25.04.2024

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12.02.21 / Corona-Maßnahmen Möglicherweise ist die Zahl der Menschen, die den angeblich Leben rettenden Maßnahmen zum Opfer fallen, höher als die Zahl derer, die „an oder mit Corona“ sterben / Soziale Isolation, Existenzangst ... / Aus den mannigfaltigsten Gründen nehmen sich Menschen wegen der Corona-Maßnahmen das Leben

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 06-21 vom 12. Februar 2021

Corona-Maßnahmen Möglicherweise ist die Zahl der Menschen, die den angeblich Leben rettenden Maßnahmen zum Opfer fallen, höher als die Zahl derer, die „an oder mit Corona“ sterben
Soziale Isolation, Existenzangst ...
Aus den mannigfaltigsten Gründen nehmen sich Menschen wegen der Corona-Maßnahmen das Leben
Wolfgang Kaufmann

Tag für Tag sterben in Deutschland Menschen „an oder mit Corona“. Ebenso führen aber auch die Maßnahmen zum „Schutz der Bevölkerung“ vor dem Virus SARS-CoV-2 permanent zu Todesopfern. Genaue Zahlen erfahren die Bundesbürger indes nur im ersteren Fall. Dahingegen schweigen sich die Regierung und ihr Expertenstab über die personellen Kollateralschäden durch Lockdowns, Soziale Distanz und Traumatisierung aufgrund ununterbrochener Katastrophenberichterstattung aus. Das betrifft auch die Zahl der Suizide hierzulande seit Ausrufung der Covid-19-Pandemie am 11. März 2020.

Im Mai 2020 erschien der Gesundheitsbericht der Bundesregierung, in dem sich detaillierte Angaben zu den Selbsttötungen im Jahre 2018 finden. Insofern wird man also noch bis zum Frühjahr 2022 warten müssen, um aus dieser Quelle Zahlen für das Corona-Jahr 2020 zu erhalten. Etwas schneller arbeitet das Statistische Bundesamt. Das will im September 2021 erste Daten über die Suizide von 2020 veröffentlichen, während diese für 2019 schon vorliegen.

2018 beendeten 9396 Personen ihr Leben bewusst und freiwillig; 2019 waren es 9041. Damit starben hierzulande mehr Menschen pro Jahr durch Selbsttötung als durch Verkehrsunfälle, Mord und Totschlag, illegale Drogen sowie HIV-Infektionen zusammen. Dazu kommt eine erhebliche Anzahl von Suizidversuchen, die in keiner bundesweiten Statistik auftauchen.

Suizidbereitschaft nimmt zu

Vieles deutet darauf hin, dass es 2020 eine signifikante Zunahme von Selbsttötungen gegeben hat und die Verhältnisse mit Beginn dieses Jahres keineswegs besser geworden sind. So mehren sich jetzt Wortmeldungen wie die des Regisseurs Thomas Bohn in der Tageszeitung „Die Welt“ vom 13. Januar 2021. Darin ist von einem Suizid infolge von Existenzangst und fünf weiteren Fällen die Rede, in denen Künstler den gleichen Schritt erwägen. Dabei stehen wirtschaftliche Sorgen vermutlich nicht an erster Stelle, wenn Menschen in der Corona-Dauerkrise mit all ihren von oben verordneten Einschränkungen beschließen, aus dem Leben zu scheiden.

Für eine Zunahme der Suizidbereitschaft sorgt wohl vorrangig die soziale Isolation, die besonders alleinlebenden älteren Menschen, aber auch Heimbewohnern zu schaffen macht. Darüber hinaus hat sich das Krankheitsbild vieler psychisch angeschlagener Personen 2020 dramatisch verschlechtert, was insbesondere im Falle einer Depression fatale Folgen zeitigen kann. Diese Entwicklung resultiert neben den schon genannten Faktoren auch aus Lücken in der therapeutischen Versorgung während der Lockdowns sowie dem permanenten Stress infolge der Corona-Maßnahmen. 

Für ganz Deutschland gibt es – wie schon erwähnt – noch keine belastbaren Zahlen, aber so doch wenigstens welche aus einzelnen Bereichen. Und die verheißen nichts Gutes. Beispielsweise meldete die Feuerwehr Berlin im April 2020 eine Zunahme der Rettungseinsätze aufgrund von Suizidversuchen durch Einnahme von Überdosen antidepressiver Medikamente um 89 Prozent. Ebenso verzeichnete die Telefonseelsorge bundesweit deutlich mehr Anrufe aufgrund drängender Suizidgedanken. Aufschlussreiche Daten lieferten darüber hinaus die Justizbehörden von Nordrhein-Westfalen. Obwohl viel weniger Straftäter als 2019 einsaßen, ist die Zahl der gelungenen Suizide in den Haftanstalten des Landes von elf auf 23 gestiegen. Gleichermaßen alarmierend sind die Aussagen von Psychiatern am Klinikum Augsburg: 2020 habe man doppelt so viele Patienten wegen schwerer psychischer Pro-bleme wie eben akuter Suizidalität aufnehmen müssen wie im Jahr zuvor; parallel hierzu sei es zu einer Zunahme der Selbsttötungsversuche innerhalb des Stadtgebietes von 80 auf 130 gekommen.

Allerdings stehen diesen Aussagen Behauptungen über rückläufige Suizidraten in der Corona-Krise gegenüber, wie sie unter anderem von den Wissenschaftlern des Frankfurter Projekts zur Prävention von Suiziden mittels Evidenz-basierter Maßnahmen, der Arbeitsgruppe Suizidforschung am Universitätsklinikum Dresden und dem Landeskriminalamt Rheinland-Pfalz aufgestellt wurden. Abgesehen davon, dass nur das LKA in Mainz mit konkreten Zahlen aufwartete, die allerdings auch nicht das ganze Jahr 2020 abdecken, ist hier Skepsis angebracht. Die Theorie vom Rückgang der Suizidneigung in Krisenzeiten aufgrund einer Zunahme des gesellschaftlichen Zusammenhalts gilt keinesfalls für die Corona-Pandemie. Schließlich führte die erzwungene soziale Distanzierung zu einer Entfremdung zwischen den einzelnen Bevölkerungsgruppen.