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15.01.21 / Königsberg / Rückkehr zum Flaschen-Recycling / Zunächst nur probeweise: In der Pregelmetropole werden Glascontainer aufgestellt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 02-21 vom 15. Januar 2021

Königsberg
Rückkehr zum Flaschen-Recycling
Zunächst nur probeweise: In der Pregelmetropole werden Glascontainer aufgestellt
Jurij Tschernyschew

Zu Sowjetzeiten gab es in fast jedem Hof eine Sammelstelle für Altglas. Plastikverpackungen und Tetrapacks gab es so gut wie gar nicht, und alle Flüssigkeiten wurden in Glasbehältern verkauft. In jedem Haushalt kam ziemlich schnell eine große Anzahl von Glasflaschen mit unterschiedlichem Fassungsvermögen zusammen, von denen man sich trennen musste. 

Es gab ein gut funktionierendes Mehrwegsystem. Die Bürger sammelten Flaschen mit Saft, Milch, alkoholischen Getränken und verschiedenen Essiggurken und brachten sie zur nächsten Glassammelstelle, die meist nicht weit entfernt war. Dort inspizierte ein Angestellter die Flaschen, um sicher zu gehen, dass sie keine Risse hatten. Dann zahlte er für das Leergut, je nach Form und Größe der Flasche zwölf bis 15 Kopeken aus. Anschließend wurden die Flaschen gewaschen, desinfiziert und wiederverwendet. 

Viele verdienten sich ein Zubrot, indem sie nach Fußballspielen oder anderen öffentlichen Veranstaltungen die zurückgelassenen Flaschen sammelten und sie bei Sammelstellen ablieferten und so einen guten Lebensunterhalt verdienten, wenn man bedenkt, dass das Monatsgehalt eines jungen Berufstätigen 100 Rubel oder bestenfalls unwesentlich mehr betrug. Tatsächlich war das Glasrecyclingverfahren zu Sowjetzeiten ein fester Bestandteil des Alltags.

Vor Kurzem beschloss die Königsberger Stadtregierung, Glassammelstellen in der Stadt einzurichten, und ließ die Ersten Altglascontainer aufstellen. Die ersten erschienen in der Hermannallee. 

Der erste Glasrecycling-Container wurde zunächst testweise aufgestellt. Alle Arten von Glas können dort entsorgt werden. Der regionale Verband der Abfallverwerter hat vor Kurzem eine Glasverwertung eingeführt, bei der Rohstoffe etwa zur Herstellung von Baumaterialien hergestellt werden, die im Königsberger Gebiet verwendet werden. Ein Teil des gesammelten Glases wurde an die Glaswerke in Gus-Chrustalnyj geschickt, die eine Reihe von Verarbeitungstests durchführten.  Aus dem Rohstoff wurden vor allem Baumaterialien, Fliesen, Pfähle sowie Zäune hergestellt. 

Vorerst sollen die Glascontainer, die aus Holzpaletten bestehen, nur an Wochenenden aufgestellt werden. Der regionale Verband der Abfallverwerter teilte mit, dass diese dann montags abgeholt würden, egal wie voll sie seien. Nach ein paar Tagen war der erste Container bereits voll. Er enthielt sieben Kubikmeter Glas. Dabei wurden alle Arten von Glas vermischt, da es keine Trennung gab.

Die regionalen Abfallverwerter planen, die Zahl der Glassammelstellen in der Stadt auf zehn zu erweitern. In jedem Stadtteil soll zukünftig mindestens ein Container steht. In anderen Gemeinden der Region ist die Situation etwas anders. Der regionale Verband der Abfallverwerter hat den Unternehmern vorgeschlagen, Altglas vor Ort zu verwerten, damit das Glas nicht nach Königsberg und umgekehrt in die einzelnen Gemeinden transportiert werden muss. Es sollen vor Ort Anlagen gebaut werden, um einen eigenen Sammel- und Sortierprozess zu entwickeln. Die Kosten für eine Ausrüstung reichen von umgerechnet 22.000 bis 44.000 Euro. 

Ob die Glascontainer von der Bevölkerung angenommen werden, wird sich zeigen. Anders als zu Sowjetzeiten zahlt hier niemand für gesammeltes Glas. Allerdings ist das Problem mit überlasteten Mülldeponien ziemlich akut, so dass die neue Initiative zumindest ein kleiner Beitrag zur Lösung dieses Problems sein könnte.