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31.12.20 / Reisestation / Ein Krebs am Enzigsee / Nörenberg, Kreis Saatzig – eine Station der Heimatreise im September 2020

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 53 vom 31. Dezember 2020

Reisestation
Ein Krebs am Enzigsee
Nörenberg, Kreis Saatzig – eine Station der Heimatreise im September 2020

Im September 2020 kam trotz Corona eine Heimatreise nach Pommern zustande. 30 Landsleute aus Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern besuchten diverse Stationen in ihrer Heimat. Ein Ziel war Nörenberg [Ińsko]. Der Ort, urkundlich erstmals um 1150 erwähnt, liegt am Enzigsee und ist gut besiedelt. Nörenberg hat eine wechselvolle Geschichte und musste vielen Herren dienen. Im Enzigsee gab es bis ins 20. Jahrhundert hinein Krebsfang, der recht bedeutend war. Die Krebspest ruinierte jedoch diese Einnahmequelle. Im See gibt es keine Krebse mehr, doch eine bekannte Sage erzählt von einem ganz besonderen Exemplar. Zur Erinnerung ist dieser am Seeufer angekettet. Eine Nachbildung des ursprünglichen Tieres, das besonders Kinder immer wieder erschreckt hat, wurde durch den Heimatkreis Saatzig, insbesondere durch die Initiative des Vorsitzenden Horst Born, neu geschaffen. Ein Gedicht, das auf einer Schautafel in deutscher Sprache von dem Geschehen erzählt, war früher im Lesebuch der Volksschule abgedruckt und damit gruselige Pflichtlektüre für jeden Grundschüler im Kreis Saatzig. Der „Große Krebs“ hat in früheren Zeiten nachts die Steine des Kirchturms angeknabbert und wurde deshalb von den Nörenbergern eingefangen und an die Kette gelegt. Das Gedicht ist in dem Heimatbuch von Paul Schulz „Der Kreis Saatzig und die kreisfreie Stadt Stargard“ auf Seite 82 nachzulesen. Drei Strophen daraus, gedichtet von Hugo Kacker lauten:

Der große Krebs im Enzigsee

das war ein Untier! Jemine,

ein Kalb war gegen ihn ein Zwerg.

Gar schlimm erging´s Stadt Nörenberg,

mit seinen Scheren schnitt das Tier

Holz, Stein und Stahl im Stadtrevier.



Ein Drahtnetz wurde ausgesetzt,

wie Garn hat es der Krebs zerfetzt,

bis endlich doch dem Schmied der Fang

im neuen Hartstahlnetz gelang.

Man sperrt ihn ins Pupkenloch:

dort sitzt er angefesselt noch.



Doch wenn er nur den Schwanz erhebt,

erschrickt ganz Nörenberg und bebt,

und jeder schreit: „Der Krebs! Der Krebs!

Er reißt sich los und ich erlebs,

er kommt aus seinem Loch heraus

und frisst uns alle, Mann und Maus!


Hermann Welk hielt die Stationen der Reise fest, weitere folgen.BS