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29.01.21 / Der Wochenrückblick / Melanie muss ran / Warum sich das Arsenal der Lockdowner bedenklich leert, und wie wir jetzt aufs Ganze gehen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 04-21 vom 29. Januar 2021

Der Wochenrückblick
Melanie muss ran
Warum sich das Arsenal der Lockdowner bedenklich leert, und wie wir jetzt aufs Ganze gehen
Hans Heckel

Kurz keimte Hoffnung auf: Wir haben was Neues! Astra-Zeneca hieß der Schlager der Woche. Seit bei der Impferei alles drunter und drüber geht und selbst die gewogensten Medien die politische Verantwortung der Regierung Merkel für das Desaster kaum noch wegretuschieren können, basteln wir schwitzend an allen erdenklichen Ablenkungsmanövern. Doch aus dem Popanz „Impfgegner“ wich die Luft schneller, als sie die Kampagnen-Kapitäne hineinpumpen konnten. „Impfgegner“ als große Gefahr hinzustellen war angesichts der fehlenden Vakzine eben allzu lächerlich. Schade um die Mühe – aber was soll man machen? 

Dann hatten wir Biontech/Pfizer ins Visier genommen, die plötzlich viel zu wenig Impfstoff liefern. Hat aber auch nicht geklappt, denn die Öffentlichkeit fand rasch heraus, woran der Mangel wirklich liegt: Die Politik hat viel zu spät bestellt. In den Monaten davor konnte der Hersteller seine Kapazität kaum hochfahren, da er ja gar nicht wusste, wie viel er von dem Zeug überhaupt loswird. Kein vernünftiger Manager lässt Werke bauen für Produkte, auf denen er nachher sitzen bleibt. War also wieder nichts.

Nun jedoch kam endlich ein vielversprechender Sündenbock des Wegs – dachten wir zumindest: Astra-Zeneca bevorzugt hinterrücks andere Regionen als die EU bei der Belieferung mit Impfstoff, tönte es aus den Medientrompeten. Die Schurken sind entlarvt! Wenn jetzt noch einer mault, dass wir mit dem Impfen nicht von der Stelle kommen, muss Berlin nur mit dem Finger auf den Gauner-Konzern zeigen: Die waren’s!

So war es zumindest geplant. Leider kam wieder etwas in die Quere. Der Impfstoff von Astra-Zeneca soll bei über 65-Jährigen einen Schutzeffekt von mickrigen zehn Prozent entfalten. Das dürfte nur unwesentlich über der Wirksamkeit von Traubenzucker liegen, nach dessen Einnahme man sich auch gleich viel frischer fühlt. Aber hilft das gegen Covid? Anders gesagt: Ob Astra-Zeneca liefert oder in Hamburg ein Spaten umkippt, dürfte für die Pandemiebekämpfung bei den besonders bedrohten Alten etwa gleich wichtig sein.

Zu Astra-Zeneca fällt uns noch etwas anderes ein, da sind nämlich die Briten dabei. Mit denen haben wir noch ein Hühnchen zu rupfen, seit die sich, ohne Brüssel um Erlaubnis zu fragen, selbst in die Unabhängigkeit von der EU entlassen haben. Ein Akt unverhohlener Rebellion, und das auch noch per „Volksabstimmung“ – da dreht sich dem Berliner Polit-Adel der Magen um.

Um den Abtrünnigen eins drauf zu geben, opfern wir sogar Heilige Kühe. Sie erinnern sich, wie laut unsere Empörung ausfiel, als Donald Trump Corona als „chinesisches Virus“ bezeichnete. Rassismus! Typisch für den Kerl. 

Vor diesem Hintergrund kommt uns der Titel „britische Mutation“ verblüffend leicht über die Lippen. Von „Rassismus“ spricht keiner mehr. Das habt ihr davon, ihr aufmüpfigen Angelsachsen!

London wird’s gelassen sehen, zumal man in der Downing Street genau weiß, was man der Mutante mit dem Kürzel B117 zu verdanken hat. Boris Johnson hatte sich in eine knifflige Lage manövriert, als er den Briten versprach, zu Weihnachten keinen Lockdown zu verhängen. Dann plötzlich stieg im Dezember die Zahl der positiven Tests an. Warum, konnte wie üblich niemand richtig erklären. Nur wissen wir ja mittlerweile, dass ein Politiker in so einer Situation irgendetwas machen muss, auch wenn er und seine Experten keine Ahnung haben, ob’s hilft. Das ist egal, Hauptsache, „die Politik tut etwas“. Sonst ist sie nachher an allem schuld.

