Vom 14. Januar an hat ein internationales Team aus 34 Wissenschaftlern im Auftrag der Weltgesundheitsorganisation (WHO) versucht, mehr über die Ursprünge der Corona-Pandemie in der chinesischen Millionenstadt Wuhan herauszufinden. Dabei gab es ganz offensichtlich Probleme hinsichtlich der Zusammenarbeit mit den Gesundheitsbehörden des Reiches der Mitte.
So beklagte der australische Mikrobiologe Dominic Dwyer von der University of Sydney, dass die WHO-Delegation trotz wiederholter Bitten keine detaillierten Rohdaten zu den ersten 174 bekannten Covid-19-Fällen erhalten habe. Darüber hinaus seien die Chinesen auch nicht willens gewesen, Serum-Proben von 92 Patienten zur Verfügung zu stellen, die bereits im Oktober und November 2019 – also noch vor dem offiziell bestätigten SARS-CoV-2-Ausbruch in Wuhan – mit Corona-typischen Symptomen in Krankenhäuser eingeliefert worden waren. Dwyer betrachtete das als Beleg dafür, dass die chinesische Seite alles daran setze, ihrer Version vom Auftauchen der Lungenkrankheit ab Anfang Dezember Glaubwürdigkeit zu verleihen. Denn so könne sie weiter suggerieren, das Virus stamme aus dem Ausland – schließlich habe man ja schon am 30. November 2019 bei einem Mann in Italien SARS-CoV-2-Spuren gefunden.
Keine detaillierten Rohdaten
Trotz dieser mangelhaften Kooperationsbereitschaft der Beauftragen der Führung in Peking sah die Expertenkommission unter der Leitung des dänischen Lebensmittelwissenschaftlers und WHO-Programm-Managers Peter Ben Embarek keinen Anlass, die Hypothese vom Ausbruch des Virus aus einem Forschungslabor in Wuhan weiter zu verfolgen. Auf der Abschluss-Pressekonferenz zu der WHO-Mission am 9. Februar sagte Embarek, man rate von zusätzlichen Nachforschungen, ob der Corona-Erreger aus dem Labor komme, ab. Gleichzeitig musste er aber zugeben, dass die Forscher über keine neuen Erkenntnisse darüber verfügten, von welchem Tier SARS-CoV-2 denn nun auf den Menschen übergesprungen sei. Damit kann Peking auch an seiner zweiten Schutzbehauptung festhalten, das Virus stamme aus importierten Fleisch.
Die Aussagen Embareks lösten heftige Reaktionen in den USA aus. Joe Bidens Nationaler Sicherheitsberater Jacob Jeremiah Sullivan äußerte am 13. Februar „ernste Bedenken über die Art und Weise“, in der das WHO-Team seine Untersuchungsergebnisse präsentiert habe, und pochte darauf, dass China sämtliche Daten aus der Frühzeit des Corona-Ausbruchs offenlege. Das wiederum führte zu Vorwürfen aus Peking, Washington verleumde Länder, welche zu den treuesten Unterstützern der WHO zählten.
Auch die Weltgesundheitsorganisation scheint mittlerweile nicht mehr so darauf erpicht zu sein, der chinesischen Linie zu folgen. Denn ihr Generalsekretär Tedros Adhanom Ghebreyesus aus Äthiopien meinte unmittelbar nach der Pressekonferenz vom 9. Februar, die WHO überprüfe nach wie vor „alle Hypothesen“ über den Ursprung des Coronavirus und wolle in diesem Zusammenhang auch noch „weitere Analysen und Studien“ in Auftrag geben.