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05.02.21 / Hans Böckler / 70. Todestag des ersten DGB-Chefs

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 05-21 vom 05. Februar 2021

Hans Böckler
70. Todestag des ersten DGB-Chefs
Manuel Ruoff

Mittlerweile dürfte die Hans-Böckler-Stiftung bekannter sein als der Namensgeber des Mitbestimmungs-, Forschungs- und Studienförderungswerks des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB). Dabei ist der erste Vorsitzende des DGB nicht ganz unwichtig. Dieses gilt vor allem für die Angehörigen der Montanindustrie sowie die Flüchtlinge und Vertriebenen.

Johann Georg „Hans“ Böckler gehörte noch zu jener Generation von Gewerkschaftsfunktionären, die nicht nach der Schulausbildung Soziologie, Politologie oder Pädagogik studiert und nie eine Werkshalle längere Zeit von innen gesehen haben, sondern zu denen, die noch aus der Arbeiterschaft stammten, selbst Arbeiter waren. Als der am 26. Februar 1875 in Trautskirchen geborene Franke 13 Jahre alt, also gerade „Teenager“ geworden war, wie man heute sagen würde, musste er den Schulbesuch abbrechen, um nach dem Tod des Vaters dessen Rolle als Ernährer einer sechsköpfigen Familie zu übernehmen. Er wurde Gold- und Silberschläger. 1894 trat er in die SPD und die Gewerkschaft Deutscher Metallarbeiter-Verband ein. Im Kaiserreich und der anschließenden Weimarer Republik machte er Karriere in Gewerkschaft und Politik, ohne allerdings sonderlich hervorzutreten. Über die anschließende Ära sagte er selbst: „In der Nazizeit habe ich einfach meine Pflicht getan, war wiederholt in Schutzhaft und wurde, wie so viele andere, wirtschaftlich vernichtet.“

Nach dem Krieg startete er durch. Abgesehen von seiner Abgeordnetentätigkeit im Landtag des neugeschaffenen Kunststaates Nordrhein-Westfalen wirkte er am Wiederaufbau der Gewerkschaften in Köln und der britischen Besatzungszone mit. Nach dem Zusammenschluss mehrerer Einzelgewerkschaften zum Gewerkschaftsbund in der britischen Besatzungszone im Jahre 1947 übernahm er dessen Vorsitz. Wenige Monate nach der Verkündung des Grundgesetzes wählte der Deutsche Gewerkschaftsbund auf seinem Gründungskongress in München 1949 Hans Böckler zum ersten Vorsitzenden der neugeschaffenen Einheitsgewerkschaft.

Böckler waren nun nur noch zwei Jahre beschieden bis zu seinem Ableben am 16. Februar 1951 infolge eines Herzinfarktes. Mit Bundeskanzler Konrad Adenauer einigte sich der DGB-Chef auf die Montanmitbestimmung. Für die Flüchtlinge und Vertriebenen gewann er besondere Bedeutung durch die Initiierung des ERP-Sonderprogramms „10.000 Flüchtlingswohnungen“. Dessen größtes Einzelprojekt ist die heute noch bestehende Böcklersiedlung in Neumünster, an deren Grundsteinlegung er 1950 noch selbst teilnahm.