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08.01.21 / Kampagnen / „Zu schwul, zu schwarz“ / Wie sich der Vorwurf gegen einen Berliner AfD-Stadtrat, einen Bewerber diskriminiert zu haben, in Luft auflöste

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 01-21 vom 08. Januar 2021

Kampagnen
„Zu schwul, zu schwarz“
Wie sich der Vorwurf gegen einen Berliner AfD-Stadtrat, einen Bewerber diskriminiert zu haben, in Luft auflöste
Norman Hanert

Deutschlands Gesundheitsämter treten in den Medien derzeit vor allem in Berichten hervor, in denen es um ihre hohe Arbeitsbelastung geht. Im Kontrast dazu sorgt in Berlin schon seit Wochen ein Streit für Aufsehen, bei dem es um Diskriminierungsvorwürfe bei der Neubesetzung der Amtsarztstelle im Bezirk Treptow-Köpenick geht. Ein breiteres Interesse rief der Fall vor allem dadurch hervor, dass er auf den ersten Blick genau den Vorstellungen entspricht, die oft und gern über AfD-Politiker verbreitet werden. 

Im Kern geht es um den Vorwurf, der Gesundheitsstadtrat des Bezirks, Bernd Geschanowski (AfD), habe aus rassistischen Gründen einen geeigneten Bewerber für den Posten des Amtsarztes abgelehnt. Bereits im Juni hatte sich für die Stelle der kubanischstämmige Mediziner Denis Hedeler beworben. Dieser hatte bis dahin schon als stellvertretender Amtsarzt gearbeitet. Im Besetzungsverfahren unterlag der 51-jährige Mediziner allerdings einem anderen Kandidaten. 

Viel Anklang im Netz

Auch als dieser seine Bewerbung zurückzog, kam Hedeler bei der Neubesetzung nicht zum Zuge. Grund war laut Bezirksamt, dass Hedeler die nötige Qualifikation fehlt. Da im Gesundheitsamt kein weiterer Amtsarzt beschäftigt ist, will das Bezirksamt einen Mediziner, der bereits eine abgeschlossene Facharztausbildung vorweisen kann. Hedeler muss seine Facharztausbildung allerdings erst noch erfolgreich beenden. Dessen ungeachtet erhob der nicht zum Zuge Gekommene in der Öffentlichkeit schwere Diskriminierungsvorwürfe: Unter anderem startete Hedeler über die Plattform „All Out“ eine Online-Petition mit dem Titel „Zu schwul, zu schwarz: AfD verhindert Amtsarztsernennung“. 

In der inzwischen von fast 40.000 Personen unterzeichneten Petition schrieb Hedeler: „Ich bin in Kuba geboren und mit einem Mann verheiratet. Deshalb will man meine Ernennung zum Amtsarzt für Treptow-Köpenick verhindern – weil ich schwul und schwarz bin.“ Mit seinen öffentlich vorgebrachten Anschuldigungen hat der Mediziner inzwischen offenbar auch das Vertrauensverhältnis zum SPD-geführten Bezirksamt zerstört. 

Mitte Dezember gekündigt

Tatsächlich hat es der Gesundheitsstadtrat mit AfD-Parteibuch nämlich gar nicht in der Hand, in solchen Personalfragen nach eigenem Gutdünken Entscheidungen zu fällen. Die gesamte Kampagne, die offenbar in gewissen Kreisen auf fruchtbaren Boden fiel, lief damit ins Leere. Laut Bezirksbürgermeister Oliver Igel (SPD) entscheidet über die Bewerbungen für die Amtsarztstelle keine Einzelperson, sondern ein Gremium mit mehreren Stimmberechtigten. Wie in anderen Bezirken üblich, war auch in Treptow-Köpenick die Personalvertretung bei der Stellenbesetzung einbezogen. 

Nachdem die kommissarische Leiterin des Gesundheitsamtes Hedeler bereits im November von seinen Leitungsaufgaben im Gesundheitsamt entbunden hatte, sprach das Bezirksamt Mitte Dezember dem Mediziner die Kündigung aus.