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26.02.21 / Albrecht von Stosch / Erster Chef der Kaiserlichen Admiralität

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 08-21 vom 26. Februar 2021

Albrecht von Stosch
Erster Chef der Kaiserlichen Admiralität
M. Ruoff

Das kleindeutsche Kaiserreich hat keine eigene Armee gehabt. Seine Streitmacht setzte sich vielmehr aus den Streitkräften der Einzelstaaten zusammen. Das war bei der Marine anders. So wie zuvor schon der Norddeutsche Bund hatte auch das Reich eine eigene Kriegsmarine. Diese stand anfänglich klar in der Kontinuität der preußischen, denn von allen Mitgliedsstaaten des Norddeutschen Bundes und des Kaiserreiches hatte vorher nur Preußen eine besessen. So waren für die Seestreitkräfte des Norddeutschen Bundes und des Kaiserreiches anfänglich auch preußische Stellen verantwortlich. 

Das änderte sich am 1. Januar 1872 mit der Kaiserlichen Admiralität. Hierbei handelte es sich nicht um eine preußische, sondern um eine Reichsbehörde, die sowohl die Verwaltung der kaiserlichen Seestreitkräfte unter der Verantwortung des Reichskanzlers als auch den Oberbefehl nach den Anordnungen des Kaisers führen sollte.

Es ist bezeichnend für die Tradition Preußens als Landmacht, dass an ihre Spitze mit Albrecht von Stosch nicht etwa ein Admiral, sondern ein General berufen wurde. Bemerkenswert ist auch, dass mit der Berufung an die Spitze einer Reichsbehörde die Ernennung zu einem preußischen Staatsminister ohne Geschäftsbereich einherging. 1875 wurde Stosch dann nicht nur zum General befördert, sondern erhielt mit der Ernennung zum Admiral auch den vergleichbaren Marinerang.

Stosch war zuvor Stabschef der Besatzungsarmee in Frankreich gewesen. Der am 20. April 1818 in Koblenz geborene Preuße hatte umfangreiche Erfahrungen in Stabsarbeit und Verwaltung. Im Deutschen Krieg hatte er als deren Oberquartiermeister in der 2. Armee des Kronprinzen Friedrich Wilhelm gedient, mit dem ihm eine Freundschaft verband. In den Friedensjahren zwischen dem zweiten und dem dritten Einigungskrieg hatte er im Kriegsministerium als Direktor des Militärökonomie-Departements gearbeitet.

Der gebildete Altliberale schuf als Chef der Admiralität diverse wissenschaftliche Einrichtungen, so die Seewarte, das Hydrographische Amt und die Marineakademie. Er versuchte aber auch, die von der preußischen Armee gewohnte straffe Disziplin in den Seestreitkräften einzuführen. Damit machte er sich in der Flotte nicht nur Freunde. Außerhalb der Flotte brachte ihn sein Liberalismus in Konflikt mit dem Regierungschef Otto von Bismarck. 1883 erhielt er auf sein Gesuch den Abschied. Am 29. Februar 1896 ist er in Mittelheim in Rheingau, wo er ein Weingut besaß, gestorben.