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18.12.20 / Vereinigte Staaten / Der große Auszug aus Silicon Valley / Hohe Steuern und astronomische Hauspreise vertreiben Kaliforniens Firmen und Gutverdiener – Texas ist der große Gewinner

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 51/52 vom 18. Dezember 2020

Vereinigte Staaten
Der große Auszug aus Silicon Valley
Hohe Steuern und astronomische Hauspreise vertreiben Kaliforniens Firmen und Gutverdiener – Texas ist der große Gewinner
Norman Hanert

Das Selbstverständnis Kaliforniens als wirtschaftliches Schwergewicht innerhalb der USA und als Faktor in der Weltwirtschaft wird durch den Weggang großer Unternehmen derzeit auf eine harte Probe gestellt. Bereits im Sommer verlegte das Datenanalyseunternehmen Palantir seine Zentrale vom kalifornischen Palo Alto nach Denver im Bundesstaat Colorado. Schlag auf Schlag haben inzwischen auch weitere Großunternehmen ihren Weggang aus Kalifornien bekannt gegeben.

Anfang Dezember kündigte Hewlett-Packard an, seine Firmenzentrale vom kalifornische San José nach Houston/Texas zu verlegen. Mit dem Datenbankspezialisten Oracle zieht ein weiteres Schwergewicht aus dem kalifornischen Silicon Valley nach Texas. Das Hauptquartier des SAP-Konkurrenten wird künftig in der texanischen Landeshauptstadt Austin stehen. Kurz darauf gab überraschend auch Elon Musk seinen Umzug nach Austin bekannt. 

Musk müsste 18 Milliarden zahlen

Der Tesla-Gründer nutzte die Gelegenheit gleich noch für eine kleine Abrechnung mit seiner bisherigen Wahlheimat. Im Interview mit dem „Wall Street Journal“ sagte Musk: „Kalifornien hat lange gewonnen. Und ich denke, sie halten das für selbstverständlich.“ Der gebürtige Südafrikaner hat seit zwei Jahrzehnten in der Gegend um Los Angeles gelebt und gearbeitet. Der Entschluss von Musk, nach Texas umzuziehen, könnte nicht zuletzt steuerliche Gründe haben: Der Höhenflug der Tesla-Aktie hat den Unternehmensgründer nach Amazon-Boss Jeff Bezos zum zweitreichsten Mann der Welt gemacht. 

Derzeit wird Musks Vermögen auf 139 Milliarden US-Dollar geschätzt. Sollte er seine Aktienoptionen auf Tesla ausüben, würden nach Berechnungen des Informationsdienstes Bloomberg im von den Demokraten regierten Kalifornien auf einen Schlag bis zu 18 Milliarden Dollar Einkommensteuer fällig. Im Gegensatz dazu will der Fiskus im republikanisch regierten Texas von seinen Einwohnern überhaupt keine Einkommensteuer, auch Aktien-Optionen sind steuerfrei. 

Als weitere Vorteile von Texas werden regelmäßig weniger Regulierungen und im Vergleich zu Kalifornien sehr viel günstigere Mieten und Immobilienpreise genannt. Im Silicon Valley, in San Francisco und in Los Angeles haben die Miet- und Hauspreise im Laufe der vergangenen  Jahrzehnte derart horrende Höhen erreicht, dass selbst Top-Verdiener der großen Technologie-Konzerne Probleme haben, sich ein eigenes Haus zu leisten. 

Ein Zimmer für 2000 Dollar

Sogar für Zimmer in Wohngemeinschaften waren rund um das Silicon Valley bislang monatliche Mieten von 2000 Dollar keine Seltenheit. Durch die Corona-Pandemie lassen viele Firmen inzwischen aber Heimarbeit zu. Diese Gelegenheit nutzen immer mehr Mitarbeiter, um wie Hewlett-Packard, Oracle und Elon Musk nach Texas umzuziehen. Denn je mehr Mitarbeiter von zu Hause aus tätig sind, desto unproblematischer gestaltet sich der Umzug ihres Arbeitgebers. Es ist in dem Falle schließlich nicht mehr so wichtig, wie weit dessen Sitz vom Wohnort seiner Angestellten entfernt liegt. 

Allerdings war bereits vor der Corona-Pandemie eine Abwanderungsbewegung in Gang gekommen. Laut Bloomberg sinkt in der Metropolregion Los Angeles bereits seit 2017 die Einwohnerzahl. Im vergangenen Jahr verlor der Ballungsraum im Durchschnitt jeden Tag 260 Einwohner durch Wegzug. Houston, Austin und der Großraum Dallas in Texas gehören dagegen zu den großen Gewinnern der Binnenwanderung in den USA.