19.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
29.01.21 / Blick nach Lüneburg / „Die Welt in Schwarz und Weiß“ / Jahresrückblick des Ostpreußischen Landesmuseums: Das „verrückte“ Museumsjahr 2020

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 04-21 vom 29. Januar 2021

Blick nach Lüneburg
„Die Welt in Schwarz und Weiß“
Jahresrückblick des Ostpreußischen Landesmuseums: Das „verrückte“ Museumsjahr 2020
Jana Stengel

Ein turbulentes Jahr liegt hinter dem Ostpreußischen Landesmuseum mit Deutschbaltischer Abteilung (OL). Traditionell blickt man am Jahresanfang auf das vergangene Jahr zurück, hält inne und reflektiert. Was ist gelungen, was soll im neuen Jahr anders werden? Auch das OL schaut auf das, was war und auf das, was kommt und gibt einen kurzen Rückblick in sein Museumsjahr 2020.

Vor zwölf Monaten sah alles noch großartig aus. Das OL erhielt vom niedersächsischen Museumsverband das Museumsgütesiegel für weitere sieben Jahre, der Minister übergab die Urkunde persönlich, verbunden mit vielen anerkennenden Worten. 

Ein prophetischer Titel

Die Besucherzahlen in den ersten Monaten waren exzellent und noch mehr stand zu erwarten, denn die Ausstellung zu ihrem 75. Todestag über die berühmteste Künstlerin Ostpreußens, Käthe Kollwitz, sollte eröffnet werden unter dem Titel „Die Welt in Schwarz und Weiß“ – ein nahezu prophetischer Titel, denn im März kam ein tiefes Loch: der erste Lockdown, die erste Schließung. Anfang März konnte noch im Auftrag der niedersächsischen Regierung die deutschbaltische Kulturarbeit in Dorpat (Tartu) im Rahmen des Deutsch-Estnischen Frühlings vorgestellt werden, aber dann ging nichts mehr. Zahlreiche Projekte fielen ins Wasser oder mussten aufwendig umkonzipiert werden. Die so perfekt für Schulklassen und Familien optimierte Ausstellung zum Tierfilmer Heinz Sielmann wurde noch aufgebaut, aber blieb wochenlang den Besuchern verwehrt. Schulklassen konnten dann auch nach Wiedereröffnung leider nicht kommen.

Trotz aller Verunsicherung über die weitere Entwicklung versuchten die Mitarbeiter des OL das Beste. Technisches Equipment wurde angeschafft und viel Neues ausprobiert und gelernt. Wie viele hat auch das OL die Schleusen der digitalen Kanäle weit geöffnet, viele kleine Filme produziert und auf dem eigenen Youtube-Kanal sowie Facebook und Instagram online veröffentlicht. Natürlich wurde vorbereitend ein Hygienekonzept erarbeitet. Im Mai dann endlich wieder Besucher – und die Rückmeldungen waren großartig.

Bald durften wir, wenn auch nur mit zehn Personen, auch wieder Führungen anbieten. Im September dann endlich eine Ausstellungseröffnung – „hybrid“, wie es neudeutsch heißt. Zur „Reise um die Welt. Adam Johann von Krusenstern zum 250. Geburtstag“ gab der Botschafter der Republik Estland, S.E. Herr Alar Streimann, dem OL die Ehre, und reiste extra aus Berlin an – für ein recht kleines Live-Publikum, aber dafür war ein nennenswertes Online-Auditorium zugeschaltet, als in den Museumsräumen sozusagen die Segel gesetzt wurden. Anfang November wurde es wieder still im Museum: Mit Bedauern wurden aufgrund des Infektionsgeschehens wieder die Türen geschlossen, erneut waren viele Projekte und Pläne Makulatur. Stattdessen gab es als adventlichen Trost einen virtuellen Adventskalender, hinter dessen Türchen sich Tag für Tag 24 kleine Geschichten und Exponate rund um unsere Ausstellung und Sammlung verbargen. 

Wie geht es weiter?

Der Lockdown ist bis mindestens Mitte Februar verlängert, aber das Ende der Schließung keineswegs sicher. Schon seit November ist die herausragende Ausstellung „Textile Lebensräume. Anneliese Konrat-Stalschus“ aufgebaut und hat noch keinen einzigen Besucher empfangen dürfen. Derzeit arbeiten wir mit Hochdruck daran, soviel wie möglich vom lange vorbereiteten Jahresprogramm zu retten. Sobald mehr Klarheit besteht, werden konkrete Laufzeiten der für 2021 vorgesehenen Ausstellungen und Informationen unserer sonstigen Kulturangebote veröffentlicht. Trotz aller Einschränkungen wird es ein spannendes Museumsjahr der Begegnung, des Staunens und der Freude an Kunst und Kultur, digital und hoffentlich bald auch wieder vor Ort.