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19.02.21 / Autorennen / Ein großes Ereignis im Jahr 1935 / Ein Gumbinner geht als Sieger hervor

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 07-21 vom 19. Februar 2021

Autorennen
Ein großes Ereignis im Jahr 1935
Ein Gumbinner geht als Sieger hervor
Brigitte Stramm/CRS

In der sechsten Ausgabe des Labiauer Heimatbriefes aus dem Jahr 2004 beschreibt Bundesvorstandsmitglied und Kreisvertreterin Labiaus Brigitte Stramm, wie sie auf eine Anzeige in der Zeitschrift „Die Dame“ von 1935 stieß. Aufgrund dieser Anzeige versuchte sie akribisch, Informationen zum in der Anzeige beschriebenen Autorennen zusammenzutragen. Hier wird nun ihr gesammeltes Material auch den Lesern der Preußischen Allgemeinen Zeitung zur Verfügung gestellt. Vielleicht erinnert sich der eine oder andere an diese Begebenheit und kann sogar die Zeitungsausschnitte einer Zeitung zuordnen.

Das Ostpreußenrennen verlief im Zeitraum 11. bis 13. April von Königsberg über Moditten, Groß Heydekrug, Elenskrug, Caspershöfen, Geidau, Adlig Linkau, Kobjeiten, Nastrehen, Drugehnen, Quanditten, Perteltnicken, Groß Ladtkeim, Thierenberg, Krattlau, Geidau, Palmnicken, Groß Dirschkeim, Brüsterort, Groß Kuhren, Craam, Neu Kuhren, Rantau, Rudau, Laptau, Powunden, Liska Schaaken, Trompau, Stantau bis nach Nesselbeck. Dieses Rennen wurde seit 1925 veranstaltet und galt als äußerst anspruchsvoll sowohl für den Fahrer als auch für die Maschine, wie folgende Zeilen aus einer unbekannten Zeitung mitteilen: „Der Motorsport hat von jeher ganzen Einsatz der Persönlichkeit verlangt. Der Kraftfahrer, der zu sportlichem Wettbewerb startet, sei es eine Geschwindigkeitsprüfung, sei es eine Geländeprüfung von der Schwere der ‚Ostpreußenfahrt‘, muß – um zum Erfolg zu kommen – nicht nur mit seiner Maschine eng verwachsen sein, muß nicht nur zähen Willen und schnelle Entschlußkraft sein Eigen nennen, er muß auch eine ganz gehörige Portion Mut besitzen, – kurz er muß ein ganzer Kerl sein, vor dem man Achtung hat. “

Erinnerungsbericht

Gerd Obersteller aus Labiau erinnert sich an das Ostpreußenrennen von 1935: „In Sekunden stand alles vor meinem geistigen Auge! … es war im Frühjahr am späten Vormittag, ich stand in der Königsberger Straße zwischen der Volksschule und den Bahnschranken. Ein ‚Rudel‘ PKW kam mit erhöhtem Tempo angebraust. Die dahinter kamen stoppten vor den Bahnschranken, weil diese sich schlossen. In einem Kübelwagen … Reichswehr … stand ein Offizier im offenen Wagen und winkte dem Lokomotivführer des vorbeifahrenden Zuges mit einer entsprechenden Geste zu, er möge sich doch beeilen! Nachdem der Zug durch war, öffneten sich die Schranken und die dort wartenden PKW setzten sich in Bewegung und ab ging's durch Labiau Richtung Adlerbrücke, Laukischken. Ich glaube mich noch zu erinnern, dass es kein sonniger Tag war … ist es doch 69 Jahre her!“

