Am 4. Dezember schien es so, als würde der Traditionsplatzhalter Hertha BSC den Lokalrivalen und Vorjahresaufsteiger 1. FC Union in die Schranken weisen. Mit dem 3:1-Erfolg blieb die alte Dame Hertha „Herr im Hause“ Berlin. Aber nur scheinbar. Union steht vor dem 15. Spieltag mit 24 Punkten auf Platz 6, Hertha auf Platz 14 mit 16 Punkten. Union hat auch gegen starke Konkurrenten Punkte geholte. Bis zum Saisonende kann noch viel passieren, aber beide Berliner Vereine scheinen gegen einen Abstieg gefeit. 

Dabei hat Union den kleinsten Etat aller Bundesligisten, betreibt aber eine kluge Personalpolitik. Mit dem angeblichen „Problem-Profi“ Max Kruse kam ein Stürmer an Bord, der das Vertrauen des Trainers prompt mit Toren rechtfertigte. 

Auch abseits des Spielgeschehens macht sich Union bemerkbar. Dieser Tage kritisierte Vereinspräsident Dirk Zingler den DFB in Gestalt des Teammanagers der Nationalmannschaft, Oliver Bierhoff. Man könne auch mal 0:6 verlieren wie im November gegen Spanien, müsse das aber anders aufarbeiten, so Zingler: „Wir müssen den Fußball der deutschen Nationalmannschaft den Menschen zurückgeben. Das, was dort passiert ist, ist für mich eine totale Fehlentwicklung, und dafür mache ich Oliver Bierhoff auch verantwortlich, der aus der deutschen Nationalmannschaft eine Marke machen wollte.“ Nachwuchstrainer André Hofschneider (zuvor viele Jahre Union-Profi): „Es gibt kaum etwas Schöneres, als einen Spieler aus den eigenen Reihen zu entwickeln. Aus meiner Sicht gehört es auch im Sport dazu, die Werte des Vereins weiterzugeben.“

Es geht beim Fußball auch um Identität. Erfolg lässt sich nicht kaufen. Beharrlichkeit und Verlässlichkeit sind in der heutigen schnelllebigen Zeit rar geworden, aber sie sind langfristig die Grundlage des Erfolgs, wie das Beispiel des 1. FC Union Berlin zeigt.