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31.12.20 / Zentralbanken / Mehr Gold verkauft als gekauft / Drittes Quartal 2020: Erstmals Trendumkehr auf diesem Gebiet seit zehn Jahren

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 53 vom 31. Dezember 2020

Zentralbanken
Mehr Gold verkauft als gekauft
Drittes Quartal 2020: Erstmals Trendumkehr auf diesem Gebiet seit zehn Jahren
Wolfgang Kaufmann

Die Zentralbanken vieler Länder haben ihre Goldvorräte in den letzten Jahren teils kräftig aufgestockt. Jetzt allerdings kehrt sich der Trend um. Im dritten Quartal 2020 wurde erstmals seit zehn Jahren in der Summe mehr von dem Edelmetall veräußert als hinzugekauft. Dadurch schrumpften die staatlichen Goldreserven um 12,1 Tonnen im Gesamtwert von 625 Millionen Euro. 

Verantwortlich hierfür waren insbesondere die Türkei und Usbekistan mit Verkäufen von 45,5 und 34,9 Tonnen. Kleinere Mengen Gold warfen außerdem noch Kolumbien, Sri Lanka, Tadschikistan, die Mongolei und Deutschland auf den Markt. Zwar gab es im Gegenzug auch einige größere Käufe durch Staaten wie die Vereinigten Arabischen Emirate und Katar, aber die konnten die Bilanz nur zum Teil wieder ausgleichen.

Der Grund für die Verkaufsaktionen war der in diesem Jahr immerhin um rund ein Fünftel gestiegene Goldpreis. Dieses Hoch bescherte der Türkei Einnahmen von 2,3 Milliarden US-Dollar, mit denen die Zentralbank der Republik Türkei (TCMB) die schwer angeschlagene türkische Lira zu stabilisieren versuchte. Das Ergebnis dieser Bemühungen fiel jedoch ausnehmend bescheiden aus, da die wirtschaftliche Situation der Türkei weiterhin prekär geblieben ist.

Türkei und Usbekistan 

Andere Länder nutzten die Erlöse zur Sanierung ihrer Staatsfinanzen. So will die neue Regierung in Usbekistan das Land nun öffnen und für ausländische Investoren attraktiver machen. Dafür braucht sie Geld. Und die Bundesbank trennte sich von 2,3 Tonnen Gold, weil das Finanzministerium Münzen für den gewinnträchtigen Verkauf an Privatanleger prägen zu lassen gedachte.

Auf den Goldpreis hatte das alles ebenso wenig Einfluss wie die im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 19 Prozent gesunkene Nachfrage nach physischem Gold von Seiten der Industrie und der Schmuckbranche. Beispielsweise investierten die Inder aufgrund der Corona-Krise in diesem Jahr nur noch halb so viel Geld in Goldschmuck wie in den Jahren zuvor. 

Dem stand aber ein großes Interesse von Privatanlegern an Münzen und Barren gegenüber. Deren Absatz stieg bis Ende September um fast die Hälfte. Bemerkenswert ist, dass hier vor allem türkische Käufer zugriffen. Während sich die TCMB also von ihrem Gold trennte, um die Lira zu stützen, sorgte das geringe Vertrauen der Türken in ihre eigene Währung für einen Sturm auf das Edelmetall.

Jetzt stellt sich die Frage, ob der immer noch hohe Goldpreis auf eine Blase hindeutet, deren Platzen bevorsteht, oder ob mit weiteren Wertsteigerungen gerechnet werden kann. Hier ist der Blick auf das Verhalten der Zentralbanken hilfreich. Während die einen verkaufen, zeigen die anderen Kaufzurückhaltung. Als langfristig denkende Investoren können sie es sich leisten, auf günstigere Preise zu warten – und tun dies offenkundig auch. Andererseits nahmen die Verkäufe bislang aber kein sonderlich großes Ausmaß an, was nicht auf einen baldigen Einbruch hindeutet. Allerdings haben die Ereignisse dieses Jahres gezeigt, dass es immer zu unangenehmen Überraschungen kommen kann.