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22.01.21 / Bergkarabach / Der Status bleibt ungeklärt / Putin sieht sich als Gewinner – Kontrahenten Aserbaidschan und Armenien trafen sich in Moskau

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 03-21 vom 22. Januar 2021

Bergkarabach
Der Status bleibt ungeklärt
Putin sieht sich als Gewinner – Kontrahenten Aserbaidschan und Armenien trafen sich in Moskau
Manuela Rosenthal-Kappi

Die Hände wollten sich die beiden Präsidenten der Kriegsparteien im Bergkarabach-Konflikt, der Aserbaidschaner Ilham Alijew und der Armenier Nikol Paschinjan, nicht reichen, als Wladimir Putin sie zu Gesprächen über die Zukunft der Kaukasusregion nach Moskau eingeladen hatte. Kein Wunder, denn bei dem Ende vergangenen Jahres ausgetragenen militärischen Konflikt waren Tausende Menschen ums Leben gekommen. 

Russlands Interessen in der Region

Beiden dürfte schon vor dem Treffen klar gewesen sein, dass der Kremlherr beabsichtigt, ihnen Zugeständnisse abzufordern, die vor allem eines sind: im Interesse Moskaus. Putin zögerte nicht, gleich zu Beginn des Gesprächs seine Wünsche zu verdeutlichen. Moskau geht es in erster Linie um die Öffnung der Grenzen, um Zugang zu einem Transportkorridor vom Territorium Aserbaidschans über die Autonome Republik Nachitschewan und armenisches Gebiet bis in die Türkei zu erlangen. Dieses Ziel soll mit der Wiederherstellung der Eisenbahnverbindung mit Armenien über Georgien und Abchasien erreicht werden. Moskau ist daran seit vielen Jahren interessiert. Wegen der anhaltenden Konflikte um die Separatistengebiete Nordossetien und Abchasien verhinderte Georgien jedoch bislang die Umsetzung der Pläne.

Russland hat seinen Ruf als Hauptakteur in der Region zu verlieren. Wegen seiner Untätigkeit als Schutzmacht Armeniens im aktuellen Konflikt geriet Putin zuletzt in die Kritik. Viele sahen den türkischen Präsidenten Tayyip Recep Erdoğan als geopolitischen Sieger. Putin denkt über eine dauerhafte Stationierung russischer Friedenstruppen in Bergkarabach nach, um seinen Status zu behaupten.

Wird die Eisenbahnlinie wie geplant ausgebaut, erhält Aserbaidschan eine neue Verbindung in die Türkei, Armenien eine direkte in den Iran und nach Russland sowie über diese auch eine mit der Türkei. Eriwan könnte dies neue Märkte eröffnen.

Mit dem Ergebnis des Treffens zeigt Paschinjan sich dennoch nicht zufrieden, da die regionale Neuordnung zum Nachteil Armeniens ausfällt. Das sogenannte Friedensabkommen vom 9. November sieht vor, dass die von Aserbaidschan besetzten Gebiete in der Region Arzach, die vorwiegend von Armeniern bewohnt ist, unter aserbaidschanischer Herrschaft bleiben sollen. Paschinjan steht deshalb innenpolitisch unter Druck. Nach dem Treffen in Moskau erklärte er mit düsterer Miene, dass der Status von Bergkarabach nach wie vor ungeklärt sei.