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19.02.21 / Historische Fliegerei / Die fliegenden Oldtimer von Usedom / Auf der Ostseeinsel bringen Fliegerasse alte Flugzeuge in die Luft – Nach dem Lockdown sollen auch Gäste wieder mitfliegen dürfen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 07-21 vom 19. Februar 2021

Historische Fliegerei
Die fliegenden Oldtimer von Usedom
Auf der Ostseeinsel bringen Fliegerasse alte Flugzeuge in die Luft – Nach dem Lockdown sollen auch Gäste wieder mitfliegen dürfen
Silvia Friedrich

Der erste Eindruck beim Betreten der Flugzeughalle ist ungewöhnlich. Da hockt ein Mechaniker auf dem Flügel einer Messerschmitt Bf 109 G aus den 1940er Jahren und werkelt intensiv im Motorraum herum. Man kommt sich wie bei den Anfängen der Fliegerei vor, wenn man die Erlebniswelt „Hangar 10“ auf dem Flughafen Heringsdorf besucht. 

Ehemals gehörte dieser abgelegene Flugplatz in Zirchow auf Usedom südlich von Heringsdorf zum Seebad Swinemünde. In der DDR nutzte die Nationale Volksarmee mit ihren Maschinen das Areal, heute landen hier die Gäste der Seebäder. Der Gründer und langjährige Chef der „Lila-Bäcker“-Kette Volker Schülke, der am 2. August 2020 im Alter von 57 Jahren bei einem Flugzeugabsturz in seiner eigenen Pilatus P-2 ums Leben kam, hatte diese Erlebniswelt gegründet, um vielen Menschen die Faszination der historischen Fliegerei nahezubringen. 

Seine nun bis zum Ende des Lockdown verwaiste Ausstellung, deren Zukunft noch unklar ist, zeigt die Welt der Fliegerei aus Sicht der Piloten und Entwickler der führenden Flugnationen wie Deutschland, USA, Großbritannien und Russland. Besonders die Wiederauferstehung vieler deutscher Flugzeuge lag ihm am Herzen. So sind diverse Messerschmitt Bf 109, eine restaurierte Focke-Wulf Fw 190 und eine Fieseler Storch von 1937 zu sehen. 

Vermächtnis des Absturzopfers

Zwei der Messerschmitts fliegen noch mit ihrem originalen Daimler-Benz-Zwölfzylinder vom Typ DB 605. Das Besondere an all diesen Oldtimern ist, dass sie sich eben immer noch in die Lüfte erheben können. Wer nach dem Besuch im Museum Lust verspürt mitzufliegen, wird von Mitarbeitern der „Erlebniswelt Hangar 10“ bei der Vermittlung eines Fluges unterstützt.

Dass der Ausstellungsgründer hier auf dem flachen Land in relativer Einsamkeit, fernab jeglicher Großstädte, dieses Unternehmen durchzog, liegt an seiner Heimatverbundenheit. Schülke stammte von Usedom, floh zur Wendezeit über Ungarn in den Westen, kam aber hierher aus Heimweh wieder zurück.

Er hat das in Europa einzigartige „Fliegende Museum“ innerhalb von zehn Jahren zu einem hohen Bekanntheitsgrad gebracht, sodass sich auch Gäste von weither hierhin auf den Weg machten. Familien mit Kindern sollten sich an der Schau erfreuen, sodass noch eine Spiel- und Erlebniswelt mit angeschlossen wurde. Diese ist in Corona-Zeiten geschlossen, aber das Restaurant mit Blick auf die Piste bleibt geöffnet und erwartet die Besucher auch weiterhin.

Den Piloten von 1939 bis 1945 setzte der Museumsgründer ein Denkmal in Form einer bronzenen Skulptur im Garten seiner restaurierten und nach seiner Frau benannten Villa „Arite“ an der Seepromenade von Heringsdorf-Ahlbeck. Die Blicke aller Passanten fallen zwangsläufig auf diese Figur, und so mancher bleibt stehen und schaut genauer hin. 

Schülkes Leidenschaft wurde ihm nun leider zum Verhängnis. Augenzeugen gaben an, dass es nach dem Start an diesem schönen Sommertag im August zu merkwürdigen Geräuschen kam und, nach einer kurzen Stille, die Maschine in ein freies Feld stürzte. Sein Vermächtnis jedoch lebt weiter.