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18.12.20 / Leopold Stocker / Umstrittener Verleger und Politiker

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 51/52 vom 18. Dezember 2020

Leopold Stocker
Umstrittener Verleger und Politiker

Heute noch ist der 1917 in Graz gegründete Leopold Stocker Verlag einer der bedeutendsten landwirtschaftlichen Fachverlage im deutschsprachigen Raum. Das führende Fachblatt „Landwirt“ zählt über 50.000 Abonnenten. Der Verlagsgründer Leopold Stocker, der vor 70 Jahren am 25. Dezember verstarb, wurde am 20. Oktober 1886 auf einem Hof im niederösterreichischen Waldviertel geboren. Er besuchte das humanistische Gymnasium in Krems an der Donau und die landwirtschaftliche Mittelschule Kaaden in Böhmen. An den Universitäten Leipzig und Jena erwarb er den Titel eines Diplomlandwirts und Agrikulturchemikers. 

Nach Stationen als Assistent auf den Fürst Lobkowitz’schen Gütern in Böhmen und bei den Thomasphosphatwerken in Berlin wirkte er als wissenschaftlicher Berater in der Steiermark. Nach der Bewährung im Ersten Weltkrieg wurde er in das k. u. k. Landwirtschaftsinspektorat der Steiermärkischen Landesregierung berufen, um zur Steigerung der Nahrungsmittelproduktion beizutragen. In dieser Zeit entstand die Idee zur Gründung eines landwirtschaftlichen Fachverlags mit dem Ziel, die fachliche Schulung der Bauern zu verbessern. Unterstützt wurde Stocker durch den Dichter Peter Rosegger. Neben lehrreichen Büchern sollte auch eine Fachzeitschrift speziell für den bäuerlichen Familienbetrieb erscheinen. Mit der Herausgabe von „Der fortschrittliche Landwirt“ leistete Stocker Pionierarbeit.

Als Pionier erwies er sich auch auf dem Feld der Politik. Beim Zusammenschluss der verschiedenen nationalliberalen Bauernbünde zum „Landbund für Österreich“ spielte er eine herausragende Rolle. 1919 saß er für die Steirische Bauernbundpartei in der Verfassungsgebenden Nationalversammlung der Republik Österreich. In den 1920er Jahren zog Stocker sich wegen wachsender Verlagsaufgaben aus der Politik zurück. Wegen der Publikation antisemitischer Bücher in den 20er Jahren sowie Sympathien für den Nationalsozialismus in den 30er Jahren war er umstritten. Auch heute noch wird dem Verlag für landwirtschaftliche und Jagdliteratur, Koch- und Handarbeitsbücher, Regionalia, Wanderführer und populärwissenschaftliche Bücher wegen des Tochterunternehmens Ares mit dem Schwerpunkt auf Militärgeschichte vorgeworfen, „rechtskonservative Literatur mit Überschneidungen zum Rechtsextremismus“ (Wikipedia) zu fördern. 

Das Verlagshaus bekennt sich zu einer europäisch-christlichen Ausrichtung ganz im Sinne des Verlagsgründers Leopold Stocker. MRK