25.04.2024

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19.02.21 / Kommentare / Ausweg Autokorso

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 07-21 vom 19. Februar 2021

Kommentare
Ausweg Autokorso
Erik Lommatzsch

„Wieder Proteste in vielen Städten und Regionen gegen die Regierungspolitik“ – bei einer derartigen Nachricht denkt man an die Ferne, dieser Tage etwa an Russland oder Myanmar. Zutreffen würde sie allerdings auch auf Deutschland, nur wird man entsprechende Berichte in den überregionalen Medien in der Regel nicht finden.

Die „Proteste in vielen Städten und Regionen gegen die Regierungspolitik“ finden in letzter Zeit mittels Autokorso statt. In erheblicher Anzahl bringen Gegner der Corona-Maßnahmen ihren Unmut in dieser Form zum Ausdruck, die wohl auch gewählt wurde, um nicht mit den allfälligen „Auflagen“ bei Demonstrationen zu kollidieren. Der Vorwurf der Lückenpresse – die Verzerrung der Wirklichkeit durch Auslassen – gegenüber den großen Medien ist angebracht, sobald man beginnt, aktiv zu suchen. Reichlich fündig wird man, aber fast ausschließlich bei Lokalblättern und -sendern oder mittels privat weitergeleiteter Videos. 

In Salzwedel gab es am ersten Fe-bruarwochenende einen entsprechenden Autokorso. Bei einer fünfstündigen Protestfahrt in Ostsachsen wurden 230 Fahrzeuge gezählt. In Augsburg dauerte das von einem Vorgarten aus beobachtete Defilee eine Stunde. In Mannheim 600 Autos, in Pforzheim gar 1000. Proteste gab es in Ulm, Heidelberg, Villingen-Schwenningen, Freiburg, zuvor schon in Ludwigsburg und Neubrandenburg. Von Heilbronn aus starteten 350 Fahrzeuge. Am zweiten Februarwochenende setzten sich die Korsos fort, etwa in Dessau, oder es gab eine Fahrt von Rheinstetten nach Karlsruhe, 350 Autos. Und das ist nur eine Auswahl der Orte. 

Die Lokalberichte beschäftigen sich kaum mit den Anliegen der Teilnehmer, gern aber mit verursachten Verkehrsbehinderungen oder einem harmlosen Auffahrunfall. Die großen Medien lassen die Dinge nicht nur außen vor, vor allem berichten sie nicht über die Protestwelle als Ganzes – und dienen sich damit ein weiteres Mal der Bundesregierung an.