SPD-Strategie in die Speichen zu greifen und sammelt angeblich wissenschaftliche Argumente gegen den U-Bahn-Bau. 

Aber wie geht es nach den Wahlen zum Abgeordnetenhaus am 26. September 2021 weiter? Kommt dann wieder Rot-Rot-Grün? Mit Franziska Giffey als Bürgermeisterin? Wird die SPD dann den Grünen wieder erlauben, ihren Krieg gegen Autofahrer, U- und S-Bahn-Bau fortzusetzen? Und die CDU? Sie blinkt in Richtung einer schwarz-grünen Regierung. Oder darf es gegebenenfalls auch Grün-Schwarz sein? Da könnte das Gutachten dienlich sein, um die CDU zum Straßenbahnbau und Fahrradverkehr zu bekehren. Nur zwei Parteien in der Stadt stehen nicht im Verdacht, grünen Phantasien nachzugeben: FDP und AfD.