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15.01.21 / Leitartikel / Keil ins Volk

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 02-21 vom 15. Januar 2021

Leitartikel
Keil ins Volk
Hans Heckel

Die Wunde, welche die USA, die mächtigste und wichtigste Demokratie der Welt, seit der Präsidentschaftswahl vor gut zwei Monaten davongetragen hat, ist in ihrer Tiefe und fortdauernden Zerstörungskraft kaum zu ermessen. Was dort angerichtet wurde, wird gravierende Folgen nicht allein für die Politik und die Bürger der Supermacht zeitigen. Es wird schon wegen der Bedeutung des Landes auf die ganze Welt ausstrahlen. Die Strahlen werden giftig sein.

Donald Trump ist vorzuhalten, dass er die emotionale Dynamik, die sich in weiten Teilen seiner Anhängerschaft entwickelte und die im Sturm auf das Kapitol ihre groteske Spitze fand, nicht nur unterschätzt, sondern lange selbst mit angestachelt hat. Er sprach von „bösen“, ja „teuflischen“ Handlungen seiner Gegner. Wer in einer ohnehin hochgradig aufgeheizten Stimmung so redet, handelt verantwortungslos – oder mindestens ahnungslos, was bei einem so wichtigen Führer fast das Gleiche bedeutet.

Doch was im allgemeinen Entsetzen über die Vorgänge in Washington und die schillernde Rolle des scheidenden Präsidenten unterschlagen wird, ist der Part, den Trumps Gegner beim Drehen an der Eskalationsspirale spielen. Eine Rolle, die sie nicht nur unbelehrbar weitertreiben, sondern allen Anzeichen nach sogar noch zuspitzen wollen.

Trumps später Versuch, über die sozialen Medien die Lage zu beruhigen und seine Anhänger zu Frieden und Respekt vor den Institutionen aufzurufen, wurde per Blockade von Facebook und Twitter vereitelt. Das erweckt den Verdacht, dass die Eskalation manchen Anti-Trump-Kräften sehr gelegen kommt, was sie durch ihre lautstark vorgetragene Empörung nur zu übertünchen trachten.

Schon vor der Wahl phantasierten einflussreiche Vertreter des Lagers der Demokraten davon, Trump-Mitarbeiter auf Schwarze Listen zu setzen, auf dass sie nie wieder Fuß fassen mögen im Berufsleben. Das läuft auf die Forderung nach gesellschaftlicher Vernichtung hinaus. Die nunmehr angestrebte Amtsenthebung Trumps, mit der er alle Privilegien eines Präsidenten a. D. verlöre und nie wieder für ein öffentliches Amt kandidieren könnte, zielt in eine ähnliche Richtung.

Dieser verbissene Verfolgungswille, der sich bei den Demokraten zeigt, schaukelt die hochexplosive Gemengelage der US-Nation noch weiter hoch. Er lässt alle Beteuerungen des neuen Präsidenten Joe Biden, das Land wieder einen zu wollen, wie Heuchelei erscheinen. Der Rachedurst der neuen Regierenden und ihrer Unterstützer könnte stattdessen einen Keil ins Volk treiben, wie ihn seit dem Bürgerkrieg niemand mehr gesehen hat. Die Borniertheit muss grenzenlos sein, wo diese Gefahr nicht erkannt wird.