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26.02.21 / Universitäten / Schneeflocken decken Redefreiheit zu / An den Hochschulen formieren sich Bündnisse für die akademische Freiheit – England hat die Nase vorn

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 08-21 vom 26. Februar 2021

Universitäten
Schneeflocken decken Redefreiheit zu
An den Hochschulen formieren sich Bündnisse für die akademische Freiheit – England hat die Nase vorn
Harald Tews

Ist die Meinungsfreiheit an den Universitäten in Gefahr? Man muss es fast befürchten, denn sonst hätte sich kürzlich wohl gar nicht erst das „Netzwerk Wissenschaftsfreiheit“ gebildet, in dem sich 70 renommierte Akademiker wie die Historiker Jörg Baberowski und Andreas Rödder für den Erhalt der freien Rede einsetzen (die PAZ berichtete). 

Der linke Mainstream erzeugt laut der Initiatorin und Migrationsforscherin Sandra Kostner einen „Konformitätsdruck“, welcher die Freiheit von Forschung und Lehre einschränke. Druck wird vor allem von einer linken Minderheit der Studentenschaft ausgeübt, die aber dank der politischen Umstände im Land über äußerst viel Einfluss verfügt. Im Kampf gegen den „strukturellen Rassismus“ an den Unis sorgten sie in Frankfurt am Main für Schlägereien bei einer Kopftuch-Konferenz; in Hamburg konnte der AfD-Gründer und Volkswirtschaftsprofessor Bernd Lucke nach seinem Ausscheiden aus der Partei nur unter Polizeischutz seine Vorlesungen halten; und an der Berliner Humboldt-Universität scheiterte Baberowski, der seit Jahren von einer sektenhaften Studentengruppe wegen angeblicher rechtsradikaler Äußerungen regelrecht gemobbt wird, mit seinem geplanten interdisziplinären Zentrum für Diktaturforschung am Widerstand der Studentenvertreter im Akademischen Senat.

Das „Netzwerk Wissenschaftsfreiheit“ steht nicht allein da. Bereits seit einem Jahr gibt es in England die „Free Speech Union“, die sich für den Erhalt der freien Rede einsetzt. Sie ist gerade jüngst wieder tätig geworden in einem Fall an der Eliteuniversität Oxford. Am dortigen Somerville College hat die Rektorin und Labourpolitikerin Baronin Janet Anne Ro­yall ihre Studenten zu einer Online-Schulung gegen unbewusste Vorurteile verpflichtet, dessen Test sie zu 100 Prozent bestehen müssen. Es gebe, sagt sie, Beweise dafür, „dass eine Anzahl systematischer Missstände in unserer Gesellschaft, wie institutioneller Rassismus, Homophobie, Transphobie zumindest teilweise aus individuellen, unbewussten Vorurteilen erwachsen, die wir alle haben“. Wer nur eine Testfrage falsch beantwortet, muss sich einer Belehrung unterziehen. Als Gehirnwäsche renitenter Studenten könnte man das auch bezeichnen.

Die „Generation Snowflake“

Der Fall steht beispielhaft für das, was an vielen Lehranstalten zu beobachten ist, seitdem die „Generation Snowflake“ in Schulen und Universitäten eingetreten ist. Dabei handelt es sich um die Mitte der 1990er Jahre geborene Generation, die durch ihre „Wokeness“, also „Wachheit“ in Bezug auf Alltagsrassismus und Sexismus, derart empfindlich und verletzlich auf Vorurteile und Diskriminierungen reagiert, dass sie wie eine zarte Schneeflocke (Snowflake) schmilzt.

Den fehlenden Schutzschild gegen seelische Einschläge und das Null-Toleranz-Verhalten wurden zuletzt beflügelt durch die „MeeToo“- und die „Black Lives Matter“-Bewegung sowie die Denkmalstürze von sogenannten kolonialen Unterdrückern. Weil gerade im letzteren Fall die Geschichtsschreibung auf den Kopf gestellt wird, ist auch hier die Wissenschaftsfreiheit in Bedrängnis geraten.

Die britische Regierung will nun gegen diese „Zensur und Knebelung“ auf dem Campus reagieren und hat Maßnahmen zur Stärkung der Freiheit der Forschung angekündigt. So soll bei Verstößen gegen die akademische Freiheit ein „Streiter für Meinungsfreiheit“ eingeschaltet werden, der dann auch Bußgelder empfehlen kann. Wer sich an der Uni in seiner Redefreiheit eingeschränkt fühlt, soll außerdem auf Schadenersatz klagen können.

In Deutschland ist man von ähnlichen Maßnahmen gegenwärtig noch Lichtjahre entfernt. Was geschehen kann, wenn man den linken Mainstream ungehindert gewähren lässt, zeigt das Beispiel Frankreich, wo sich an den Eliteschulen über Jahrzehnte ein solches linksintellektuelles Biotop entwickelt hat, dass man gegen sexuellen Missbrauch anredet, es aber selbst praktiziert. Die Autorin Camille Kouchner hat dieses jüngst in ihrem Buch „La Familia Grande“ am Beispiel ihres Stiefvaters, des Sozialwissenschaftlers und Politikers Olivier Duhamel, thematisiert, der daraufhin von allen öffentlichen Funktionen zurücktrat.


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