Also musste Johnson doch einen Weihnachts-Lockdown befehlen. Aber womit sollte er das begründen? Dass er sich verschätzt hatte? Der Mann ist Politiker! Geht gar nicht. Und nun? In dem Moment bog die Nachricht von einer neuen Mutation um die Ecke. Der Premier griff beherzt zu und würzte die Sache mit der Aussage, B117 könnte bis zu 70 Prozent ansteckender sein als das herkömmliche Virus. Woher er das wusste? Stellen Sie gefälligst nicht solche „Leugner“-Fragen!

Von da an ging alles von selbst mit dem Weihnachts-Lockdown. Der tolle Erfolg blieb im Berliner Kanzleramt nicht unbemerkt. Angela Merkel erkannte die ungeheuren Chancen, die B117 eröffnet, und bastelte daraus mit dramatischer Geste die „dritte Welle“, die selbstverständlich alles in den Schatten stellt, was wir schon erlebt haben.

Das Beste an der „dritten Welle“ besteht darin, dass sie in der Wirklichkeit (noch?) gar nicht existiert. Daher kann sie niemand untersuchen und auf ihre tatsächliche Gefährlichkeit hin messen, weshalb man alles in sie hineinmalen kann, was die Apokalypse hergibt. Aus diesem schaurigen Gemälde lassen sich alle nur denkbaren Schreckensszenarien ableiten – und damit ebenso die entsprechenden Forderungen nach noch härteren Maßnahmen. Karl Lauterbach war im Paradies angekommen.

Dachte er. Denn kaum ist die B117-Welle in der Berliner Theorie zur wahren Sintflut angeschwollen, da vermasseln uns die Gesundheitsämter von den britischen Inseln auch diese Tour – mit ganz und gar nicht hilfreichen Daten aus der Praxis. Danach ist die Welle seit ihrem Höhepunkt am 10. Januar schon wieder steil am Fallen. Speziell aus Irland kommen Mitteilungen, die sogar noch entmutigender ausfallen als die aus Großbritannien. 

Dort ist nicht nur die Zahl der positiven Testungen binnen zwei Wochen auf ein Fünftel gefallen. Irische Forscher fügen zudem an, dass der Anstieg stattgefunden habe, noch bevor B117 eine starke Verbreitung auf der grünen Insel erreicht hatte, während die schnelle Verbreitung der Mutante die rasante Verbesserung der Zahlen danach offenbar nicht gestoppt hat.

Das darf doch alles nicht wahr sein! Da lässt uns B117 also ebenfalls im Stich. Die Welt ist böse. 

Wir müssen den Kopf dennoch nicht hängen lassen. Unsere Kanzlerin ist vertraut mit dem Bösen in der Welt und rüstet auf. Da selbst der treue Christian Drosten schwächelt und nicht alle Gruselgemälde zur Mutante ohne Weiteres signieren möchte, hat sich Merkel die ultimative Waffe ins Boot geholt. Die bis vor Kurzem kaum bekannte Virologin Melanie Brinkmann ist Unterstützerin der kommunistisch inspirierten Initiative „Zero Covid“ und feuert der Kanzlerin argumentativ den Weg frei. 

Das Ziel von „Zero Covid“, die Inzidenzzahl nicht bloß auf unter 50, sondern auf null zu senken, ist beglückenderweise derart unrealistisch, dass wir keinerlei Querschüsse aus Wissenschaft und Wirklichkeit mehr zu fürchten hätten. Da unerreichbar, könnte man damit den Lockdown unbegrenzt verschärfen und verlängern, bis sich im Land außer der unvermeidlichen Rest-Inzidenz gar nichts mehr rührt. Nachdem Thilo Sarrazins Prophezeiung „Deutschland schafft sich ab“ bislang nicht so vollständig eingetroffen ist, wie es viele erhofft haben, hätten wir endlich den Schlüssel in der Hand, um den populären Buchtitel wahr zu machen.