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15.01.21 / China / Von der Bildfläche verschwunden / Keine Spur vom Alibaba-Gründer – Wurde Jack Ma Opfer eines Racheakts der Pekinger Machthaber?

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 02-21 vom 15. Januar 2021

China
Von der Bildfläche verschwunden
Keine Spur vom Alibaba-Gründer – Wurde Jack Ma Opfer eines Racheakts der Pekinger Machthaber?
Wolfgang Kaufmann

Der chinesische Unternehmer Jack Ma alias Ma Yún ist der Gründer und das Gesicht der Alibaba Group Holding Limited. Das größte IT-Unternehmen der Volksrepublik China gilt als die chinesische Version von Amazon. Zum Firmenimperium gehören auch ein eigener Bezahldienst namens Alipay und der Finanzdienstleister Ant Financial Services Group. 

Das Vermögen des ehemaligen Englischdozenten wurde zeitweilig auf bis zu 60 Milliarden US-Dollar geschätzt – eine Zeit lang war er damit der reichste Chinese. Doch Ende vergangenen Jahres verließ ihn das Glück unversehens. Dabei hatte es im Oktober noch ganz nach dem Gegenteil ausgesehen. 

Die China Securities Regulatory Commission (CSRC) genehmigte den geplanten Börsengang von Ant Financial, der 37 Milliarden US-Dollar einbringen sollte und damit der bisher größte in der Geschichte gewesen wäre. Aber genau das ließ den bis dahin eher zurückhaltenden Ma offenbar leichtsinnig werden.

Am 24. Oktober hielt der 56-jährige Selfmade-Milliardär auf dem Bund Finance Summit in Shanghai eine Rede vor der versammelten Wirtschaftselite Chinas, die an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig ließ. Das Bankensystem und die staatliche Finanzmarktkontrolle der Volksrepublik, so führte er aus, seien innovationsfeindlich und stünden unter der Fuchtel eines „Clubs alter Männer“, in dem „die Mentalität eines Pfandleihhauses“ herrsche. 

Kritik am „Club alter Männer“

Mit im Publikum saß damals auch Wang Qishan, der Vizepräsident des Reiches der Mitte und einer der engsten Vertrauten von Staats- und Parteichef Xi Jinping. Letzterer erfuhr umgehend von der Brandrede Mas und reagierte so rigoros, wie chinesische Führer das bei Kritik an der Obrigkeit üblicherweise zu tun pflegen. Der Börsengang von Ant Financial, der eigentlich als Demonstration der Stärke gegenüber dem Westen gedacht war, wurde auf der Stelle abgeblasen und das Management von Alibaba zum Rapport bei gleich vier verschiedenen Regulierungsbehörden einbestellt. Nun hieß es plötzlich, das Unternehmen trete zu dominant auf und gefährde damit den wirtschaftlichen Frieden im Lande.

Eine Woche später veröffentlichte die Regierung in Peking den Entwurf eines Gesetzes zur Beschneidung der angeblich zu großen Marktmacht von Internetplattformen wie Alibaba. Dem folgte im Dezember die Aufnahme von Ermittlungen seitens des obersten chinesischen Kartellamtes gegen Alibaba wegen „monopolistischer Praktiken“. Parallel hierzu verschwand Ma komplett aus der Öffentlichkeit, was inzwischen zu allerlei Spekulationen führt. Es drängt sich die Frage auf, ob ihm nun möglicherweise das gleiche Schicksal wie dem Immobilien-Magnaten Ren Zhiqiang droht. 

Dieser sogenannte „Donald Trump von China“ hatte Xi im Februar 2020 wegen dessen Corona-Management öffentlich als „Clown“, der sich als Kaiser geriere, bezeichnet und wurde daraufhin ein halbes Jahr nicht mehr gesehen. In dieser Zeit soll Ren „freiwillig und wahrheitsgemäß“ diverse Korruptionsdelikte gestanden haben, woraufhin ihn das Pekinger Gericht Nr. 2 am 22. September zu 18 Jahren Gefängnis verurteilte.