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15.01.21 / Afrika / Verteidiger des Glaubens / Russisch-Orthodoxe Kirche schmiedet in Entwicklungsländern Allianz gegen Christenverfolgung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 02-21 vom 15. Januar 2021

Afrika
Verteidiger des Glaubens
Russisch-Orthodoxe Kirche schmiedet in Entwicklungsländern Allianz gegen Christenverfolgung
Bodo Bost

Während der Corona-Pandemie wurde Afrika zum weltweiten Epizentrum der Christenverfolgung. Nun hat die Russisch-Orthodoxe Kirche die Initiative ergriffen und zu einer Allianz gegen Christenverfolgung vor allem in Afrika aufgerufen.

Die Corona-Pandemie hat zwar in Afrika nicht so gewütet wie in Europa, aber sie hat den ärmsten Kontinent noch mehr vom internationalen Geschehen isoliert als ohnehin schon. Das bekommen vor allem die Christen des schwarzen Kontinents zu spüren, die durch die Pandemie noch schutzloser geworden sind, während in vielen muslimischen Ländern durch die Pandemie die ohnehin vorhandene religiöse Gewaltbereitschaft weiter steigt. Auf diese Veränderungen hat nun das russisch-orthodoxe Moskauer Patriarchat hingewiesen und zur Gründung einer interkonfessionellen „Allianz für die Verteidigung der verfolgten Christen in Afrika“ aufgerufen.

Als in der Phase der Kolonialisierungen Afrikas und Asiens im 19. Jahrhundert die Grundlagen vieler Kirchengründungen gelegt wurden, gelang es dem Christentum in vielen unabhängigen afrikanischen Staaten sich zu afrikanisieren und feste Wurzeln zu schlagen. Viele dieser heute christlichen Gebiete in West-, Zentral- und Ostafrika betrachtet jedoch der Islam als sein historisches Territorium. Mit Dschihad und Terror drängt der Islam in Corona-Zeiten in diese Gebiete zurück.

Moslems haben Vorfahrt

Während der Islamische Staat (IS) 2019 in Syrien und dem Irak besiegt wurde, nahmen die Terroraktionen seiner Ableger Boko Haram und Al Shabaab in Westafrika, Nigeria und Ostafrika weiter zu. Der Weg ins rettende Asyl, in die Europäische Union wird jedoch von den muslimischen Staaten in Nordafrika und von der Türkei kontrolliert, die zumeist nur noch Muslime durchlassen. Christen scheuen den Weg durch diese Staaten, weil er für die verfolgten Christen ein größeres Martyrium nedeutet, als in ihren Herkunftsländern zu bleiben.

Die christlichen Kirchen und ihre Hilfswerke in Europa machen sich dagegen immer mehr zu Anwälten der muslimischen Immigranten, die faktisch ein Exklusivrecht für das Asyl in die EU haben. Dagegen wollen die orthodoxen Kirchen, die fast alle Unterdrückung und Zwangsmaßnahmen während der osmanisch-muslimischen und/oder sowjetischen Kolonialherrschaft am eigenen Leibe erfahren haben, ihr Hilfen direkt den verfolgten Kirchen und Christen in Afrika zukommen lassen. So führte Rumänien im letzten Jahr auf Vorschlag der dortigen orthodoxen Kirche einen eigenen Gedenktag für verfolgte Christen ein.  

Der Moskauer Patriarch Kyrill I., der sehr häufig Afrika und den Nahen Osten besucht hat, äußerte sich überzeugt, dass Afrika immer mehr zum Epizentrum der Unterdrückung der Christen werde. Das hänge auch damit zusammen, dass Afrika mittlerweile jener Teil der Welt sei, in dem das Christentum am stärksten wachse, noch weitaus stärker als der Islam, der nur noch durch Zwangskonversionen wachse. Bereits im November 2019 hatte Kyrill I. beim „Interreligiösen Gipfel“ in Baku darauf aufmerksam gemacht, dass die Christen in Nigeria einem „Genozid“ ausgesetzt seien. 

Islamisches Epizentrum Nigeria

In Nigeria, dem mit Abstand bevölkerungsreichsten Staat Afrikas, in dem Christentum und Islam etwa gleich stark sind, werde sich die Zukunft des Christentums auf dem schwarzen Kontinent entscheiden. Von dort breite sich der militante Islam immer mehr in mehrheitlich christliche Länder, wie Zentralafrika, den Kongo oder Mosambik aus, erklärte der Sprecher der neuen Allianz. Auch Äthiopien, das einzige mehrheitlich orthodoxe Land Afrikas, sei eine neue Brutstätte der Christenverfolgung geworden. 

Der koptisch-orthodoxe Patriarch Tawadros II. richtete an die Teilnehmer der Online-Konferenz eine Grußbotschaft, in der er eine intensivere Berichterstattung über die Verfolgung von Christen auf dem afrikanischen Kontinent forderte. Leider habe sich die Verfolgungssituation in der Zeit der Pandemie zugespitzt. Der Vertreter des Weltkirchenrats, Peter Prove, bezeichnete es als notwendig, dass es auf die Verfolgung von Christen „auch aus der Region“ eine Antwort gäbe. Auch der Generalsekretär der russischen katholischen Bischofskonferenz, P. Igor Kowalewskij, und der evangelikale Bischof Sergej Rjakhovskij nahmen an der Konferenz teil.