In der Zeitschrift Ostpreußische Motorwelt wurde in ihrem Heft Nummer acht vom 30. April 1935 (der Verlag hatte seinen Sitz in Königsberg) über das große Motorsportereignis berichtet: „Die Ostpreußenfahrt 1935 ist vorüber. Mit ihr hat die schwerste Veranstaltung, die der deutsche Motorsport je erlebt hat, ihr Ende gefunden. Denn: So machtvoll sie als Kundgebung für den deutschen Motorsport durch ihre große Teilnehmerzahl und durch ihren äußeren Rahmen wirkte, so hoch waren die Anforderungen, die an diese Teilnehmer gestellt waren. Oft streiften sie die Grenze der menschlichen Leistungsfähigkeit, was das Ergebnis der Fahrt mit schlagender Deutlichkeit zeigt. 453 Fahrer gingen hoffnungsvoll und mutig an die große Fahrt und nur 151 gelangten wieder am dritten Tage ans Ziel. Nur 15 goldene Medaillen konnten an drei Wagen und 12 Motorräder verteilt werden. 99 Fahrer errangen die silberne und 14 die bronzene Medaille. Von fast 70 gestarteten Mannschaften kam keine strafpunktfrei und nur 8 innerhalb der Wertung ans Ziel. So wenig befriedigend dieses Ergebnis an sich ist, für den ostpreußischen Motorsport bedeutet es doch einen großen Erfolg, denn von den 15 Preisträgern sind nicht weniger als 11 Ostpreußen.

Schon lange vor dem Start hatte die Ostpreußenfahrt Königsberg ihren Stempel aufgedrückt. Der größte Teil der Reichsfahrer hatte sich einige Tage vor der Abnahme eingefunden, um sich auszuruhen, denn man hat sich allmählich im Reich daran gewöhnt, die Ostpreußenfahrt als schwere Veranstaltung zu betrachten, die man nicht einfach kassieren kann. Daß die Ostpreußenfahrt in diesem Jahre bestimmt keine Kaffeefahrt werden würde, das hatte sich schnell herumgesprochen. Die große Zahl der schmucken und hellen Sportwagen erregte überall Aufsehen, besonders auf dem Abnahmeplatz, den man diesmal auf den Hof der Kraftfahrkaserne gelegt hatte, gaben sie ein herrliches Bild. Aufsehen erregten auch die zahlreichen Kübelwagen, die von der Reichswehr gestartet wurden. Überhaupt war die Reichswehr in einem noch nie erreichten Maße vertreten, die Teilnehmerzahl der Reichswehr betrug etwa 52 Prozent.“

Hans Tanck

Der Gumbinner Hans Tanck, war nicht nur Teil der Fahrt, sondern gewann dieses anspruchsvolle Rennen auf „Wanderer“. Von der AUTO UNION AG in Zschopau/Sa. erhielt er ein vom 16. April 1935 datiertes Schreiben des Vorstandes, das Brigitte Stramm vom Sohn des Fahrers, Harald Tanck, erhalten hat. „Sehr geehrter Herr Tanck! Wir bestätigen unsere gestrige Drahtung: ‚Hocherfreut über Ihren glänzenden Erfolg bei überaus schwieriger Ostpreußenfahrt, senden aufrichtige Glückwünsche‘. Es ist uns ein Bedürfnis, Ihnen auch noch einmal brieflich unsere aufrichtigen Glückwünsche zu Ihrem hervorragenden Erfolg in der Ostpreußenfahrt aussprechen zu dürfen. Aus allen Berichten über die Ostpreußenfahrt geht hervor, daß die hier geforderten Leistungen nahezu die Grenze des für Fahrer und Maschinen Möglichen dargestellt haben. Umso höher ist es zu bewerten, daß es Ihnen gelungen ist, durch die Schwierigkeiten der drei Fahrtage hindurch strafpunktfrei das Endziel zu erreichen. Wir freuen uns, Ihnen nochmals unsere aufrichtige Anerkennung aussprechen zu dürfen.“

Weshalb im Zeitungsartikel geschrieben steht, dass kein Teilnehmer strafpunktfrei blieb, im Brief der Auto Union diese Trancks Strafpunktfreiheit hingegen betonte, muss im Dunkeln bleiben.