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19.02.21 / Luftfahrt / Flugtaxis kurz vor der Marktreife / Mehr als 200 Unternehmen arbeiten weltweit daran, den Markt zu erobern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 07-21 vom 19. Februar 2021

Luftfahrt
Flugtaxis kurz vor der Marktreife
Mehr als 200 Unternehmen arbeiten weltweit daran, den Markt zu erobern
Wolfgang Kaufmann

Elektrisch betriebene Lufttaxis für zwei oder mehr Personen, die senkrecht starten und landen können, galten lange als utopisch. Inzwischen arbeiten aber bereits mehr als 200 Unternehmen weltweit daran, mit derartigen eVTOL (electric vertical takeoff and landing) genannten Fahrzeugen den Markt zu erobern. Den Anfang machten dabei große Firmen wie Airbus und Boeing. 

Doch inzwischen scheinen eher Branchenneulinge vor dem großen Durchbruch zu stehen. Das gilt insbesondere für Joby Aviation im kalifornischen Santa Cruz, die Lilium GmbH mit Sitz in Weßling bei München, die Volocopter GmbH in Bruchsal sowie die bereits börsennotierte chinesische Guangzhou EHang Intelligent Technology Co. So hat Volocopter im Dezember bei der US-Luftfahrtbehörde Federal Aviation Administration (FAA) die offizielle Zulassung für sein Modell VoloCity beantragt. 

Ein gleich geartetes Verfahren läuft bei der Agentur der Europäischen Union für Flugsicherheit (EASA). Und EHang bekam kürzlich die Genehmigung zur Durchführung von Langzeittests in Norwegen. Der Doppelsitzer EHang 216 soll nun Menschen und Material zu Bohrinseln in der Nordsee bringen.

Auffallend gut bestellt ist es um die Finanzen der führenden Lufttaxi-Entwickler. 2020 erhielten sie mehr als eine Milliarde US-Dollar Risikokapital, wobei der Löwenanteil in Höhe von 940 Millionen Dollar an Joby Aviation und Lilium ging, während Volocopter mit rund 135 Millionen an dritter Stelle rangierte. Deshalb werden Joby Aviation und Lilium nun bereits mit 2,6 beziehungsweise etwa einer Milliarde Dollar bewertet. Die Liste der Investoren spricht für sich: Intel Capital, Daimler, Tencent, JetBlue Airways, Toyota AI Ventures, Micron Technology, Geely und Japan Airlines.

Lilium will ab 2024 vor allem längere Strecken bis 300 Kilometer bedienen und damit unter anderem den ICE-Zügen der Bahn Konkurrenz machen. Dahingegen setzt Volocopter eher auf kürzere Distanzen, wie die zwischen den Innenstädten und Flughäfen oder Messestandorten, und hofft, bereits Ende 2022 den Regelbetrieb aufnehmen zu können. Unklarheit herrscht derweil noch über das genaue Geschäftskonzept von Joby Aviation. Auf jeden Fall ist das eVTOL-Modell der US-Firma extrem leise und zugleich sehr schnell bei einer Reichweite von bis zu 240 Kilometern. Damit könnte es im Prinzip sowohl im City-Bereich als auch im Umland eingesetzt werden.

Nach Ansicht von Experten wie Manfred Hader, dem Chef von Roland Berger’s Global Aerospace & Defense Practice, dürfte das Marktpotential der eVTOL-Flitzer mittelfristig bei 90 Milliarden Dollar pro Jahr liegen: „Wir schätzen, dass 2050 etwa 160.000 kommerzielle Flugtaxis in der Luft sein werden.“