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29.01.21 / Herkunft des Virus SARS-CoV-2 Manches spricht dafür, dass der Krankheitserreger einem chinesischen Biowaffenlabor entwichen ist. Nun soll ein Expertenteam der Weltgesundheitsorganisation Klarheit schaffen / Kommt das Coronavirus aus dem Labor? / Was für die These vom künstlichen Krankheitserreger spricht

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 04-21 vom 29. Januar 2021

Herkunft des Virus SARS-CoV-2 Manches spricht dafür, dass der Krankheitserreger einem chinesischen Biowaffenlabor entwichen ist. Nun soll ein Expertenteam der Weltgesundheitsorganisation Klarheit schaffen
Kommt das Coronavirus aus dem Labor?
Was für die These vom künstlichen Krankheitserreger spricht
Wolfgang Kaufmann

Am 14. Januar landete ein Expertenteam der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in der chinesischen Millionenstadt Wuhan, um dort nach dem Ursprung des SARS-CoV-2-Ausbruchs zu suchen. Nach offizieller Pekinger Lesart soll der Verkauf von Wildtieren auf dem örtlichen Großhandelsmarkt für Fische und Meeresfrüchte der Auslöser für die Pandemie gewesen sein. Das freilich dürfte nicht der Wahrheit entsprechen, denn mindestens ein Drittel der ersten Gruppe von Corona-Infizierten hatte keinerlei Verbindungen zu dem Markt.

Expertenteam der WHO in Wuhan

Dazu kommen einige Besonderheiten des Erregers, die bereits Anfang vorigen Jahres dazu führten, dass Forscher dessen natürliche Herkunft in Frage stellten. Besonderes Aufsehen erregte dabei die am 27. Januar 2020 erschienene Studie von neun Wissenschaftlern des Indian Institute of Technology in Neu-Delhi um Prashant Pradhan. Dieser zufolge weist der neuartige Erreger mehrere höchst spezifische Gen-Sequenzen auf, die ihn infektiöser als andere Coronaviren machen und aus extrem unwahrscheinlichen Mutationen resultieren, die so selten sind wie Sechser im Lotto. Deshalb ging das Team von Pradhan auch von einer künstlichen Entstehung des Virus SARS-CoV-2 aus.

Im Februar schrieben dann Xiao Botao und Xiao Lei von der South China University of Technology in Guangzhou in einem Artikel, der auf der Plattform „ResearchGate“ hochgeladen, aber dann wohl auf Druck der chinesischen Behörden alsbald wieder entfernt wurde, das Virus stamme aus dem Hochsicherheitslabor des Wuhan Institute of Virology (WIV). Dem pflichtete im April der französische Virologe Luc Antoine Montagnier bei. Der Medizin-Nobelpreisträger des Jahres 2008, der 1983 den Erreger der Immunschwächekrankheit AIDS entdeckt hatte, sagte im Rahmen eines Fernsehinterviews, dass das Virus SARS-CoV-2 zweifelsfrei im WIV gezüchtet worden sei. Wortmeldungen gleichen Inhalts kamen später auch noch von den Mikrobiologinnen Yan Li-Meng von der Hong Kong School of Public Health und Rossana Segreto von der Universität Innsbruck.

Und tatsächlich sind in China sogenannte Gain-of-Function-Experimente mit Viren gang und gäbe. Deren Ziel besteht darin, neuartige Erreger zu schaffen, deren „Funktionsfähigkeit“, also krankmachende Wirkung, deutlich höher liegt als bei ihren natürlichen Verwandten. Offiziell geht es dabei darum, Mittel gegen potentiell gefährliche Keime zu finden. Allerdings können auf diese Weise auch tödliche Biowaffen entwickelt werden. Ein Musterbeispiel für solche janusköpfigen Forschungsprojekte ist die Kreation des „pandemietauglichen“ Grippevirus-Hybriden H5N1/H1N1 durch Virologen des Harbin Veterinary Research Institute der chinesischen Akademie der Wissenschaften unter Zhang Ying, über die im Juni 2013 ein Aufsatz in der Fachzeitschrift „Science“ informierte. Und im WIV fanden offenkundig auch Experimente statt, bei denen in der Natur vorkommende SARS-Viren künstlich infektiöser gemacht wurden. Davon zeugt unter anderem ein chinesischer Forschungsbericht in „Nature Medicine“ vom 9. November 2015.

Gleichzeitig gilt das Labor in Wuhan als relativ unsicher, insbesondere wegen der mangelhaften Kompetenz seines Personals. Das vermeldete beispielsweise der US-Generalkonsul in Wuhan, Jamie Fouss, der Anfang 2018 Gelegenheit zur Besichtigung des WIV hatte.

Das Labor in Wuhan gilt als unsicher

Sollte das Virus SARS-CoV-2 tatsächlich künstlichen Ursprungs sein und aus China stammen, dann wären gezielte Vertuschungsversuche Pekings zu erwarten. Und hier kommt nun ein Artikel im Fachblatt „Nature“ vom vergangenen Februar ins Spiel. Darin beschreiben die zwei staatlichen Vorzeigevirologen Zhou Peng und Shi Zhengli den angeblich in vielen natürlichen Biotopen beheimateten direkten Vorfahren des neuen Corona-Erregers namens RaTG13, der nun plötzlich ganz von selbst mutiert sei. Allerdings fanden andere Forschergruppen bald danach deutliche Hinweise darauf, dass dieses ominöse Virus überhaupt nicht existiert. Parallel hierzu stießen die Virologin Yan und deren Kollegen Kang Shu, Guan Jie und Hu Sanchang auf ein anderes Phänomen: Die Mechanismen, mit denen sich SARS-CoV-2 an menschliche Zellen bindet, sind die gleichen wie bei den harmlosen Corona-Viren SL-CoVZC45 und SL-CoVZXC21, die seit 2013 vom chinesischen Militär erforscht werden. Spontane natürliche Kreuzungen der beiden Erreger mit dem SARS-Virus liegen indes kaum im Bereich des Möglichen. Ob das WHO-Team all dem nachgehen will und kann, bleibt abzuwarten.