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22.01.21 / Rechtschreib-Duden / Vom Ende des grammatischen Maskulins

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 03-21 vom 22. Januar 2021

Rechtschreib-Duden
Vom Ende des grammatischen Maskulins
H. Tews

Machen wir uns nichts vor: Die Sprachpuristen werden in der Schlacht ums Gendern den Kürzeren ziehen. Die junge Generation wächst wie selbstverständlich mit Begriffen wie „Lehrende“ (für Lehrer), „Geflüchtete“ (für Flüchtlinge) oder „SchülerInnen“ auf und hält einen Ausdruck wie „Student“ für ein sprachliches Urzeitrelikt. Der Begriff gehört zu den sterbenden Wörtern, nachdem er durch die Partizipkonstruktion „Studierende“ ersetzt wurde.

Um bloß keine Stimmen von Wählerinnen zu verlieren, sind Politiker längst eingeknickt, indem sie bei jeder Gelegenheit von „Wähler und Wählerinnen“, „Bürger und Bürgerinnen“ sprechen, obwohl „Wähler“ und „Bürger“ im Plural für beide Geschlechter stehen. Nachdem die öffentlichen Sender ebenfalls auf Gendersprech umgeschwenkt sind und in Nachrichtensendungen das Binnen-I verwenden, zieht nun auch der Duden nach. So enthält die neueste Ausgabe des Rechtschreib-Dudens eine Anleitung zur Verwendung des Gendersternchens („Mieter*innen“) und des Binnen-I („MieterInnen“).

Ganz nebenbei bereitet die seit 2016 von einer Frau geleitete Duden-Redaktion den nächsten Gender­streich vor. In der Online-Ausgabe ist man gerade dabei, sämtliche im Duden erfasste Personen- und Berufsbezeichnungen zu gendern. Unter dem Stichwort „Politiker“ ist neuerdings zu lesen: „männliche Person, die (meist als Mitglied einer Partei) ein politisches Amt ausübt“. Dafür gibt es einen neuen Eintrag zu „Politikerin“ mit dem Bedeutungshinweis: „weibliche Person, die (meist als Mitglied einer Partei) ein politisches Amt ausübt“. 12.000 Einträge sollen in nächster Zeit auf entsprechende Weise geändert werden.

Mit seinem Untertanengeist in der Geschlechterdebatte kündigt ausgerechnet das führende deutsche Sprachwörterbuch das Ende des generischen Maskulins an. Diese im Plural gebrauchte Form (die Politiker, die Ärzte, die Mieter, die Kunden) umfasste bislang geschlechtsneutral sowohl Männer wie Frauen. Nach der neuen Definition sind damit nur noch die Männer gemeint. 

Dass es nicht gerade spracherleichternd ist, liegt auf der Hand. Nur mal eben zum Bäcker zu gehen ist sprachlich kaum noch möglich. Aber wer sagt schon „Ich gehe zur Bäckerin“ und sich der Inhaber als Mann herausstellt? Oder wollen Sie zukünftig von uns den Satz lesen: „Die meisten Leserinnen der PAZ sind Männer?“ 

In der „FAZ“ mokierte sich kürzlich eine Theologin, dass Sie zur „Theologieprofessorin des Jahres“ gekürt wurde. Eine Degradierung meint sie, denn so viele Professorinnen gebe es in dem Fach gar nicht. Da die gesamte Professorenschaft gemeint war, hat die Akademikerin dieses zwanghafte Gendern ad absurdum geführt.

Liebe Leser, solange die Sprachpolizei nicht kommt, hält die PAZ als kleines unbeugsames preußisches Dorf am generischen Maskulin fest. Das hat nichts mit Frauenfeindlichkeit zu tun, denn auch Sie, liebe Leserinnen, kommen in der Anrede vor.