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22.01.21 / Lockdown-Krise / Traditionsunternehmen gerettet / Die insolvente Berliner Pralinenmanufaktur Sawade kann nun doch weitermachen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 03-21 vom 22. Januar 2021

Lockdown-Krise
Traditionsunternehmen gerettet
Die insolvente Berliner Pralinenmanufaktur Sawade kann nun doch weitermachen
Frank Bücker

Die 140-jährige Tradition der Berliner Pralinenmanufaktur Sawade kann fortgeführt werden. Die drohende Pleite in Folge der Corona-Maßnahmen scheint abgewendet. Gegründet wurde das Unternehmen von Ladislaus Ziemkiewicz und Marie de Savadé Unter den Linden Nr. 18. Der Zarenhappen, hergestellt in reiner Handarbeit, ist die Spezialität des Hauses: Sultaninen werden über Nacht in Jamaika-Rum eingelegt, mit flüssiger Zartbitterschokolade vermischt und von Hand in kleine Töpfchen gelöffelt. Vor dem Ersten Weltkrieg belieferte Sawade einige Adelshäuser. Es ist das älteste Unternehmen dieser Art in der Hauptstadt. 

Doch infolge des Lockdown musste Sawade im August 2020 Insolvenz anmelden. Nach den Vorschriften der Bundesregierung über die Corona-Hilfen war man nicht antragsberechtigt, weil das Unternehmen im Vorjahr keine schwarzen Zahlen geschrieben hatte. Im Frühjahr 2020 fehlte wegen der Umsatzeinbrüche sogar das Geld, um Rohstoffe für die Weihnachtsproduktion einzukaufen. Die 84 Arbeitsplätze waren in Gefahr. Sawade musste einen großen Teil der Mitarbeiter kurzarbeiten lassen. 

Investorensuche endet erfolgreich

Die Eigentümer Melanie und Benno Hübel (sie Graphikerin, er Koch und Betriebswirt) sowie Geschäftsführer Michael Nielius suchten nach einem Investor. Mit Erfolg: Fintura Finance GmbH, eine Berliner Unternehmensberatung, stieg als weiterer Gesellschafter ein. Aber erst mit der Genehmigung des Insolvenzplans durch die Gläubigerversammlung am 5. Januar war die Fortführung der Firma gesichert. Nun müssen noch einige bürokratische Hürden genommen werden. Hübel: „Wir setzen nun alles daran, dass das Insolvenzverfahren bis spätestens Ende Februar 2021 aufgehoben wird. Ich bin sehr erleichtert, dass der Fortbestand von Sawade gesichert ist. Alle Arbeitsplätze konnten erhalten bleiben. Wir sind für die Zukunft mit unserem neuen Gesellschafter gut aufgestellt. Jetzt können wir gemeinsam Potential am Standort Berlin ausschöpfen.“ 

2013 stand Sawade schon einmal vor der Insolvenz. Damals stieg das Unternehmerehepaar Hübel ein und setzte auf Expansion. Das Ergebnis der Erweiterung: Fünf Läden sowie rund 350 exklusive Verkaufsstellen deutschlandweit, die Sawade beliefert. Die Zahl der Mitarbeiter stieg von 39 auf 84. Laut Hübel war die Restrukturierung des maroden Unternehmens innerhalb von drei bis fünf Jahren erfolgreich. „Dann riss uns Corona die Beine weg.“ Zwei wichtige Geschäfte wurden aus Kostengründen im Sommer dichtgemacht (KaDeWe, Hackesche Höfe). Melanie Hübel: „Die Hälfte des Umsatzes brach weg, Mieten und Löhne blieben, eine Entscheidung musste her, und zwar schnell.“ Aktuell bringt der Lockdown auch weniger Touristen nach Berlin. Die hochpreisigen Produkte wurden von vielen Reisenden nachgefragt. Nun hofft Sawade auf Ostern und Muttertag.

Das Ehepaar Hübel gibt sich kämpferisch: „Uns geht es darum, dieses Handwerk zu erhalten und diese wunderbare Manufaktur mit ihren exquisiten Produkten wieder bekannt zu machen. Was die Menschen damals schätzten und genossen, ist auch heute wieder gefragt. Regionale Spitzenqualität war, ist und bleibt ein Genuss – damals wie heute!“