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08.01.21 / Vertriebene im Ruhrgebiet / Neuanfang in Mönchengladbach / Land NRW widmet eine Broschüre den verschiedenen Etappen der Eingliederung Ostdeutscher

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 01-21 vom 08. Januar 2021

Vertriebene im Ruhrgebiet
Neuanfang in Mönchengladbach
Land NRW widmet eine Broschüre den verschiedenen Etappen der Eingliederung Ostdeutscher
Karlheinz Lau

Die Publikation „Vom Verlust zum Gewinn. Vertriebene in Mönchengladbach“ wurde durch den Minister für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert. Ihre Herausgabe belegt das traditionell gute Verhältnis zwischen der Landesregierung und den Organisationen der Heimatvertriebenen. In den Ländern Brandenburg oder Berlin wäre ein vergleichbarer Titel etwa durch die jeweilige Zentrale für politische Bildung nicht möglich. 

Inhaltlich folgen die Beiträge der Chronologie, Ausgangspunkt ist das Jahr 1945. Ein Beitrag beschreibt sachlich die Ursachen von Flucht und Vertreibung, ein zweiter die durch die Kriegshandlungen schwer zerstörte Stadt und Region Mönchengladbach. Das war die Ausgangslage für die Einheimischen und für Zehntausende Vertriebene, die untergebracht werden mussten. Es folgen Schilderungen zu den einzelnen Etappen: Wohnungen, Arbeitsplätze und die beginnende Eingliederung. All dies waren Prozesse in den 1950er, 60er und 70er bis in die 80er Jahre. Inzwischen kamen neue Gruppen wie Flüchtlinge aus der DDR – besonders vor 1961 – sowie deutsche Aussiedler aus der damaligen Sowjetunion hinzu. Von den Einheimischen wurden sie in der Regel pauschal als Flüchtlinge bezeichnet. 

Heute wird der Anteil der Vertriebenen oder Menschen mit Vertriebenenhintergrund im Großraum Mönchengladbach auf zirka 20.000 geschätzt. Die materielle Eingliederung der Menschen aus dem Osten ist offenbar gelungen. Viele Vertriebene kommen in ihren Landsmannschaften regelmäßig zusammen, nehmen am Gemeindeleben teil, sie feiern die Traditionen ihrer Heimat Pommern, Schlesien, Ostpreußen und Sudetenland. Auf den zahlreichen Bildern wird aber auch deutlich, dass die Erlebnisgeneration älter geworden ist und der Nachwuchs fehlt. An eine Rückkehr ist bis auf Weiteres nicht zu denken, es bleiben die Erinnerungen. 

Erstaunlich ist, dass von konkreten Kontakten zu den neuen Bewohnern ihrer Heimatgemeinden nicht gesprochen wird, sieht doch der Bund der Vertriebenen (BdV) seine Organisationen als Brückenbauer zu den Polen oder Tschechen, die jetzt dort leben. Am Schluss der Broschüre steht ein Gespräch der Generationen – Großeltern, Eltern und Enkel – über ihre Heimat und den jetzigen Wohnort. Unklar ist, warum die Gesprächspartner keine Vertriebenen aus den Ostgebieten sind, sondern Flüchtlinge aus der Ex-DDR. 

Schließlich wird die Darstellung mit der Charta der Deutschen Heimatvertriebenen beendet. Insgesamt handelt es sich um eine informative Schrift mit zahlreichen Fotos und Statistiken. Sie behandelt einen wichtigen Abschnitt der Stadtgeschichte Mönchengladbachs und findet hoffentlich viele Interessenten. Zwei kritische Anmerkungen: Die mentalen Schwierigkeiten bei der Aufnahme der Vertriebenen durch die einheimische Bevölkerung hätten stärker gewichtet werden müssen sowie die Nichtberücksichtigung der Ost-Brandenburger. Zwischen Schlesien im Süden und Pommern im Norden liegt das Vertreibungsgebiet des östlichen Teils der Mark Brandenburg mit dem Zentrum Landsberg an der Warthe. Es ist die Neumark, damals wie heute ein beliebtes Ausflugsgebiet für Berliner und Brandenburger. 

Lern- und Bildungsakademie Mönchengladbach (Hg.): „Vom Verlust zum Gewinn. Vertriebene in Mönchengladbach“, LuBA-Verlag, Mönchengladbach 2019, broschiert 93 Seiten, 10 Euro. Bezug: Telefon 02161-3030 7000