25.04.2024

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05.02.21 / TV-Kritik / Öko-Müll am Traumstrand / Hannes Jaenicke als Retter des Indischen Ozeans – ARD zeigt Pilotfilm, der zu einer Reihe aufwachsen soll

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 05-21 vom 05. Februar 2021

TV-Kritik
Öko-Müll am Traumstrand
Hannes Jaenicke als Retter des Indischen Ozeans – ARD zeigt Pilotfilm, der zu einer Reihe aufwachsen soll
Anne Martin

Große Aufregung am Strand von Mauritius im Indischen Ozean: Ein Walkalb ist gestrandet und wird von eilig herbeirennenden Menschen mit Wasser begossen. Die Zeit läuft – mit vereinten Kräften wird das Tier zurück ins Meer geschoben, wo es schnaufend Fontänen spritzt. Als ein weiterer Meeressäuger wenig später tödlich verletzt an einem Strand angetrieben wird, ist das Feld für die Problemlage im Tropenparadies eröffnet. Hatte das Tier seine Orientierung verloren und war deshalb unter die Schiffsschraube eines Bootes geraten? Und wenn ja, warum? 

Wale schützen! Meere retten! Erstaunlich eigentlich, dass das Thema bisher eher TV-Dokumentationen vorbehalten blieb. Nun also ein „Hybrid“, wie Regisseur Sven Fehrensen bekennt – eine Mischung aus Fiktion und Doku. Dass der Pilotfilm „Retter der Meere – tödliche Strandung“ (Das Erste, 6. Februar, 20.15 Uhr) dann doch nicht recht funktionieren will, liegt an Action-Szenen, die man eher im Vorabendprogramm verorten würde, an einer konfektionierten Hintergrundmusik, vor allem aber an einem holzschnittartigen Drehbuch, in dem die Meeresforscher die Guten verkörpern, die Politiker vor Ort sowie der Besitzer einer luxuriösen Hotelanlage die Bösen.

Hannes Jaenicke geht voll in seiner fast schon aufdringlichen Rolle als Mahner und Naturschützer auf, mit der er bereits mit eigener Sendereihe im ZDF unterwegs war. Mit dem Mikrophon in der Hand liest dieser als Meeresbiologe Reno Finnings den Honoratioren der Insel die Leviten: „15 Millionen Tonnen Plastikmüll landen jedes Jahr im Meer!“ In seiner Rolle als Gründer der „Global Ocean Foundation“ zeigt er sich immerhin als Pragmatiker, der zusammen mit dem Resort-Eigentümer eine Wohltätigkeitsgala ausrichten will, um Gelder für eine zweite Schutzzone zu generieren. 

Sein Gegenspieler ist der idealistische Meeresforscher Pit Wagner (Daniel Roesner), der ihm Kungelei mit den Reichen vorwirft: „Die Leute, die Champagner saufen, sind das Problem!“ Als interne Reizfigur wird den beiden eine Verhaltensforscherin (Haley Louise Jones) zur Seite gestellt, deren Kompetenz sich in einer überwiegend mürrischen Miene äußert. Aufgesetzt wirkt ein Nebenstrang der Handlung, in dem Kinder aus den Klauen von Kriminellen befreit werden müssen. Eine Eingeborenen-Mafia verwendet zum Fischen Dynamit und zwingt Kinder zum gefahrvollen Einsammeln der toten Fische.

Das Problem des Films ist sein demonstrativ pädagogischer Ansatz. Handlung und schauspielerische Leistungen sind offensichtlich nachgeordnet. So bleiben schöne Bilder von Mauritius, das erst im August vergangenen Jahres eine Umweltkatastrophe erlebte, als aus einem havarierten Frachter unweit eines Traumstrandes viel Öl ausfloss. Es bleiben weiterhin Bilder von Walen, die zum Teil aus Naturdokumentationen übernommen wurden – und es bleibt die Erkenntnis, dass gut gemeint längst nicht bedeutet, dass es auch gut gemacht ist.