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19.02.21 / Königsberg / Ein Kleinod soll versteigert werden / Bei russischen Investoren äußerst beliebt: Alte deutsche Villen im Stadtteil Amalienau

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 07-21 vom 19. Februar 2021

Königsberg
Ein Kleinod soll versteigert werden
Bei russischen Investoren äußerst beliebt: Alte deutsche Villen im Stadtteil Amalienau
Jurij Tschernyschew

In Königsberg wurde eine alte Villa in der Ottokarstraße [Ogareva] zur Versteigerung gestellt. Dies wurde durch eine Anzeige bekannt, die auf der Internetseite Dom.rf veröffentlicht wurde. Der Anfangspreis der Anlage ist mit umgerechnet  843.000 Euro angegeben. Das  860 Quadratmeter große Gebäude steht auf einem 0,15 Hektar großen Grundstück.

Die sogenannte Villa Michaelis befindet sich an der Ecke der Körte- und der Ottokarstraße. Sie wurde 1905 von Ernst Michaelis, dem Direktor der Norddeutschen Creditgesellschaft, erbaut. Das architektonische Erscheinungsbild der Villa vereint Elemente verschiedener Stile. Die Ecken des Gebäudes sind mit massiven Flachreliefs verziert, die Frauen in antiker griechischer Kleidung darstellen. Der Anbau mit Balkon wird von Männerköpfen mit ägyptischem Kopfschmuck eingerahmt, der Eckturm über der Villa ist im gotischen Stil gestaltet. Zu diesem erstaunlichen Arrangement kommt noch hinzu, dass das Dach des Holzbalkons im Jugendstil gehalten ist. Das Gebäude ist aus weißverklinkertem Ziegelstein gebaut.

1905 erbaut

Dass dieses einzigartige Kleinod versteigert werden soll, war bereits 2019 im Gespräch. Da sich das Grundstück, auf dem das Haus steht, seit 2009 in staatlichem Besitz befindet, wird die Privatisierung des Grundstücks und des Gebäudes von der privaten Aktiengesellschaft Dom.rf abgewickelt, deren Gründer die staatliche Agentur für staatliche Vermögensverwaltung ist.

Aus den Begleitunterlagen zum Grundstück geht hervor, dass das Nutzungsrecht des großen Grundstücks für ein bestehendes Verwaltungsgebäude eingetragen ist. Der Katasterwert des Grundstücks wird mit umgerechnet 690.000 Euro angegeben, weitere knapp 1,7 Millionen Euro beträgt der geschätzte Wert des Gebäudes.

Im Gegensatz zu vielen ähnlichen Bauten im Königsberger Gebiet hat die Villa Michaelis ihr ursprüngliches Aussehen gut bewahrt, und sie war fast nie baufällig. Vor dem Krieg lebte hier der Unternehmer Erich Haslinger, der am Bau des Königsberger Flughafens Devau maßgeblich beteiligt war.

 Nach dem Zweiten Weltkrieg befand sich hier bis ins Jahr 1995 ein Kindergarten. Danach  wurde das Gebäude an das Honorarkonsulat von Griechenland in Königsberg übergeben, das die Restaurierung der Villa durchführte. Die Anlage wurde von der Avtotor-Holding bis zum Jahr 2025 gepachtet, was nicht verwunderlich ist, denn Honorarkonsul Griechenlands in Königsberg ist der Gründer der Avtotor-Holding, Wladimir Scherbakow.

Villen im ehemaligen Stadtteil Amalienau sind bei wohlhabenden Bürgern und Investoren sehr gefragt. In den letzten Jahren haben viele Villen rund um die Körteallee den Besitzer gewechselt. Sie wurden in ihrem historischen Aussehen restauriert und sind nun in einem hervorragenden Zustand.

Heute kommen Touristen gerne in diesen Stadtteil, wenn sie eine charakteristische Ecke des alten Königsberg kennenlernen wollen.