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22.01.21 / Östlich von Oder und Neiße / Technische Hochschule Breslau mit „Gender Equality“-Programm / Studenten sollen Fälle von Diskriminierung melden – Antidiskriminierung als Finanzierungssäule der Wissenschaft

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 03-21 vom 22. Januar 2021

Östlich von Oder und Neiße
Technische Hochschule Breslau mit „Gender Equality“-Programm
Studenten sollen Fälle von Diskriminierung melden – Antidiskriminierung als Finanzierungssäule der Wissenschaft
Chris W. Wagner

Die Technische Hochschule Breslau (Politechnika Wrocławska) will „Diskriminierung bekämpfen“ und beruft eine Arbeitsgruppe für Gleichstellungspolitik.

„Wir werden mit einer Untersuchung unter den Studenten und Dozenten beginnen. Auf diese Weise wollen wir jegliches diskriminierende Verhalten aufdecken“, so Karolina Jaklewicz, die Professorin, Beauftragte an der Hochschule für Antidiskriminierungsmaßnahmen und Leiterin des 17-köpfigen Gremiums. Dieses soll auf zwei Ebenen arbeiten: der Aktivierung von Gleichstellungssensibilität und der Gründung einer Kommission, die in einem Eilverfahren alle Diskriminierungsbeschwerden untersuchen wird. 

Europäische Standards eingeführt

Die Arbeitsgruppe für Gleichstellungspolitik wurde vom Rektor des Breslauer Politechnikums, dem Professor Arkadiusz Wójs, berufen. Damit habe er sich lediglich an die Standards der Europäischen Charta der Wissenschaftler gehalten, so Jaklewicz. Die zierliche junge Frau entspricht optisch in keiner Weise der gängigen deutschen Vorstellung von einer Gleichstellungsbeauftragten und wirkt eher wie das Titelmodell einer Modezeitschrift.

Zu den Aufgaben des Gremiums gehört die Durchführung einer Studie, mit der ermittelt werden soll, wo der Schuh in diesem Feld drückt. Drei Dozentinnen der Hochschule und ein auswärtiges Team werden mit dieser Studie betraut. Eine zweite Gruppe soll Standards und das Prozedere ausarbeiten, das Studenten das Melden von diskriminierenden Handlungen erleichtern soll. Geplant ist hierfür eine Kommission, die derartige Beschwerden bearbeitet. „Wir wollen einen Raum im Netz einrichten, wo wir erklären, was Diskriminierung und Gleichheitspolitik ist. Es ist uns wichtig, dass Studenten sich hier orientieren können, wann ihre Rechte verletzt werden, wie sie damit umgehen können und wo sie Hilfe bekommen“, so Jaklewicz. Auf der Facebookseite der Hochschule berichtet sie, dass an sie Beschwerden von ausländischen Studenten herangetragen werden. Diese hätten Probleme mit der Kommunikation: „Obwohl die Vorträge in Englisch gehalten werden, sind alle Informationen drumherum nur in polnischer Sprache. Das muss sich schnell ändern“, sagt sie. Jaklewicz, die übrigens keine Gendersprache benutzt, hebt sich damit immerhin deutlich von westeuropäischer Erwartungshaltung im Hinblick auf Gleichstellungspolitik ab. 

Bevor sich eine 17-köpfige Mannschaft ihren Aufgaben stellt, würde es in diesem Falle sicherlich reichen, sich die Kommentare auf dem Hochschulportal anzuschauen. Nachdem Anfang Januar die „Antidiskriminierungsinitiative“ des Politechnikums vorgestellt wurde, haben Studenten und ehemalige Studenten ihre Meinung zum gesamten Gleichstellungsprojekt kundgetan. 

Unter 27 Einträgen haben sich lediglich vier Kommentatoren – darunter zwei Frauen – positiv zur Einrichtung der Arbeitsgruppe geäußert. Ein weiterer berichtet, dass man noch weiter gehen sollte und sich ein Beispiel an der Mickiewicz-Universität in Posen nehmen solle. Dort ruft der Studentenrat diejenigen auf, die mit ihrem im Pass eingetragenen Namen nicht einverstanden sind, diesen zu ändern, wenn die in Polen geschlechterspezifische Familiennamensendung ihrem selbstdefinierten Geschlecht nicht entspricht. Ob der Kommentar ernst gemeint oder Sarkasmus ist, kann jedoch nicht herausgelesen werden.

„Die einzige Gleichheit, die Sinn macht, ist die vor dem Recht. Jede andere Gleichheit ist Fiktion und ein Hirngespinst der Marxisten“, schreibt Arkadiusz Olejniczak und erntet von anderen Zustimmung. Cyprian Surma schreibt, ohne einen „Gender Equality Plan“ gäbe es jedoch keine Finanzierung des EU-Rahmenprogramms „Horizont Europa“.

Dieses neue Programm für Forschung und Innovation, heißt es auf der Seite des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, soll „sich an wichtigen gesellschaftlichen Fragestellungen wie zum Beispiel Gesundheit, Umwelt und Verkehr“ orientieren. „Ein zentrales Ziel“, so heißt es weiter, „ist es, Exzellenz in der europäischen Wissenschaft zu fördern“